Bochum-Langendreer. Das Freibad in Bochum-Langendreer wird geschlossen. Wie soll der Außenbereich umgestaltet werden? Eine Info-Veranstaltung gerät zur Abrechnung.
Bei einer Info-Veranstaltung wollten die Wasserwelten über Ideen zur weiteren Nutzung der Außenfläche vom aufgegebenen Freibad in Bochum-Langendreer informieren – und mit den Bürgerinnen und Bürgern in einen kreativen Austausch kommen. Doch das geriet eher zu einer Abrechnung. Denn die meisten Bürger, die zu dem Info-Abend kamen, haben eine sehr klare Meinung dazu – sie wollen ihr Freibad behalten.
Bochum: Neue Freibad-Pläne in Langendreer – die Bürger haben nur einen Wunsch
Der neue Chef der Wasserwelten, Marcus Müller, hat keinen leichten Stand. Schon bei seiner anfänglichen Präsentation von selbst zusammengestellten Ideenvorschlägen erntet er immer wieder Gelächter aus dem Publikum. Etwa als er darauf hinweist, man wolle in dem neuen Außenbereich die Wasser-Erfahrung möglich machen. Und dass man auch Ruhezonen schaffen wollen, um die Wasserlandschaft zu betrachten. All das, so die Meinung der Zuhörer, die zu einem großen Teil aus Mitgliedern der Bürgerinitiative „Das Freibad Langendreer darf nicht ,baden’ gehen“ bestand, kann man ja auch jetzt schon – im Freibad.
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Die Wasserwelten wollen nach der Sommersaison mit dem Umbau beginnen. Der Abriss der Freibadbecken soll zwei Monate dauern, danach wird etwa ein halbes Jahr Bauzeit für die Gestaltung des Außenbereichs veranschlagt. Im Sommer 2023 soll die „Urban Blue“ genannte Spiel- und Freizeitfläche eröffnet werden. Das Budget liegt bei 1,5 Millionen und soll laut Müller nach Möglichkeit später noch einmal aufgestockt werden.
Freibad in Langendreer: Wer die umgestaltete Außenfläche nutzen will, muss zahlen
Der künftige Außenbereich soll einen separaten Eingang bekommen. Die Nutzung kostet. Wie viel, mag Marcus Müller noch nicht verraten. Es gebe Gedankenspiele, die Preise würden aber auf jeden Fall sozialverträglich sein. Vorgesehen ist auch eine Verbindung zum Hallenbad. Und zwar sofort, unabhängig davon, dass der Innenbereich erst 2026/27 saniert und um ein Lehrschwimmbecken erweitert werden soll.
Die Wasserwelten selbst haben viele Ideen für die 26.000 Quadratmeter große Außenfläche zusammengetragen. Es soll insgesamt einen Mix aus Sport und Freizeit geben, mit Wasser- und Seenlandschaften (nicht tiefer als 30 Zentimeter), unterschiedlichen Spiel- und Klettermöglichkeiten und möglicherweise auch einer Joggingstrecke.
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Letzteres sorgt sogleich für Kritik: „Wer bezahlt denn für einen Spielplatz, für Beachvolleyball und fürs Laufen? Das gibt es am Ümminger See alles kostenlos“, äußerst ein Besucher sein Unverständnis. Andere vermissen eine Planung als Diskussionsgrundlage, erinnern daran, wie viele Kinder nicht schwimmen können, und verstehen das Rechenmodell nicht, wie auf diese Weise Personalkosten eingespart werden sollen.
Freibad-Aus: Wasserwelten schieben Verantwortung an die Politik ab
Müller erklärt, dass man sowohl fürs Hallenbad als auch für den neuen Außenbereich weniger Personal benötige. Aber man wolle auch gar keine Arbeitsplätze streichen, sondern habe den klaren politischen Auftrag, künftig nur noch maximal 13 Millionen Euro Verlust im Jahr zu machen. Daher die Neuordnung der Bochumer Bäderlandschaft, der u.a. das Freibad in Langendreer zum Opfer fällt.
Ideen können weiter eingebracht werden
Besser aus Sicht der Wasserwelten verlief ein separater Ideen-Workshop mit Schülern aus Langendreer. Die Kinder und Jugendlichen wünschen sich u.a. Klettermöglichkeiten über Wasser, eine Seilbahn und Wasserpistolen. Aber sie haben auch eine Gastronomie und sanitäre Anlagen im Blick.
Noch bis zum Ende der Osterferien ist es möglich, Ideenvorschläge zur Gestaltung des Ostbad-Außenbereichs einzubringen. Dies ist auf www.wasserwelten-bochum.de/langendreer/ideensammlung möglich.
Die Wasserwelten werden an diesem Abend nicht müde zu erwähnen, dass nicht sie die Entscheidung getroffen haben, das Freibad zu schließen, sondern die Politik – in diesem Fall der Rat. Dem wird aus dem Publikum entgegnet, dass die Bezirksvertretung in die Entscheidung gar nicht eingebunden wurde, dass der Rat auf Grundlage des Bäderkonzeptes von den Wasserwelten entschieden habe und letztlich der Aufsichtsrat der Wasserwelten den finalen Beschluss gefasst habe.
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Ideen kamen in der hitzigen Diskussion nicht zusammen. „Sie wollen wissen, was wir wollen?“, fragt eine Mutter von drei Kindern und spricht den meisten Anwesenden aus dem Herzen: „Wir wollen ein Freibad! Ohne geht hier die soziale Teilhabe verloren.“ Vielfach wird auch gefordert, den Ratsentscheid rückgängig zu machen.
Ob es soweit kommen wird, bezweifelt auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD). Sie verspricht aber, „dass wir sicher noch sprechen und überlegen werden, was wir aus dieser Veranstaltung mitnehmen“.