Wiemelhausen/Querenburg/Langendreer. Trotz der Eingemeindung 1929 wuchsen Langendreer und Bochum nie so richtig zusammen. Ein Ereignis vor 50 Jahren sollte das jedoch ändern.

Als Langendreer 1929 eingemeindet und ein Teil von Bochum wurde, zerplatzte für viele Bürger der Traum einer eigenen Stadt Langendreer. Wirklich zusammenwuchsen Bochum und sein östlichster Stadtteil deshalb lange nicht. Geändert hat sich das erst allmählich. Einen großen Teil dazu bei trug ein Geburtstagskind, das den offiziellen Namen „Universitätsstraße“ trägt.

So nennen sie allerdings nur Ortsunkundige. Die Leute in Bochum sprechen stattdessen – mehr oder weniger liebevoll, je nach Verkehrslage – von ihrer Unistraße. Nötig wurde sie durch den Bau der namensgebenden Ruhr-Universität. Die wurde als erste Universitäts-Neugründung der Bundesrepublik ab 1964 außerhalb der Stadt angelegt. Auf der „grünen Wiese“ in Querenburg gab es genügend Platz für einen großen, zentralen Campus, allerdings noch keine geeignete Verkehrsanbindung.

Luftaufnahme der Baustelle von der Unistraße in Höhe der Ruhr-Uni: Das Foto entstand am 17. August 1971. Die Zufahrten Uni-Mitte sind noch im Bau.
Luftaufnahme der Baustelle von der Unistraße in Höhe der Ruhr-Uni: Das Foto entstand am 17. August 1971. Die Zufahrten Uni-Mitte sind noch im Bau. © Stadt Bochum, Presseamt | Fotografen der Stadt Bochum

Ab dem 6. Juni 1972 war die Unistraße erstmals voll befahrbar

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Eine Straße, die den erwarteten Verkehr bewältigen konnte, musste her. Am 6. Juni 1972 war die neu gebaute Unistraße erstmalig auf ihrer gesamten Länge von der Bochumer City über das Uni-Forum bis zur Kreuzung Wittener Straße / Unterstraße in Langendreer befahrbar. Völlig fertiggestellt war sie zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Freigegeben war zunächst nur eine Spur, es galten Tempo 30 und Überholverbot.

Restarbeiten dauerten bis zum Herbst

Die Restarbeiten im Bereich der Universität sollten sich noch bis in den Herbst strecken. So lange dauerte es auch, bis die Straßenbahn bis zur Hustadt-Siedlung durchfahren konnte. Da war der Knoten Ruhr-Uni Mitte noch im Bau, erreichbar waren nun aber die Parkplätze im östlichen Bereich der Uni sowie der „Knoten Ingenieure“. Dies entlastete die bislang einzige Zufahrt über die Buscheystraße und löste ein schweres Verkehrsproblem. Die immer weiter wachsende junge Universität war nun endlich unkompliziert mit dem Auto erreichbar.

Universitätsstraße trägt seit 1969 heutigen Namen

Die Universitätsstraße wurde als Zubringer zur 1965 in Betrieb genommenen Ruhr-Universität ausgebaut. Im Januar 1962 begannen die Arbeiten für den 1. Bauabschnitt vom Hauptbahnhof bis zur Markstraße. Insgesamt ist die Straße mit Anschluss an die A 43 9,1 Kilometer lang. Universitätsstraße heißt sie seit 1969.Abschnitte der Strecke trugen vorher andere Namen, nämlich Querenburger Straße (1929 bis 1969), Westernholtstraße (1928 bis 1973), Buscheystraße (bis 1969), Luxemburger Straße (1924), Steinstraße (1904 bis 1929) und Wiemelhauser Straße (1897 bis 1969). Die heutige Unistraße verläuft vom Kurt-Schumacher-Platz bis zur Kreuzung Wittener Straße/Unterstraße.

Erstmals geöffnet wurde am 6. Juni 1972 auch die Ausfahrt in Richtung Langendreer/Witten. Als Letztes wurde die Fußgängerbrücke im Bereich Uni Mitte fertig, die Ende des Jahres ihren provisorischen Betrieb aufnahm. Auch der Fußgängerüberweg zwischen Campus und Uni-Center, das damals noch ein provisorisches Ladenzentrum war, war noch nicht fertiggestellt und sollte erst später in Betrieb gehen.

Aufnahme vom Bau einer der zahlreichen Brücken. Im Hintergrund sind die M-Gebäude der Ruhr-Universität zu sehen.
Aufnahme vom Bau einer der zahlreichen Brücken. Im Hintergrund sind die M-Gebäude der Ruhr-Universität zu sehen. © Unbekannt | Hartmut Beifuß

Große Bedeutung auch für Wiemelhausen und Querenburg

Doch nicht nur für die Anbindung an die Universität, auch für die anliegenden Stadtteile hatte die neue Schnellstraße eine große Bedeutung. Durch sie rückten die Bochumer Innenstadt und die Stadtteile Wiemelhausen, Querenburg, Langendreer und Werne enger zusammen. Das Bochumer Zentrum war nun nicht nur von hier aus deutlich schneller zu erreichen.

Eine Million Fahrzeuge nutzen im Monat die Unistraße

Auch nach der Fertigstellung der Querspange, die für Entlastung sorgen soll, ist die Unistraße für viele Menschen, unter anderem Berufspendler, immer noch sehr wichtig. Die genaue Zahl an Kraftfahrzeugen, die sie am Tag nutzen, ist schwierig festzustellen, da die Verkehrsbelastung je nach Abschnitt stark schwankt und sich durch die Querspange manches geändert hat. Vor der Fertigstellung fuhren werktags im Bereich der Uni durchschnittlich 35.000 Fahrzeuge am Tag über die Unistraße. Hochgerechnet auf einen Monat sind das rund eine Million Fahrzeuge. Zur Innenstadt hin betrug die Verkehrsbelastung etwa die Hälfte, also rund 500.000 Fahrzeuge im Monat. Bis auf den Sheffield-Ring gibt es in Bochum kaum eine Straße, auf der mehr Verkehr unterwegs ist als auf der Unistraße.

Hier ist noch die ländliche Struktur des Bochumer Südens gut zu erkennen. Die Aufnahme zeigt den Baustellen-Abschnitt zwischen Brenscheder und Markstraße. Das Foto entstand am 20. Februar 1964.
Hier ist noch die ländliche Struktur des Bochumer Südens gut zu erkennen. Die Aufnahme zeigt den Baustellen-Abschnitt zwischen Brenscheder und Markstraße. Das Foto entstand am 20. Februar 1964. © Stadt Bochum, Presseamt | Fotografen der Stadt Bochum

Allerdings rechnet die Stadt damit, dass durch die Entlastung der Verkehr in diesem Bereich um rund ein Drittel abnehmen wird. „Mit Fertigstellung der Querspange wird ein beträchtlicher Teil des Verkehrs verlagert, so dass die Unistraße hinter Straßen wie Königsallee, Castroper Hellweg, Herner Straße und Dorstener Straße etwas zurückfällt“, erläutert die stellvertretende Stadtsprecherin Tanja Wißing.

42.000 Menschen befahren die Unistraße täglich mit der U 35

Zur Unistraße gehört aber auch die U 35 als nachfragestärkste Linie in Bochum mit bis zu 42.700 Fahrgästen an einem Werktag. „Damit sind hier fast gleich viele Menschen mit dem ÖPNV wie mit Autos unterwegs“, sagt Tanja Wißing. Auch in Zukunft soll der Trend an der Unistraße weg vom Auto hin zu alternativen Verkehrsmitteln führen. „Mit der Realisierung des Rahmenplans Campus Bochum, der im Laufe der kommenden Jahre und Jahrzehnte Stück für Stück umgesetzt werden soll, wird der nach heutigen Maßstäben überdimensionierte Straßenraum zugunsten des Radverkehrs angepasst und Querverbindungen, beispielsweise durch eine neue Brücke, gestärkt. Auch eine Ausweitung des ÖPNV-Angebots mit Verlängerung der U 35 zum östlichen Rand des Technologiequartiers ist geplant“, kündigt Wißing an.