Bochum-Innenstadt. Die Stadt Bochum will die Innenstadt vom Autoverkehr weitgehend freihalten, um den Radverkehr zu stärken. Wendeanlage entsteht am Schlegelturm.
Den ersten Schritt hin zur Stärkung des Radverkehrs in der Innenstadt will die Stadt Bochum jetzt auf der Straße Willy-Brandt-Platz vor dem Rathaus machen. Dort sollen Autofahrer daran gehindert werden, in die City hineinzufahren. „Das wird eine wesentliche Veränderung für den Durchgangsverkehr“, sagt Thomas Plackert vom Tiefbauamt.
In der Bezirksvertretung Mitte erläuterte er die Pläne. „Ziel ist es, den Radverkehr zu verbessern, angelehnt an das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept für die Bochumer Innenstadt (ISEK).“ Die erste Maßnahme wird baulicher Natur: Auf Höhe des Schlegelturms, gegenüber von der „Game“-Gastronomie, wird eine Wendeanlage geschaffen.
Damit soll das sogenannte Fahrradkreuz gestärkt werden: Das neue Verkehrskonzept betrifft die Verkehrsführung im Bereich der Hans-Böckler-Straße/Viktoriastraße/Willy-Brandt-Platz und auf dem Südring. Für den innerstädtischen Radverkehr sollen die bestehenden Nord-Süd- und West-Ost-Achsen aufgewertet werden. Das Fahrradkreuz soll ab Beginn 2023 umgesetzt werden und durchgehende Verbindungen schaffen.
Wendefläche soll mit dem Viktoria-Karree fertig sein
Die Wendemöglichkeit wird einen Durchmesser von zwölf Metern bekommen, das Pflaster wird durch Asphalt ausgetauscht. Plackert: „Wenn das Viktoria-Karree im Herbst öffnet, soll die Wendeanlage fertig sein. Dann wird es ja auch keinen Busverkehr mehr über die Viktoriastraße geben.“ Heute hat die Fahrbahn des Willy-Brandt-Platzes eine Fahrbahnbreite von 6,50 Metern, wo es links in die Hans-Böckler-Straße geht.
Das neue Verkehrskonzept sieht vor, die Hans-Böckler-Straße zwischen Willy-Brandt-Platz und Brückstraße in beide Fahrtrichtungen für den Individualverkehr zu sperren. Die Durchfahrt ist dann lediglich für den ÖPNV und Radverkehr, für Lieferverkehre in eingeschränkten Lieferzeiten und zu privaten Stellplätzen gestattet. Dadurch soll konsequent verhindert werden, dass Fahrzeuge von der Alleestraße bzw. dem Westring ihren Weg über den Willy-Brandt-Platz sowie die Hans-Böckler-Straße in Fahrtrichtung Norden abkürzen.
Die Einfahrt in den Willy-Brandt-Platz am Rathaus vom Westring aus ist dann nur noch als Sackgasse möglich, daher die Wendefläche. In Höhe der Zufahrt Am Schlegelturm will die Stadt die Stellplätze für Taxis und Menschen mit schwerer Behinderung anordnen.
Geschichte der Hans-Böckler-Straße
Die Geschichte um die Verkehrssituation der Hans-Böckler-Straße ist lang. Der Seniorenbeirat beschäftigte sich seit 2011 mit dem Thema, weil insbesondere ältere Menschen das Überqueren der Straße in Höhe der City-Passage stets als zu gefährlich empfanden.
Neue Abstellanlagen
Das Ingenieurbüro PTV Planung Transport Verkehr AG hat das Verkehrskonzept Innenstadt erarbeitet. Einheitliche Beschilderungen gehören dazu. In einem weiteren Schritt werden neue Fahrradabstellanlagen in der City installiert, etwa am Ost- und Südring und auf der Herner Straße.An Straßenbahngleisen der Hans-Böckler-Straße in Bochum gab es oft Fahrradunfälle. Die Politik entschied, dass Gummilippen in den Gleisen Stürze verhindern sollen.
In der Folge wurden verschiedene Eingriffe geprüft, so etwa die Verengung der Fahrbahn auf Höhe der Passage für die Fußgänger. Dann fielen Parkplätze weg zugunsten von mehr Sicherheit für Radfahrer. Eine konsequente Sperrung, wie sie jetzt ins Auge gefasst wird, wurde stets von den ansässigen Geschäftsleuten abgelehnt.
Mitte September 2018 startete der Verkehrsversuch auf der Hans-Böckler-Straße mit dem Ziel, den Verkehr zu reduzieren, die Anwohner zu entlasten und den Fußgängern mehr Sicherheit zu geben. 2019 wurde das Pilotprojekt noch einmal verschärft; zu wenige Autofahrer hielten sich an die Auflagen. Seither habe sich zwar einiges verbessert, gefährliche Verkehrssituationen gebe es aber weiterhin.