Bochum. Der Umgang mit Tauben sorgt in Bochum für Ärger. Nachdem ein Pilotprojekt gescheitert ist, schlägt die FDP vor, Falken zur Jagd einzusetzen.
Die FDP möchte Falken in Bochum-Querenburg ansiedeln, die dort Tauben jagen sollen, um deren Population „tierschutzgerecht“ zu regulieren. Ein Gutachter hatte im Bereich der Ruhr-Uni rund um das Uni-Center etwa 410 Tauben gezählt. Ein Problem, das sich auf den umliegenden Balkonen zeigt. Die Auswirkungen, vor allem durch Taubenkot, seien „nicht unerheblich“.
Von anderen Parteien – und von Tierschützern – kommt allerdings deutlicher Gegenwind. Für „absolut sinnfrei“ hält etwa Jacqueline Raiwa vom Verein Stadttauben den Vorschlag. Auch der Fraktionschef der Grünen, Sebastian Pewny, äußert Zweifel. „Es ist sicher nicht der tierschutzgerechteste Umgang. Wir leben in einer Stadt, da müssen wir mit dem Tauben-Problem leben. Die Tauben sterben, weil sie auf ihrer Flucht in Panik gegen Scheiben fliegen. Und: Ein Falke frisst ja auch nicht 20 Tauben.“
Darf ein Falke überhaupt Stadttauben jagen? Die Stadt Bochum sagt: Nein
Von der Stadt heißt es auf Nachfrage, dass nach dem Jagdgesetz Stadttauben ohnehin gar nicht von einem Falken bejagt, sondern nur verscheucht werden dürften. „Zwar kann allein die Präsenz eines Falken Tauben kurzzeitig verscheuchen, jedoch zeigen Erfahrungswerte, dass das Problem nur verlagert wird und die Tauben zurückkommen.“ Die Tiere würden teilweise verstehen, dass ein Falke sie nicht schlägt, und die Scheu verlieren. Die Idee werde aus Verwaltungssicht für nicht zielführend gehalten.
Füttern von Stadttauben kostet 45 Euro
Insgesamt hat die Stadt im vergangenen Jahr in acht Fällen Geldbußen wegen Fütterung von Wildtauben verhängt. Das Füttern der Tauben kostet im Regelfall 45 Euro.Dass Tauben in er Stadt gefüttert werden – und das auch auffällt – kommt aber wohl häufiger vor. Die Stadt appelliere bevorzugt an das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger, heißt es. Es werde auf das Verbot hingewiesen und nicht sofort eine Geldstrafe verhängt.
Um der Masse an Stadttauben in Querenburg Herr zu werden, hatte die Stadt in Kooperation mit dem Verein Stadttauben zunächst auf ein Pilotprojekt gesetzt. Seit August 2019 gibt es den Taubenbauwagen in Querenburg. Die Idee: Tauben sollen über Futter gezielt zum Brüten in den Wagen im „Graffiti-Tunnel“ gelockt werden; die Eier sollen dann von Tierschützern gegen Attrappen ausgetauscht werden. Ein externer Gutachter stellte dem Projekt ein miserables Zeugnis aus, es soll nicht fortgeführt werden.
Stadttauben-Verein sieht Standort des Taubenbauwagens als Problem
Die Aktivistinnen und Aktivsten des Stadttauben-Vereines sehen das Problem ebenso wie der Gutachter im Standort des Taubenbauwagens. Wilde Brutplätze in kleinen Nischen und Schlitzen müssten in der Umgebung verschlossen werden. Ein Standort auf einem Dach sei deutlich sinnvoller und natürlicher. Das sei dem Verein aber nicht erlaubt worden.
Doch wie geht es nun weiter im Umgang mit Stadttauben, die ja nicht nur in Querenburg für Verunreinigungen sorgen? Es sei geplant, dass im August ein Austausch zwischen Stadt, Gutachter, Politik und Taubenschützern stattfindet, um über die Taubensituation und mögliche Vorgehensweisen zu sprechen, so heißt es von der Stadt.
Darauf beruft sich auch Umweltausschussvorsitzender Jörg Czwikla (SPD). „Das Tauben-Problem scheint ein frustrierendes Thema zu sein, es beschäftigt uns seit Jahren. So richtig funktioniert haben die Taubenhäuser nicht, eine ideale Lösung für Bochum muss offensichtlich noch erarbeitet werden.“ Einig sind sich SPD, Grüne und FDP jedoch darin, dass die Strafen für das Füttern von Tauben erhöht werden sollen.