Bochum. Mike Stossun vom Verein „Stadttauben Bochum“ hat nächtelang auf der Lauer gelegen, um einen Tierquäler zu fassen. Er hilft auch sonst viel.
Drei Nächte lang hat sich Mike Stossun aus Bochum an einer Autobahnbrücke auf die Lauer gelegt, um einen Tierquäler an Ort und Stelle zu stellen. Tatsächlich konnte die Polizei einen Verdächtigen an Ort und Stelle fassen. Stossun engagiert sich ehrenamtlich für den Verein „Stadttauben Bochum“. Dies war sicher sein spektakulärster Einsatz, denn er bewährte Tiere davor, weiter von Pfeilen durchbohrt zu werden, die ein Täter mit einem Blasrohr abgefeuert hatte.
Die Nacht zum 18. Juli verbrachte Stossun, der beruflich in einer Druckerei arbeitet, das dritte Mal hintereinander an der A43-Brücke über der Riemker Straße/Südstraße in Herne, hart an der Stadtgrenze zu Bochum-Riemke.
Sieben Tierschützer lagen nachts gleichzeitig auf der Lauer
Die ersten beiden Nächte war er mit sechs weiteren Tierschützern aus Hagen und Herne dort, diesmal mit vier weiteren. Einer saß in einem Auto versteckt und hatte eine Filmkamera dabei.
Der Aufwand war deshalb so enorm, weil dort seit Ende Juni mehrfach Tauben durch Stahlpfeile schwer verletzt worden waren. Eine musste eingeschläfert werden, weil der Pfeil sich in die Lunge gebohrt hatte. Eine weitere Taube hatte zwei Pfeile im Leib, wieder eine andere einen Pfeil. Beide konnten von den Tierschützern gerettet werden. Auch weitere Tauben und eine Ente wurden verletzt gefunden.
Um dieser Barbarei ein Ende zu bereiten, musste der Täter schnell gefasst werden. Tatsächlich führten die Nachtwachen zu einem Verdächtigen: In der Nacht zum 18. Juli gegen 1 Uhr fiel den Tierschützern ein Mann auf, der gezielt prüfte, ob er beobachtet wird. Er wurde laut Polizei dabei gesehen, wie er mit einem Blasrohr auf Tauben schoss. Ein Tierschützer filmte ihn, ein anderer rief den Notruf 110.
Polizei kam Tierschützern blitzschnell zu Hilfe
„Die Polizei war blitzschnell vor Ort“, sagt Stossun. Der Mann, der festgenommen wurde, ist ein 43-jähriger Herner. „Er hat nur grinsend mit der Schulter gezuckt“, erinnert sich Stossun an den Moment, als die Polizei ihn nach dem Tatmotiv fragte.
In dieser Woche kommt Stossun erneut an den Tatort zurück. Dort werden er und andere Tierschützer weitere Tauben, die unter und an der A43-Brücke leben, einfangen, um zu prüfen, ob auch sie von einem Pfeil verletzt worden sind.
Das Einfangen geschieht mit einem umgekippten Wäschekorb, unter dem Futter ausgelegt wird. Darunter wird ein mit einer Schnur versehenen Stock aufgestellt, der den Korb leicht anhebt. Geht eine Taube in den Korb, zieht jemand an der Schnur. Der Stock kippt weg – und die Taube sitzt fest. Ist sie unverletzt, kommt sie sofort wieder frei.
Der Bochumer engagiert sich seit einem Jahr für Tauben in Not
Stossun arbeitet seit einem Jahr aktiv für die „Stadttauben Bochum“. Vorher war er nur zahlendes Mitglied. In den Verein trat er ein, nachdem er einen seiner Facebook-Einträge zum Leid von Tauben gelesen hatte. „Der hat mich berührt.“ Für Tauben setzte sich schließlich kaum einer ein.
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Heute ist er einer von zehn bis 15 Mitgliedern, die sich aktiv um Tauben kümmern. „Jetzt stecke ich mittendrin. Und wie ich feststellen muss, habe ich die Zeit dafür.“
Er wechselt zum Beispiel echte Taubeneier gegen künstliche aus, um die Population einzudämmen, oder er päppelt kranke, verletzte oder geschwächte Tiere auf, auch zu Hause in einer Katzenbox und in einem Kaninchenkäfig. Zurzeit hat er vier Tauben in seinem Badezimmer.