Bochum. 266.000 Bochumer konnten bei der Landtagswahl abstimmen. Sie kamen ab 8 Uhr in die Wahllokale. Manche Stimmen flossen in die ZDF-Prognose ein.

Noch sehr ruhig ist es an diesem Sonntagmorgen im Wahllokal an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne. Gegen 9.45 Uhr haben hier 32 Bochumerinnen und Bochumer ihre Stimme zur Landtagswahl abgegeben, 880 wären es, wenn rein theoretisch alle kommen würden. „Bei vergangenen Wahlen war um diese Zeit schon etwas mehr los“, erzählt Wahlhelferin Silke Werdelmann.

Bochumer Wahlhelferinnen sind ein eingespieltes Team

Seit 7.20 Uhr ist Werdelmann hier vor Ort – gemeinsam mit den beiden Töchtern Nina und Jana Gkiaourakis sowie deren Freundin Vivian Bollerhey. Sie gehören zu den rund 2300 Frauen und Männern in Bochum, die bei der Landtagswahl als Wahlhelfer im Einsatz sind.

Die vier sind ein eingespieltes Team, waren schon des Öfteren als Wahlhelferinnen zusammen im Einsatz. Bis zum Mittag bleiben sie hier, werden dann abgelöst. „Von einer Freundin, die ebenfalls mit der Familie kommt“, so Werdelmann.

Ein eingespieltes Team: Silke Werdelmann, ihre beiden Töchter Nina und Jana Gkiaourakis sowie Freundin Vivian Bollerhey waren schon bei vergangenen Jahren im Team als Wahlhelferinnen im Einsatz – so auch bei der Landtagswahl.
Ein eingespieltes Team: Silke Werdelmann, ihre beiden Töchter Nina und Jana Gkiaourakis sowie Freundin Vivian Bollerhey waren schon bei vergangenen Jahren im Team als Wahlhelferinnen im Einsatz – so auch bei der Landtagswahl. © WAZ | Carolin Rau

Wie auch bei Kommunal- und Bundestagswahl ist die Anzahl der Anträge auf Briefwahl mit 82.000 erneut sehr hoch, allerdings etwas geringer als bei der Bundestagswahl. „Bei der Landtagswahl ist die Beteiligung tendenziell etwas geringer als bei Bundestagswahlen“, erklärt Kreiswahlleiter Sebastian Kopietz.

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Von Karoline Poll, Carolin Rau und Michael Weeke

Trotzdem nutzen an diesem Sonntag nicht wenige Bochumerinnen und Bochumer die Möglichkeit, direkt vor Ort zu wählen – so auch Alexandra und Christian Unkel, die gegen 10 Uhr mit den Fahrrädern an der Willy-Brandt-Gesamtschule ankommen. „Wir wohnen ohnehin hier um die Ecke“, erklärt Alexandra Unkel.

Die Briefwahl wäre deutlich mehr Aufwand als eben vor Ort zu wählen, findet das Paar. Nach der Stimmabgabe machen die beiden gemeinsam mit den Söhnen Jonas (11) und Samuel (5) eine Fahrradtour, erst einmal in Richtung Kemnader See, vielleicht sogar bis nach Wetter.

Alexandra und Christian Unkel stehen mit den beiden Kindern Jonas (11) und Samuel (5) vor dem Wahllokal an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne. Das Ehepaar gibt hier seine Stimmen ab – dann geht es mit der ganzen Familie auf eine Fahrradtour.
Alexandra und Christian Unkel stehen mit den beiden Kindern Jonas (11) und Samuel (5) vor dem Wahllokal an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne. Das Ehepaar gibt hier seine Stimmen ab – dann geht es mit der ganzen Familie auf eine Fahrradtour. © WAZ | Carolin Rau

Bochumer ist Wahlhelfer – einen Tag nach dem 18. Geburtstag

Etwas reger als in Werne ist der Betrieb in der Gemeinschaftsgrundschule Hofstede an der Rastenburger Straße wenig später. Hier befinden sich gleich zwei Wahllokale. „Es klappt alles wunderbar“, berichtet Cornelia Beverung-Dudziak, Wahlhelferin für den Stimmbezirk 1803. „Ich mache das hier wirklich gerne“, sagt sie.

Nebenan ist es hingegen deutlich ruhiger. Nur halb so viele Leute haben zu diesem Zeitpunkt gewählt, erzählt Alper Gürbüz. Erst am Samstag ist der junge Mann 18 Jahre alt geworden, gerade rechtzeitig um Wahlhelfer zu sein. „Gestern noch gefeiert, heute Morgen schon im Wahllokal. Ich interessiere mich sehr für Politik“, beschreibt er seine Beweggründe, sich gemeldet zu haben.

Gestern noch den 18. Geburtstag gefeiert, heute schon Wahlhelfer: Alper Gürbüz sitzt in der Gemeinschaftsgrundschule Hofstede an der Rastenburger Straße. Sein politisches Interesse hat ihn dazu bewegt, sich am Wahlsonntag hier zu engagieren.
Gestern noch den 18. Geburtstag gefeiert, heute schon Wahlhelfer: Alper Gürbüz sitzt in der Gemeinschaftsgrundschule Hofstede an der Rastenburger Straße. Sein politisches Interesse hat ihn dazu bewegt, sich am Wahlsonntag hier zu engagieren. © WAZ | Carolin Rau

Länger ist da der Tag von Karl-Josef Schiffer und Klaus Dornhardt. Allerdings sind sie nicht als Wahlhelfer im Einsatz. Die beiden Männer gehören zu der „Forschungsgruppe Wahlen“, die für das ZDF die 18-Uhr-Prognosen erstellt. Neben den Wählerinnen und Wählern hier in Hofstede werden auch diejenigen befragt, die in der Heinrich-Böll-Gesamtschule (Stimmbezirk: 1003) ihre Stimme abgeben.

„Wir hatten zuerst die Anweisung, jeden Dritten zu befragen. Nun wurde es auf jeden Zweiten erhöht“, erklärt Schiffer. Eine mögliche Ursache: die zu diesem Zeitpunkt recht geringe Wahlbeteiligung. Um 10.50 Uhr gibt Dornhardt das erste Ergebnis durch, fünf Meldungen sendet das Duo insgesamt, zum letzten Mal um 17.45 Uhr. Die erste Prognose ist im ZDF dann um 18 Uhr zu sehen – ebenso wie auch in der ARD, für die das Meinungs- und Wahlforschung „Infratest Dimap“ unterwegs ist.

ZDF befragt Bochumer für 18-Uhr-Prognose

„Die Teilnahme ist natürlich freiwillig“, sagt Schiffer. Auf dem grauen Bogen, den er den Männern und Frauen gibt, wird anonym angekreuzt, wem sie Erst- und Zweitstimme gegeben haben. Dazu kommen weitere Angaben, unter anderem: Geschlecht, Alter, Schulabschluss, Konfession und die Zweitstimme bei der Landtagswahl 2017. „Bei denen, die nicht befragt werden möchten, kreuzen wir das Geschlecht an und schätzen außerdem das Alter“, so Schiffer.

Wie die Gesamtprognose für die Landtagswahl lautet, erfahren die beiden Männer allerdings auch erst um 18 Uhr, wenn die Hochrechnungen im Fernsehen gezeigt werden. „Vorher sind wir genauso schlau wie alle anderen.“