Bochum. Für 147 Euro zu dritt futtern: und dann nix wie weg. Wirte in Bochum klagen über Zechpreller. Die Polizei spricht – noch – von Einzelfällen.
Zwei Rumpsteaks, ein Filetteller, dazu Vorspeisen und Espresso: Die drei jungen Männer ließen es sich gutgehen, wussten offenbar, dass die „Waldesruh“ eine ausgezeichnete Küche bietet. Die Rechnung in Höhe von 147 Euro indes wurde nicht beglichen. „Diese Kerle haben sich einfach aus dem Staub gemacht“, grollt Gerd Borgböhmer.
„Nichtbezahlen für genossene Speisen und Getränke in einer Gaststätte“: So definiert der Duden ein Vergehen, das im Volksmund als Zechprellerei bezeichnet wird. Zechbetrug nennt es – strafrechtlich korrekt – die Polizei. Die Zahl der Delikte hält sich in Grenzen. Von „einer Handvoll Anzeigen in den vergangenen Monaten“ berichtet Sprecher Jens Artschwager.
Zechprellerei in Bochum: Trio ging angeblich zum Rauchen vor die Tür
Jüngster Tatort: „Borgböhmer’s Waldesruh“, das idyllisch gelegene Traditionslokal in Sundern. „Anfang 20, Deutsche, unauffällig“: So beschreibt Inhaber Gerd Borgböhmer das Trio, das abends um 19.15 Uhr ohne Reservierung Platz nahm und üppig tafelte. „Als sie fertig waren, gingen alle drei vor Tür: angeblich, um zu rauchen. Wenig später waren sie verschwunden. Ohne zu bezahlen.“
Die Borgböhmers erstatteten Anzeige. Sie hoffen, dass eine Überwachungskamera, die das Außengelände filmt, bei den Ermittlungen weiterhelfen kann. Die Auswertung hält noch an.
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Branchenverband Dehoga klagt: „Das ist unerträglich“
Auch wenn es Einzelfälle sind: „Zechprellerei gibt es leider immer wieder. Das ist sehr ärgerlich, schäbig und für die betroffenen Gastronomen gerade in dieser schwierigen Zeit nach mehr als zweijähriger Pandemie und weiterhin immensen wirtschaftlichen Herausforderungen schwer bis unerträglich“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des NRW-Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga.
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Zechprellerei zu verhindern, sei kompliziert. Niemand wolle seine Gäste kontrollieren, etwa vor der Tür beim Rauchen. „Zum einen würde das unnötigen personellen Aufwand bedeuten, zum anderen und viel wichtiger: Gastronomen sind Gastgeber und keine Kontrolleure!“, so Hellwig.
Im Bermudadreieck wird meist direkt kassiert
Leichter haben es Clubs und Kneipen, in denen – anders als in Restaurants – meist direkt kassiert wird. „Zechprellerei ist für uns nur ein Randthema“, sagt Christian Bickelbacher, Sprecher des Bermudadreiecks. Selten komme es vor, dass Gäste, die „auf Deckel“ verzehren, Reißaus nehmen wollen. „Und wenn, sind meine Mitarbeiter schnell zur Stelle.“
Wirte und Gäste geraten in Streit
„Zechbetrug“: Darunter versteht die Polizei Gäste, die ohne zu bezahlen verschwinden.
Deutlich häufiger müssen die Beamten aber bei Streitigkeiten zwischen Wirten und Gästen einschreiten. „Fast immer geht es um die Höhe der Rechnung, weil das Essen nicht geschmeckt hat oder die Rechnungssumme angeblich nicht stimmt“, berichtet Polizeisprecher Jens Artschwager.
Meistens können die Differenzen vor Ort ausgeräumt werden.
Derweil warnt Gerd Borgböhmer seine Kolleginnen und Kollegen in Bochum und Umgebung, gleichfalls in die Falle zu tappen: „Die drei Männer sind bei uns gezielt und abgezockt vorgegangen. Das versuchen die bestimmt auch in anderen Lokalen.“
Dabei könnte die aktuelle Preisentwicklung den Anreiz zum Nulltarif-Schmaus erhöhen. Aufgrund der massiv gestiegenen Lebensmittelpreise ist in der Branche von einem Aufschlag auf Speisen und Getränke von bis zu 15 Prozent die Rede.