Bochum. Die Zuversicht ist in die Bochumer Gastronomie zurückgekehrt. Die Wirte sind wieder am Start, trotzen der Krise: Gründer ebenso wie Platzhirsche.

„Wenn ich die Gäste an den Tischen sehe, muss ich die meiste Zeit nur grinsen.“ Markus Wagner kann wieder lachen. Vor gut zwei Wochen hat er mit seinem Geschäftspartner Stefan Hofmann das „Emma’s“ eröffnet. Mit einem halben Jahr Verspätung. Corona mag den Zeitplan der Gastronomen zerstört haben. Nicht aber die Zuversicht, jetzt endlich durchzustarten. Eine Aufbruchstimmung, die die gesamte Branche erfasst hat.

Acht Jahre führte Markus Wagner den „Altenbochumer Hof“. Sein Traum: ein Lokal in der Innenstadt. Gut, dass er dafür eisern gespart hat. Denn der Wechsel 2020 zum Hellweg (früher Bassano) fiel mitten in die Corona-Krise. „Wir haben dank unserer Rücklagen überlebt. Auch wenn man manchmal verzweifelt war: Scheitern ist keine Option“, sagen Markus Wagner (49) und Stefan Hofmann (39), nach dessen Töchterchen das Restaurant benannt ist.

Zuversicht in der Gastronomie: Ermutigender Auftakt im „Emma’s“

Seit dem 9. Juni ist „Emma’s“ am Start. Mit dem zeigt sich Markus Wagner zufrieden. Viele ehemalige Stammgäste aus Altenbochum („meine Lebensversicherung“) halten ihm die Treue, genießen das Kaninchenfilet im Knuspermantel, das der Topseller auf der Speisekarte ist. Luft nach oben gibt’s beim Mittagstisch täglich ab 11.30 Uhr. „Aber: Wir schauen sehr optimistisch in die Zukunft.“

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Nach seiner Tochter Emma hat Stefan Hofmann (li.) das Restaurant benannt, das er mit Markus Wagner (re.) am Hellweg in der Bochumer Innenstadt eröffnet hat.
Nach seiner Tochter Emma hat Stefan Hofmann (li.) das Restaurant benannt, das er mit Markus Wagner (re.) am Hellweg in der Bochumer Innenstadt eröffnet hat. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das tut auch Gerd Borgböhmer. Sein Traditionslokal „Borgböhmer’s Waldesruh“, das er zusammen mit seinem Bruder Heino führt, war vom Lockdown besonders betroffen. „Unser Hauptstandbein sind Familienfeiern und Festgesellschaften, von Geburtstagen bis zu Hochzeiten. Die brachen ab dem Frühjahr 2020 komplett weg und werden in der Regel auch nicht nachgeholt. Das war damals ein Schock“, berichtet der 63-Jährige.

Festgesellschaften kehren in die „Waldesruh“ zurück

Bittere Konsequenz: Für alle 15 Mitarbeiter am Papenloh in Sundern musste Kurzarbeit angemeldet werden. „Das hat manchen Kollegen krank gemacht.“ Die Inhaber mussten an ihre privaten Ersparnisse gehen, um über die Runden zu kommen.

Im Frühjahr lief das Geschäft zunächst schleppend an. „Doch seit es die Testpflicht erst außen, dann innen nicht mehr gibt, geht’s bergauf“, sagt Gerd Borgböhmer. Die Hochzeiten (allein drei im Juli) kehren zurück; Konfirmationen und Kommunionen werden nachgefeiert. Die Minigolfanlage ist wieder geöffnet. Auf der herrlichen Terrasse lassen sich die Gäste Kaffee und Kuchen schmecken.

„Menue Karussell“ soll sich im Herbst drehen

Diesmal soll’s klappen: Zuversicht herrscht bei den mehr als 30 Gastronomen, die regelmäßig beim „Menue Karussell“ mitmachen.

Im März 2020 musste die Gastro-Aktion (Vier-Gänge-Menü zum Festpreis) wegen Corona abgebrochen werden. Im Mai/Juni kam es zu einer abgespeckten Version.

Auch 2021 musste der angestammte Zeitraum Februar/März gestrichen werden. Nun steht fest: Das „Menue Karussell“ soll sich erstmals im Herbst drehen, vom 1. September bis 31. Oktober. Alle Infos auf www.menue-karussell.de.

Apropos Kaffee: Corona hat den Borgböhmers einen zusätzlichen, immensen Schaden zugefügt. Die Kaffeemaschine, 14.000 Euro teuer, war sieben Monate nicht in Betrieb und hat den Geist aufgegeben. „Wir brauchen eine Neue“, sagt der Chef – und hat das einzige Mal im WAZ-Gespräch so richtig den Kaffee auf.

Die Rotunde ist bei Weinliebhabern durch das Festival „Weine vor Freude“ (hier ein Archivbild) bestens bekannt. Mitte Juli eröffnet im Restaurant eine Weinbar. Der Name: „Le Kork“.
Die Rotunde ist bei Weinliebhabern durch das Festival „Weine vor Freude“ (hier ein Archivbild) bestens bekannt. Mitte Juli eröffnet im Restaurant eine Weinbar. Der Name: „Le Kork“. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Neue Weinbar „Le Kork“ in der Rotunde

Auf Wein setzen Stéfanie Goth, Ludmilla Fichtner und Mounzer El-Chahif. Sie symbolisieren den hoffnungsvollen Neustart nach dunklen Pandemie-Monaten. Das Restaurant in der Rotunde am Konrad-Adenauer-Platz war 2020 eines der ersten Lokale, das in der Corona-Krise schließen musste. Just hier macht sich das Gründer-Trio mit einer Weinbar selbstständig. „Le Kork“: Unter diesem Namen kündigt Stéfanie Goth „die erste Wein-Erlebnisgastronomie Deutschlands“ an. „Es wird über 80 internationale Weine im offenen Ausschank geben. Die Besonderheit: Alle Weine können auch nur als Probierschluck getrunken werden.“ Dazu gibt’s internationale Tapas, Antipasti und andere Leckereien.

Jede Wette: Wenn das „Le Kork“ Mitte/Ende Juli öffnet, werden auch Stéfanie Goth, Ludmilla Fichtner und Mounzer El-Chahif die meiste Zeit nur grinsen müssen...

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