Bochum. Nach einer Scheren-Attacke auf einen Busfahrer steht ein Bochumer (33) vor Gericht: wegen versuchten Totschlags. Es geht um die Maskenpflicht.
„Ich bring dich um!“ – Damit soll ein Fahrgast der Bogestra-Linie 345 in Bochum einen Busfahrer (48) bedroht und ihn mit einer spitzen Schere attackiert und verletzt haben. Am Montag wurde der 33-jährige Bochumer aus der JVA Bochum vor das Schwurgericht gebracht. Vorwurf: versuchter Totschlag. Auch die Maskenpflicht im Bus spielt eine Rolle.
Am 13. November 2021 gegen 14 Uhr war der Angeklagte am Hauptbahnhof Bochum in den Bus gestiegen. Da nahm das Drama schon seinen Lauf. Wie der 33-Jährige den Richtern sagte, seien die hintere und vordere Tür verschlossen gewesen, weshalb er dagegen getrommelt habe, um hineinzukommen. Der Busfahrer habe zwar geöffnet, so der Angeklagte, trotzdem sei er wütend gewesen. Außerdem: „An dem Tag habe ich eigentlich Heroin holen wollen, habe er nichts bekommen. Ich war zornig.“
Angeklagter steigerte sich während der Busfahrt durch Bochum in seine Wut hinein
Während der Fahrt mit dem Gelenkbus nach Wattenscheid habe er sich in seine Wut „reingesteigert“ und im hinten Busteil angefangen, mit einer Schere die textile Innenverkleidung zu zerstören. „Ich war schlecht drauf an dem Tag.“
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Der Busfahrer soll von einem Fahrgast über die Sachbeschädigung informiert worden sein. Jedenfalls ging er an der Haltestelle Eppendorf-Mitte nach hinten zu dem 33-Jährigen und wies ihn laut Anklage auf die Pflicht hin, seine Corona-Maske richtig aufzusetzen. Dann eskalierte alles.
Busfahrer aus Bochum erlitt blutige Verletzungen an Kopf, Bein und Hand
Als sich der Fahrer wieder umdrehte, soll der Fahrgast mit seiner Schere hinterrücks auf ihn losgegangen sein, auf den Kopf eingestochen und die Todesdrohung ausgestoßen haben. Es gab ein Gerangel. Der Busfahrer erlitt einen Schnitt an der Stirn, zwei Stiche in den Oberschenkel und eine Verletzung an der Hand. Er musste ins Krankenhaus, konnte aber nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden.
Kontrolleure im Bus überwältigten den 33-Jährigen. Seitdem sitzt er hinter Gittern.
„Ich weiß nicht, warum ich so ausgerastet bin, es war ein bisschen Blackout“, gestand er die Tat pauschal. Nur an die Todesdrohung erinnere sich nicht und habe den Fahrer auch nicht töten wollen. Zur Tatzeit habe er Alkohol, Cannabis Amphetamine und Tabellen mit einem beruhigenden Wirkstoff im Blut gehabt. „Ich war politox, habe den ganzen Tag nur Drogen genommen“, beschreibt er die Zeit bis zu dem Übergriff.
Bis zu seiner Inhaftierung war der Angeklagte wohnungslos und drogensüchtig
Bogestra-Fahrer trainieren Deeskalation
Alle Fahrer der Bogestra bekommen ein Deeskalationstraining, basierend auf Schulungen bei der Polizei. Auch Umschüler werden für brenzliche Situationen unterwegs auf der Strecke ausgebildet.Stiche wie in diesem Fall sind laut Bogestra zwar eine absolute Ausnahme. Trotzdem haben Fahrerinnen und Fahrer immer mal wieder mit Fahrgästen zu tun, die alkoholisiert, aggressiv, uneinsichtig und beleidigend sind. Manchmal auch alles zusammen.In den vergangenen Jahren habe sich die Art der Gewalt verändert, so die Begestra nach dem Vorfall: von verbaler zu körperlicher. „Es ist härter geworden.“
Die Schere hatte er dabei, weil er vorher einen Tablettenblister zerschnitten hatte, um eine Tablette jemandem anderen zu geben.
In der U-Haft sei er „clean“. „Ich sehe jetzt vieles anders.“
Einen Beruf hat der Angeklagte nie erlernt. Geld verdiente er nur ab und zu mit Minijobs. Zuletzt war er wohnungslos.
Das Gericht hat drei weitere Sitzungstage bis 25. Mai angesetzt.