Bochum-Mitte. Acht Stunden vor Anpfiff des VfL-Spiels dürfen Anwohner nicht mehr vor der Haustür parken. Das sorgt für Unmut, Alternativen sind schwer findbar.
Seit über 40 Jahren lebt Winfried Böckmann (68) mit seiner Frau an der Castroper Straße – nicht weit entfernt vom Ruhrstadion. Gerade wenn der VfL spielt, werden die Parkplätze vor seiner Haustür knapp. Sowohl in der Mitte der Straße als auch am Rand weist die Stadt Bochum ein absolutes Halteverbot aus. Am Freitag beginnt dieses schon mehr als acht Stunden vor Anpfiff.
Stadt Bochum schleppt Fahrzeuge im absoluten Halteverbot ab
„Dass man am Rand nicht packen darf, verstehe ich ja. Aber warum muss es auch ein absolutes Halteverbot im mittleren Bereich der Straße geben“, fragt sich Böckmann. Schließlich würden hierdurch niemand blockiert – und die Blumenkübel würden auch hier stehenbleiben.
Was der Bochumer auch nicht nachvollziehen kann: Obwohl das Spiel am kommenden Freitag, 6. Mai, erst ab 20.30 Uhr beginnt, darf hier bereits ab 12 Uhr niemand mehr parken. „Würde nicht 18 Uhr zum Beispiel reichen?“, so Böckmann.
In der Vergangenheit seien immer wieder Strafzettel verteilt worden – er selbst musste erst vor Kurzem 25 Euro bezahlen. Beim Spiel am vergangenen Samstag seien dann aber sogar Fahrzeuge abgeschleppt worden – rigoros. Wirkliche Alternativen zum Parken gebe es nicht.
„Die Haltverbote am Fahrbahnrand und im Mittelbereich der Castroper Straße sind Bestandteil des Sicherheitskonzeptes der Polizei vor Spielen des VfL im heimischen Stadion“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger auf Anfrage der WAZ. Sie würden vom Tiefbauamt auf Anforderung der Polizei angeordnet.
Sicherheitskonzept während der VfL-Spiele
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Als Bestandteil des Sicherheitskonzepts würden die Haltverbote von der Verkehrsüberwachung vor Spielbeginn kontrolliert. „Es wird abgeschleppt, weil dieser Bereich frei sein soll von parkenden Fahrzeugen“, so Sprenger weiter. Eine genaue Erklärung ist der Antwort der Pressestelle der Stadt jedoch nicht zu entnehmen.
An der Straße dürfe man schon seit längerer Zeit nicht parken, so Böckmann. Die Halteverbotszone auf der Mitte der Straße sei ihm aber neu – die habe es vor dieser Saison noch nicht gegeben. Bei der Stadt Bochum sieht man das anders. „Das ist nicht neu, sondern seit Jahren Praxis“, so Stadtsprecher Sprenger. Während der Pandemie gab es lange Zeit kein Spiel mit vielen Zuschauern im Stadion – und deshalb auch keine Haltverbote.
Probleme für gehbehinderte Anwohner
Absolutes und eingeschränktes Halteverbot
In der Straßenverkehrsordnung wird zwischen eingeschränktem und absolutem Halteverbot unterschieden.Herrscht eingeschränktes Halteverbot, ist das Parken verboten, nicht jedoch das Halten. Das bedeutet, dass man insgesamt drei Minuten anhalten darf.Im Gegensatz zum absoluten Halteverbot: Wenn kein Notfall oder eine verkehrsbedingte Fahrtunterbrechung vorliegt, dürfen Autofahrer in diesen Abschnitten nicht einmal anhalten.
Am Freitag findet das vorerst letzte Heimspiel des VfL statt, danach ist das Parkplatzproblem zumindest vorerst gelöst, jedoch nur für wenige Monate. Mit Beginn der nächsten Bundesliga-Saison wird sich Winfried Böckmann, genau wie seine Nachbarn, wieder auf die Suche nach einem anderen Parkplatz machen müssen. Gerade für Leute, die nicht so gut zu Fuß sind, sei das dramatisch. „Die darf man ja auch nicht mal eben vor der Haustür rauslassen, weil hier ja ein absolutes Halteverbot ist“, sagt der Bochumer.