Bochum. Der Deutsche Gewerkschaftsbund lud Bochumer Landtagskandidaten ein, beim Poetry Slam eigene Texte vorzutragen. Diese drei Politiker überzeugten.
Wer findet hübsche Reime, wer kann Geschichten gut erzählen, wer ist ein Sprachjongleur? Beim Poetry Slam der Bochumer Landtagskandidaten kämpften am Dienstagabend drei Politiker knapp um den Sieg – und ließen zwei Mitstreiter weit hinter sich zurück. Der Deutsche Gewerkschaftsbund Bochum hatte gemeinsam mit „WortLautRuhr“ die fünf Parteivertreter ins Jahrhunderthaus eingeladen.
DGB-Poetry Slam vor Landtagswahl: Drei Bochumer Kandidaten überzeugen
Sie sollten ihre eigenen Texte im Stil eines Poetry Slams vortragen. Das bedeutet: Vier Texte mussten selbst geschrieben und Zitate kenntlich gemacht werden. Requisiten sowie durchgängiger Gesang waren verboten und die Zeit war begrenzt auf zweieinhalb Minuten pro Text. Das Publikum fungierte als Jury und stimmte per Handzeichen über Wohlgefallen ab.
Die Veranstaltung unter dem Motto „Landtag nazifrei!“ mit rund 30 Zuschauern vor Ort wurde auch online im Livestream übertragen.
Bettina Gantenberg, DGB- Stadtverbandsvorsitzende, führte in die vier Textthemen ein: Gute und fair bezahlte Arbeit, Bildungspolitik und Chancengleichheit, mehr Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und Ausbildungsplatzgarantie.
Kreativer Lichtblick
Die Poetry Slammer Serdar Yüksel (SPD), Stefan Klapperich (CDU), Moritz Oberberg (Die Grünen), Léon Beck (FDP) und Bernhard Koolen (Die Linke) reimten, dichteten und kleideten ihre Botschaften in Sprachmelodien, die teilweise Ohr und Geist schmeichelten. In anderen Fällen unterschied sich die Performance kaum von einer Rede, wie sie eben so klingt bei Politikern.
Ein kreativer Lichtblick war der pensionierte Schulleiter Bernhard Koolen. Besonders einprägsam: seine plakative Geschichte vom Bildungsweg des sozial besser gestellten Theodors aus Stiepel und der abgehängten Fatima aus Hamme, die zu Hause Arabisch spricht. „Dann der Beschluss: Fatima muss das Gymnasium verlassen. Hier endet die Geschicht’, erbaulich ist sie nicht. Ich sag es euch mit Kraft: Hausaufgaben und Sitzenbleiben gehören abgeschafft.“
Auch für Moritz Oberberg schien das kreative Format eine dankbare Aufgabe zu sein, um seine Positionen unterhaltsam vorzutragen. Eindringlich flocht er Grundprinzipien der Sozialdemokratie in seine Texte ein, sodass sie noch lange im Zuhörer nachhallten: „Ganz im Ernst – so wie es ist, ist das keine Wohlfahrt. So dient es nicht dem Wohle der Allgemeinheit. So ist das unsozial und sogar asozial. Eigentum verpflichtet. Gemeinwohl geht vor Eigennutz.“
Moderatorin: Politiker können mit Kreativität „etwas Persönliches“ mit einbringen
Moderatorin des Abends, war die erfolgreiche Poetry Slammerin Jule Weber. Sie hob die Vorteile des Formats für politische Botschaften hervor: „Durch die Kreativität kommt in den Texten etwas Persönliches mit rein, was es nahbar macht“, so Weber.
Mit Kreativität überzeugte das Publikum auch Serdar Yüksel. Er verlieh seinen Texten mit wirksamen Stilmitteln den Ausdruck von Wahrhaftigkeit und wirkte so authentisch: „Streng dich an, haben Sie gesagt, damit aus dir was wird. Tausend Bewerbungen hast du schon geschrieben. Streng dich an, haben Sie gesagt ... Versprochen und gebrochen.“
Den Poetry Slam gewann Moritz Oberberg (Die Grünen) mit 31 Stimmen und erhielt eine Bienenpatenschaft, ganz knapp gefolgt von Serdar Yüksel (SPD) mit 30 Stimmen und Bernhard Koolen (Die Linke) mit 24 Stimmen. Weitaus weniger Stimmen erhielten Stefan Klapperich (CDU) und Léon Beck (FDP).