Bochum. Paukenschlag im Bochumer Medican-Prozess: Der Ex-Firmenchef hat völlig überraschend ein Geständnis angekündigt. Fünf Monate hatte er geschwiegen.

Paukenschlag im Bochumer Medican-Prozess: Der Hauptangeklagte (49) hat am Mittwoch in seinem seit fünf Monaten dauernden Prozess überraschend ein Geständnis angekündigt, zumindest in wesentlichen Teilen.

Bisher hatte er sich nicht zu den Vorwürfen des Abrechnungsbetruges mit Corona-Schnelltests geäußert. Nun, nach elf Monaten U-Haft und einem sehr zähen und zeitintensiven Prozessverlauf, brach er dieses Schweigen. In den nächsten beiden Sitzungen am 24. und 25. Mai will die 6. Wirtschaftsstrafkammer seine Erklärungen entgegennehmen.

Am 11. Mai finden ein Deal-Gespräch im Bochumer Landgericht statt

Der Wattenscheider Unternehmer machte die Ankündigung offenbar als Vorleistung für ein Gespräch, um das vor kurzem seine Verteidiger das Gericht und die Staatsanwaltschaft gebeten hatten: Sie wollen prüfen, ob für sie ein Deal, eine „Verständigung“, mit der Justiz möglich ist. Am 11. Mai werden Richter, Staatsanwälte und Verteidiger darüber sprechen – ohne Öffentlichkeit.

Bochumer Justiz wird Zwischenbilanz der Beweisaufnahme ziehen

Im Bochumer Medican-Prozess fliegen verbal die FetzenDabei wird wohl besprochen, wie die Justiz die bisherige Beweislage bewertet und welche möglichen Strafhöhen sich die Parteien vorstellen. Die Geständnis-Ankündigung dürfte dieses Deal-Gespräch erheblich beeinflussen.

Die Verteidiger des zweiten Angeklagten (26) – Sohn des Hauptangeklagten – wollen Freispruch.

Erst am Montag wurde bekannt, dass der Prozess bis in den Herbst dauern könnte. So weit wird es jetzt aber wohl nicht mehr kommen.

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Die beiden Angeklagten sollen mit überhöhten und frei erfundenen Abrechnungen von Corona-Tests einen Schaden von 25,1 Millionen Euro zu verantworten haben.

Offiziell war der 26-Jährige der Geschäftsführer, nicht sein Vater. Über diesen sagte aber ein Zeuge (50) am Mittwoch: „Er war der Big Boss. Er hat die Richtung vorgegeben und die Entscheidungen getroffen.“