Bochum. In den Vereinsheimen Bochumer Fußballclubs wird „Nicht wie ihr“ gespielt. Das humorvolle Stück basiert auf dem Bestseller von Tonio Schachinger.

Ein Jahr im Leben eines hoch bezahlten Star-Kickers beleuchtet der Roman „Nicht wie ihr“ von Tonio Schachinger, der jetzt auf die Bühne kommt. Gespielt wird das humorvolle Stück mitten aus der glitzernden Welt des Fußballs allerdings nicht im Schauspielhaus, sondern direkt vor Ort bei Bochumer Fußballclubs, die für diese ungewöhnlichen Gastspiele ihre Vereinsheime öffnen.

Die Premiere steigt am Mittwoch, 4. Mai, im Clubhaus der SG Wattenscheid 09, danach geht es weiter zum TuS Hordel, zu Concordia Wiemelhausen und zum VfL. Fürs Bochumer Schauspielhaus sind dies echte Auswärtsspiele, denn Theaterabende außerhalb der eigenen vier Wände sind doch eher selten.

Im Fußballmuseum Dortmund ist auch der Autor dabei

Dauer: ca. 75 Minuten ohne Pause. Für die Premiere am Mittwoch, 4. Mai, um 19 Uhr im „Wohnzimmer“ der SG Wattenscheid 09 (Berliner Straße 43) gibt es noch wenige Restkarten. Die Vorstellungen bei TuS Hordel (17. Mai) und Concordia Wiemelhausen (18. Mai) sind ausverkauft.

Karten gibt es noch für ein besonderes Gastspiel von „Nicht wie ihr“ am Freitag, 13. Mai, um 19.30 Uhr im Deutschen Fußballmuseum Dortmund. Im Anschuss an die Vorstellung ist ein Publikumsgespräch mit Autor Tonio Schachinger und Intendant Johan Simons geplant. Karten (10 Euro) : schauspielhausbochum.de

Schauspielhaus Bochum Premiere im Vereinsheim

„Für uns ist das auch der Versuch, ein Publikum anzusprechen, das normalerweise nicht so häufig ins Theater geht“, erklärt der Regisseur Malte Jelden. Zwar sei das Theater immer auch ein Ort der Begegnung: „Aber man muss schon aufpassen, dass man sich nicht immer nur selbst begegnet.“ So gelte es, auch Menschen „außerhalb der Theaterblase“ für die Bühne zu begeistern: „Vielleicht kommen sie ja dann später auch mal öfter zu uns.“

„Nicht wie ihr“ basiert auf dem Roman des erst 30-jährigen Autors Tonio Schachinger, dem damit ein riesiger Erfolg gelang. Fürs Theater adaptiert wurde der Bestseller bislang noch nicht, somit ist die Wattenscheider Premiere am Mittwoch sogar eine kleine Uraufführung.

Fiktive Geschichte eines Starfußballers

Erzählt wird die fiktive Geschichte des österreichischen Starfußballers Ivo Trifunovic, der beim FC Everton unter Vertrag steht. „Der große Durchbruch ist ihm nie gelungen, obwohl er zu den bestbezahlten Spielern in Europa gehört“, sagt Jelden. Angelehnt sei die Figur an den realen Fußballer Marko Arnautovic, der in der Geschichte sogar auftaucht. Zwischen wütenden Trainern und verfressenen Funktionären wartet Ivo gelangweilt auf seinen nächsten Einsatz – bei 100.000 Euro Schmerzensgeld pro Woche.

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Dann beginnt Ivo in seiner Heimat Wien eine Affäre mit seiner ehemaligen Jugendliebe, die ihn komplett durcheinander bringt: „Er kann an nichts mehr anderes denken als an seine Mirna“, erzählt der Regisseur. So ist „Nicht wie ihr“ gleich zweierlei: ein humorvoller Diskurs übers Fußballgeschäft und eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte.

Für die Schauspieler sind die Aufführungen Neuland

Mit Karin Moog, Anne Rietmeijer und Konstantin Bühler wird die Aufführung von drei erfahrenen Mitgliedern des Ensembles gespielt, feste Rollenzuweisungen gibt es nicht. „Das ist schönes Erzähltheater, wir springen von einer Rolle in die nächste“, erzählt Karin Moog, für die ein Gastspiel im Vereinsheim absolutes Neuland ist. „Ich bin mega gespannt auf das Publikum und die Atmosphäre vor Ort“, erzählt sie.

Einen speziellen Blick auf das Fußballgeschäft bietet der Roman „Nicht wie ihr“ von Tonio Schachinger, den das Schauspielhaus Bochum als Uraufführung zu den Fußballvereinen bringt.
Einen speziellen Blick auf das Fußballgeschäft bietet der Roman „Nicht wie ihr“ von Tonio Schachinger, den das Schauspielhaus Bochum als Uraufführung zu den Fußballvereinen bringt. © Schauspielhaus Bochum | China Hopson

Vor knapp 80 Zuschauern wird das Stück bei der Premiere im Vereinsheim der SG Wattenscheid 09 gezeigt: „Normalerweise sieht man im Theater wegen der Beleuchtung ja kaum etwas von den Zuschauern, aber diesmal sind wir mittendrin.“

Regisseur Malte Jelden hat mit Theaterabenden an ungewöhnlichen Spielstätten einige Erfahrung. In seiner ersten Bochumer Inszenierung brachte er 2018/19 das Stück „Lehrer*Innen“ in den großen Ratssaal des Rathauses, später wurde es auch in Schulaulen und im Kunstmuseum aufgeführt.

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Weitere Vereinsheime werden gesucht

Nach den ersten Spielterminen soll die Gastspielreise in der nächsten Spielzeit fortgesetzt werden. Fest abgemacht sind bereits Auftritte bei Adler Riemke, dem FC Laer und in Linden. Dramaturgin Dorothea Neweling ist weiterhin auf der Suche nach passenden Vereinsheimen – auch außerhalb Bochums. „Die Reaktionen, die ich bislang bekommen habe, sind super“, sagt sie. Wer sich um eine Vorstellung in seinem Vereinsheim bewerben möchte, kann sich gern im Schauspielhaus melden. „Zu klein dürfen die Säle allerdings nicht sein“, sagt sie. „Mindestens 40 Zuschauer sollten pro Vorstellung schon Platz finden.“