Oberhausen. Hobbyfußballer und Diplomatensohn Tonio Schachinger präsentiert als Gast des Literaturhauses seinen Roman „Nicht wie ihr“ über einen Profikicker.

Für diesen literarischen Geniestreich wäre eine Fußballvereinskneipe eigentlich der ideale Austragungsort. Aber von denen dürfte Tonio Schachinger, der Autor von „Nicht wie ihr“, inzwischen schon etliche besichtigt haben. Als Beitrag zum revierweiten „Literatour 100“-Tag heißt Oberhausens Literaturhaus-Verein den in New Delhi geborenen Österreicher stattdessen am Samstag, 7. August, um 19 Uhr (Einlass 18 Uhr) im Europahaus willkommen: im Café Klatsch, Elsässer Straße 17.

Schachinger, Sohn eines Diplomaten und einer lateinamerikanischen Künstlerin, studiert Romanistik und Germanistik an der Universität Wien sowie Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst, wo er die Literaturzeitschrift „Jenny“ mit herausgibt. Seine Diplomarbeit widmet sich subversiven Strategien in zeitgenössischen österreichischen Rap-Texten.

Subversiv ist auch der kühle Blick des 29-Jährigen auf den weithin und lauthals verklärten Ballsport, dem der Romancier in seinem vielbeachteten Debüt alle verlogene „Elf Freunde“-Romantik austreibt. Bestenfalls sind diese Elf mit eisiger Konsequenz kalkulierende Ego-Unternehmer. „Nicht wie ihr“, sein beim Verlag Kremayr & Scheriau erschienener Debütroman, erwies sich als Volltreffer, der sich auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2019 platzieren konnte.

Die Geschichte um den vermögenden österreichischen Profifußballspieler und Familienvater Ivo, der eine Affäre mit seiner Jugendliebe Mirna beginnt, lebt aus der Wiener Milieusprache und herrlichen Fußballmetaphern, befanden die Feuilletons, und profitiert von der rotzigen, witzigen und originellen Erzählerstimme seines geldgeilen (Anti-)Helden. Der aktive Hobbyfußballer Tonio Schachinger recherchierte den Stoff mit Hilfe der Social-Media-Kanäle von Fußballprofis. Zudem nahm der Romancier mehrere Male am Training der österreichischen Nationalmannschaft teil.

Allerdings sieht der Gast des Literaturhauses „Nicht wie ihr“ nicht als Schlüsselroman. Den fußballerischen Arbeitsalltag blendet seine Erzählung bewusst aus. Schachinger versteht die 300 Buchseiten seines bereits in vierter Auflage vorliegenden Werkes vielmehr als kritischem Blick auf das „verkorkste Männerbild“ im Fußball und den von Vereinen und ihren Mäzenen beförderten Turbokapitalismus.

Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, Anmeldung erforderlich per E-Mail an literaturhaus-oberhausen@gmx.de