Bochum. Täuschend echt sieht die „Werbung“ aus, bei der Vonovia schlecht wegkommt. Die Protestgruppe „Ende Gelände Bochum“ zieht eine positive Bilanz.
Vermeintliche Vonovia-Werbung mit Slogans wie „Wir lassen Mieter bluten“, „Mieter bescheißen“ oder „Sanieren bis der Pöbel draußen ist. Ihre Vonovia“ hat im ganzen Stadtgebiet Aufsehen erregt. Zumindest unter Bochumern mit guten Augen – denn die Plakate ahmen tatsächliche Werbung des Wohnkonzerns optisch detailliert nach. Zur Protestaktion hat sich die Initiative „Ende Gelände Bochum“ bekannt, und im Gespräch mit dieser Redaktion die Motive hinter der falschen Vonovia-Werbung dargelegt.
Klimagruppe führt mit Fake-Plakaten Vonovia-Konzern vor
Beim bloßen Vorbeigehen fällt sie kaum auf, die türkisblaue Plakatwand mit dem Vonovia-Schriftzug an der U-35-Haltestelle Markstraße. Wer sich die Mühe macht, die Aufschrift zu lesen, erkennt: „Laub harken, Müll abholen, Mieter bescheißen. Betrügen lohnt sich. Deshalb rechnen wir Dienstleistungen ab, die nie angefallen sind – zum doppelten Preis. Smartes Wirtschaften auf die Vonovia-Art!“
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An anderen Haltestellen liest man: „Was zählt ist Rendite. Daher befördern wir alle auf die Straße, die sich unsere Fantasie-Mieten nicht leisten können. Modernisierung mit Arschloch-Faktor. Ihre Vonovia.“ An über einem Dutzend Stellen haben Aktivisten von „Ende Gelände Bochum“ diese und andere Fake-Vonovia-Werbung angebracht. Unter dem Pseudonym „Arno Nym“ bekannten sie sich per Mail zur Aktion.
Nun präzisiert ein Mitglied der Initiative unter dem Pseudonym „Sirius“ gegenüber dieser Redaktion: „Wir wollten die Demo ein bisschen ausschmücken, über die normalen Instrumente des Protests hinausgehen und Witz in die Sache bringen.“ So hätte die Gruppe 17 Plakate im Stadtgebiet aufgehangen, allerdings seien sechs dieser Anti-Werbeplakate unmittelbar vor der Vonovia-Zentrale wieder entfernt worden.
Die Plakate hätten sie in einer nächtlichen Aktion vom 22. auf den 23. April aufgehangen – ohne Zutun der Plakatwandbetreiber. „Wir haben das selbstständig erledigt“, so Aktivistin „Sirius“. „Ende Gelände Bochum“ hätte dabei „Vorsichtsmaßnahmen getroffen“, wegen möglicher Schritte, die Vonovia aufgrund der Aktion einleiten könnte, mache man sich keine Sorgen. „Wir freuen uns, dass die Aktion so gut verlaufen ist und einige Menschen angesprochen hat.“
Vonovia will Plakataktion von Ende Gelände Bochum nicht kommentieren
In der Bekennermail teilte die Gruppe mit: „Die Plakate bezogen sich satirisch auf den in Bochum ansässigen Immobilienkonzern Vonovia SE.“ Die Aktion richte sich gegen „den Konzern, seine Geschäftspraktiken sowie die Profitorientierung des Wohnungsmarktes“. Die Gruppe fordere „eine grundlegende Umstrukturierung des Wohnungsmarktes – für menschliche Bedürfnisse statt für Profite“. Laut „Sirius“ ist die Klima-Initiative auch antikapitalistisch ausgerichtet. „Außerdem leben wir hier in Bochum und sind unmittelbar von Mietsteigerungen betroffen.“
Die Protestaktion im unmittelbaren Umfeld der Konzernzentrale wollte Vonovia nicht kommentieren. Auch die Frage danach, ob das Immobilienunternehmen rechtliche Schritte einzuleiten gedenkt, blieb unbeantwortet. Der große Außenwerber, dem die Plakatwände am U-35-Halt gehören, hat die Fragen dieser Redaktion zum Umgang mit solchen Aktionen auch am Freitag noch nicht beantwortet.