Bochum. In Bochum wird am Samstag gegen Vonovia protestiert. Mieterschützer ziehen vor der Zentrale auf. Das sind ihre Anliegen, das sagt Vonovia.

Bochum soll am Samstag (23.) zur „Hauptstadt des Mieterschutzes“ werden. Mit einem Demonstrationszug und zwei Kundgebungen protestieren Mieter-Bündnisse und weitere Initiativen aus ganz Deutschland gegen die „Geschäftspolitik von Vonovia & Co.“, wie es in einem Aufruf heißt. Mehrere Hundert Teilnehmer werden erwartet.

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„Wohnen für Menschen statt für Profite“: So lautet das Motto des Aktionstages unter Federführung des Mieterbundes NRW. Ort und Zeitpunkt sind mit Bedacht gewählt. Am 29. April findet die (virtuelle) Hauptversammlung von Deutschlands größtem Wohnungsunternehmen Vonovia statt. Dessen Sitz ist Bochum. Die zeitliche Nähe zur NRW-Landtagswahl am 15. Mai ist gleichfalls eingepreist.

Protest gegen Vonovia in Bochum: Aktivisten beklagen Mietanstieg

Zwar richte sich der Protest auch gegen weitere Wohnungskonzerne, darunter die LEG, betont der Geschäftsführer des NRW-Mieterbundes, André Juffern. Im Fokus steht jedoch Vonovia mit mehr als einer halben Million Wohnungen.

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Deren Mieten seien in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen, erklärt Mattea Mentges vom „Aktionsbündnis Vonovia-Protest“. Zugleich seien Vonovia-Mieter in den Beratungsstunden des Mieterbundes Dauerkunden, beobachtet André Juffern. Angeprangert werden u.a. intransparente Modernisierungen, renditegetriebene statt sozialökologische Klimaschutz-Strategie, undurchsichtige Betriebskostenabrechnungen sowie unzureichender Service, mangelnde Instandhaltung und zu wenig Personal.

Mietendeckel auch für das Ruhrgebiet gefordert

„Immer höhere Renditen werden auf Kosten der Mieter und Beschäftigten abgeschöpft“, klagt das Aktionsbündnis. Die Dividenden (Vonovia will laut Mieterbund 1,66 Euro pro Aktie ausschütten) seien „unanständig hoch“.

Konsequenz müsse ein Mietendeckel auch für das Ruhrgebiet sein, fordert Knut Unger vom „VoNO!via-MieterInnenbündnis“. Der börsennotierte Wohnungsmulti schlage bei Wiedervermietungen bis zu 50 Prozent auf. Hauptleidtragende seien finanzschwache Familien und Menschen mit Migrationshintergrund, die bei Privatvermietern häufig nicht erwünscht seien.

Vor der Vonovia-Zentrale in Bochum wollen Mieterverbände und Initiativen am Samstag demonstrieren.
Vor der Vonovia-Zentrale in Bochum wollen Mieterverbände und Initiativen am Samstag demonstrieren. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Demonstration startet Samstagmittag am Hauptbahnhof

Am Samstag um 12.30 Uhr soll sich der Protestmarsch am Bochumer Hauptbahnhof in Bewegung setzen. Auf dem Dr.-Ruer-Platz ist eine erste Kundgebung geplant. Von dort geht’s weiter zur Vonovia-Zentrale an der Universitätsstraße, wo gegen 15 Uhr weitere Redebeiträge vorgesehen sind.

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Um 17 Uhr folgt eine Diskussionsveranstaltung im Hörsaal HGD20 der Ruhr-Universität. Titel: „Was tun mit Vonovia & Co.?“ Bereits ab Freitag (22.) ist der Bahnhof Langendreer Schauplatz eines dreitägigen Netzwerk-Treffens von Mieterverbänden und Initiativen. Kernforderung: ein bundesweiter Mietenstopp für sechs Jahre.

Vonovia weist Kritik zurück: Vorwürfe sind vielfach widerlegt

Derweil weist Vonovia die Kritik entschieden zurück. Es seien „bekannte Vorwürfe einiger Mieter-Aktivisten“, erklärt Sprecher Matthias Wulff auf WAZ-Anfrage. Sie seien allesamt „vielfach widerlegt“. Die Zufriedenheit der Vonovia-Mieter habe sich in den letzten Jahren messbar deutlich gesteigert – um 23 Prozent. Die Mietpolitik sei trotz der verstärkten Klima-Anstrengungen „moderat“. „Seit 2013 lag unsere durchschnittliche marktbedingte Mietsteigerung mit 1,5 Prozent auf dem Niveau der Inflationsrate“, so Wulff.

Den Kommentar von WAZ-Redakteur Jürgen Stahl zu den Vonovia-Protesten lesen Sie hier!