Weitmar-Bärendorf. Das Wohnungsbauunternehmen aus Bochum will in Weitmar neu bauen. Zu dicht, zu viele Baumfällungen, so die Kritiker. Was Vonovia dazu sagt.

Das Bochumer Wohnungsbauunternehmen Vonovia will in Weitmar-Bärendorf 85 Wohnungen in Mehrfamilien- und Doppelhäusern schaffen. Zudem soll der Wohnungsbestand dort verdichtet werden. Weil die Bezirksvertretung Südwest im Oktober heftige Kritik an den Plänen geäußert und den Bebauungsplan einstimmig abgelehnt hatte, enthielt sich jetzt auch der Planungsausschuss jeden Votums, um dem Bezirk erneut Beratungsgelegenheit zu geben.

Die Kritik des Bezirks zielt darauf, dass die Baupläne zu kompakt, die Verdichtung zu massiv seien, und dass zu viele Bäume gefällt werden sollen. Von der „grünen Lunge Bärendorf“ war gar die Rede, die es gelte, zu erhalten.

Bochumer Unternehmen plant mit Café und Arztpraxen

Kombiniert werden soll die geplante Neubebauung mit einer Aufstockung und baulichen Ergänzung des Wohnungsbestandes im Quartier Weitmar-Bärendorf sowie der Schaffung von Versorgungsangeboten (Café und Arztpraxen) in einem Quartiershaus.

Hier sollen die neuen Wohnungen in Bochum-Weitmar-Bärendorf entstehen.
Hier sollen die neuen Wohnungen in Bochum-Weitmar-Bärendorf entstehen. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Das Plangebiet (Freiflächen und Grabeland) ist rund 1,8 Hektar groß und umfasst Flächen in den rückwärtigen Bereichen der bestehenden Bebauung an der Brantrop-, Holbein-, Kaulbach- und Weitmarer Straße. Die verkehrliche Erschließung soll ausgehend von der Kaulbachstraße erfolgen.

Mehr als 80 Prozent des Vonovia-Gebäudebestands in Weitmar-Bärendorf stammt aus den 1950er Jahren. Die meisten gelten nach heutigen Ansprüchen als zu klein. Folge: Die Zahl der Bewohner hat sich nahezu halbiert.

Familien mit Kindern und Senioren

Vonovia will im Quartier mehr Durchmischung: Für Familien mit Kindern soll wieder ein Angebot ausreichend großer Wohnungen geschaffen werden. Zugleich ist ein steigender Anteil an älteren Bewohnerinnen und Bewohnern auch in Bärendorf festzustellen. Durch den Neubau barrierefreier beziehungsweise barrierearmer Wohnungen kann diesen die Möglichkeit eröffnet werden, langfristig im Quartier zu verbleiben. Das will das Unternehmen durch Aufstockungen vorhandener Gebäude und Neubauten erreichen.

Keine besondere klimatische Bedeutung

Das Amt für Stadtplanung erklärt zur Bürgereingabe u.a.: Die Klimaanpassungskarte der Stadt Bochum legt dar, dass das Plangebiet keine besondere klimatische Bedeutung für die angrenzenden Bereiche hat. Dennoch werden im Rahmen des Planverfahrens regelmäßig alle erforderlichen Untersuchungen zu umweltrelevanten Themen – einschließlich der klimatischen Auswirkungen – durchgeführt und Gutachten erstellt.Grundlage für die Erstellung eines Verkehrskonzeptes sowie eines Gutachtens zu den schalltechnischen Auswirkungen des Neuverkehrs ist ein konkretisiertes städtebauliches Konzept. Diese Konkretisierung erfolgt jedoch erst im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens.

Doch nicht nur die Bezirksvertreter wehren sich gegen die Vonovia-Pläne. Michael Venohr hat im Namen der Interessengemeinschaft und der beteiligten Anwohner im Quartier eine Reihe von Forderungen erhoben, die den Verkehr, das Klima und den Grünbestand betreffen. So soll es eine verträgliche Obergrenze beim Wohnraum geben. Venohr: „Die vorliegenden Bebauungspläne der Vonovia sehen eine komplette Bebauung und Versiegelung der Fläche vor.“

Nachbarn wünschen sich „Tiny Forrest“

Um Flora und Fauna zu schützen, wollen die Nachbarn einen „Tiny Forrest“ als Ausgleichsfläche im Bereich der bisherigen Landwirtschafts- und Forstflächen. Dies diene auch dem Artenschutz. Wohnraum sollte auch deshalb reduziert werden, weil das den Parkdruck mindern würde. Denn schon jetzt seien die Wohnstraßen im Quartier beidseitig beparkt. Ein Verkehrskonzept könnte die Lage entzerren.

Keine besondere klimatische Bedeutung

Das Amt für Stadtplanung erklärt zur Bürgereingabe u.a.: Die Klimaanpassungskarte der Stadt Bochum legt dar, dass das Plangebiet keine besondere klimatische Bedeutung für die angrenzenden Bereiche hat. Dennoch werden im Rahmen des Planverfahrens regelmäßig alle erforderlichen Untersuchungen zu umweltrelevanten Themen – einschließlich der klimatischen Auswirkungen – durchgeführt und Gutachten erstellt.Grundlage für die Erstellung eines Verkehrskonzeptes sowie eines Gutachtens zu den schalltechnischen Auswirkungen des Neuverkehrs ist ein konkretisiertes städtebauliches Konzept. Diese Konkretisierung erfolgt jedoch erst im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens.

Und schließlich wollen die Anwohnerinnen und Anwohner an den Bauplänen beteiligt werden. Die Verwaltung hat in ihrer Beschlussvorlage vorgeschlagen, der Bürgereingabe nicht zu folgen. Da aber die Entscheidung über den Bebauungsplan verschoben wurde, galt dies im Planungsausschuss auch für die Bürgeranregung.

Vonovia: Neue Bäume werden gepflanzt

Zur Kritik erklärt Christoph Schwarz, Vonovia-Pressesprecher Bereich Regionales Norden: „Uns ist sehr daran gelegen, die Wohn- und Lebensqualität im Quartier zu erhalten und wann immer möglich auch zu verbessern. Aktuell befinden wir uns im Projekt im Bebauungsplanverfahren und peilen in diesem Jahr den Aufstellungsbeschluss an. Richtig ist, dass nach jetzigen Planungsstand einige Bäume weichen müssten. Selbstverständlich werden wir zu fällende Bäume komplett nachpflanzen. Schon länger sind wir bei diesem wichtigen Thema im ständigen Austausch mit der Politik, um den Baumschutz zu gewährleisten.“