Bochum. Länger auf Bafög warten müssen 1000 Studierende aus Bochum und Umgebung. Das Bafög-Amt konnte ihre Anträge nicht bearbeiten. Was dahintersteckt.

Vermutlich etwa 1000 Studierende in Bochum und Umgebung warten in diesen Tagen auf einen Bescheid vom Bafög-Amt. Sie wollen wissen, ob, wann und wie viel Bafög sie bekommen. Da das Amt an der Ruhr-Uni aber bis Donnerstagnachmittag seit mehr als einer Woche keine Anträge bearbeiten konnte, müssen sich die Studentinnen und Studenten in Geduld üben.

Bafög-Amt kann mehr als eine Woche lang nicht arbeiten

Am Mittwoch, 6. April, hat das Akademische Förderungswerk (Akafö) den Ausfall seines Bafög-Programms gemeldet. „Der technische Defekt führt dazu, dass die Arbeit im BAföG-Amt fast vollständig zum Erliegen kommt“, heißt es. „Bereits seit mehr als einer Woche ist es den Sachbearbeiter:innen nicht möglich, online gestellte Anträge abzurufen, Anträge final zu bearbeiten oder Zahlungen zu veranlassen. Studierende, die zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen BAföG-Bescheid erhalten haben, müssen dabei mit einer verspäteten Zahlung von mindestens 14 Tagen rechnen.“

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Betroffen sind Studierende von allen Hochschulen, die das Akafö Bochum betreut. Dazu zählen die Ruhr-Uni, die Universität Witten/Herdecke, die Folkwang-Universität der Künste (Standort Bochum), die Hochschule Bochum, die Technische Hochschule Georg Agricola, die Westfälische Hochschule mit den Standorten Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen, die Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (Standort Bochum), die Hochschule für Gesundheit und die EBZ Business School (beide in Bochum).

Bagger beschädigt Datenleitung

Zuständig für die Bafög-Technik ist der Landesbetrieb IT.NRW. Der bestätigt dieser Redaktion den Systemausfall und schätzt, dass etwa 1000 Studierende betroffen sind. Die Ursache für die Verzögerung seien Arbeiten mit einem Bagger gewesen. Ein Kabel sei beschädigt worden.

Überholte IT-Struktur

Aus Sicht des Förderungswerks zeigt der aktuelle Fall, dass eine Modernisierung der IT-Strukturen überfällig ist. „Daran zeigt sich, wie fragil die Infrastruktur ist, die seit den 80er Jahren trotz Drängen der Studierendenwerke nicht modernisiert wurde“, sagt Bochums Akafö-Geschäftsführer Jörg Lüken. „Ich hoffe, dass sich die Politik in NRW endlich dieses Themas annimmt.“

Aktuell erfolgt die Anbindung „an das veraltete BAföG-System“ nur über eine einzige Datenleitung, heißt es beim Akafö. Ein Ausfallschutz bestehe nicht.

Tatsächlich bestätigt der Dienstleister Telekom den Schaden eines Hauptkabels in Hagen. Das habe die Störung an der Uni Bochum verursacht. Die Reparatur sei aufwendig. Auf 180 Meter Länge und in 2,5 Meter Tiefe müsse ein Schacht gegraben werden. Das neue armdicke Kabel müsse auf beiden Seiten mit mehreren Hundert Adern miteinander verknüpft werden – in Handarbeit. Das dauere. „Wir hoffen, diese Arbeiten bis zum Wochenende abschließen zu können“, so die Telekom. Die Ruhr-Uni sei vorübergehend über eine separate Glasfaserleitung angebunden worden. „Ja, das Bafög-Amt kann wieder arbeiten“, hieß es dann am Donnerstagnachmittag beim Akafö.

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Es hofft nun, dass die nicht bearbeiteten Anträge binnen 14 Tagen abgearbeitet werden können. „Wir arbeiten unter Hochdruck daran, Rückstände schnellstmöglich zu beheben“, so Akafö-Sprecherin Pia Nehring.

12.000 Bafög-Anträge allein im vergangenen Jahr

Aus Sicht ihres Hauses ist die lange Zwangspause unverständlich bis ärgerlich. „Nachdem der Fall unverzüglich vom Akafö gemeldet wurde, konnte der Schaden erst eine Woche später vom Landesbetrieb lokalisiert werden“, heißt es. Wann das defekte Kabel repariert sei, habe man „trotz mehrfacher Nachfrage“ nicht erfahren.

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Im vergangenen Jahr hat das Akafö Bochum insgesamt etwa 12.000 Anträge von Studierenden bearbeitet, allein 7100 für Studierende der Ruhr-Uni.