Bochum. Hausarzt-Praxen bekommen Masken, Kittel und Schutzkleidung nicht mehr bezahlt. Ob PCR-Tests in Praxen noch finanzierbar sind, ist fraglich.

Dass die Krankenkassen seit Ende März keine Schutzausrüstung mehr für Arztpraxen bezahlen, erfüllt Ärzte in Bochum mit Sorge. Es geht etwa um Schutzkittel, FFP2-Masken, Handschuhe und Schutzbrillen, die die Arztpraxen während der Corona-Pandemie kostenlos gestellt bekamen, weil der Bedarf ungleich höher war als zuvor.

Doch mit dem politisch beschlossenen Ende der „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ Ende November war auch die Kostenerstattung hinfällig. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hatte sich für ihre Mitglieder um eine Zwischenlösung bemüht, doch auch diese ist nun ausgelaufen.

Nur vereinzelt Praxen ausgefallen

Wie viele Arztpraxen waren in der Hochinzidenzphase von Februar bis März in Bochum wegen Corona-Erkrankungen geschlossen? Eine Umfrage der kassenärztlichen Vereinigung hat ergeben, dass die Quote extrem gering ist.

Maximal ein bis drei (von insgesamt 400 Praxen in Bochum) seien wegen Corona-Erkrankungen ausgefallen. „Wir waren vorbereitet. Und wenn es Erkrankungen gab, dann waren nicht alle gleichzeitig in Isolation“, sagt Eckhardt Kampe. Außerdem hätten auch die Schutzmaßnahmen gut funktioniert.

Für Hausarztpraxen bedeutet das Zusatz-Ausgaben – und die Frage, ob etwa PCR-Tests noch gemacht werden können, weil sie mehr Geld kosten als sie einbringen. „Die Pandemie ist nicht vorbei. Die Praxen werden derzeit wieder von mehr Erkrankten aufgesucht“, sagt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und warnt vor möglichen Konsequenzen.

PCR-Tests bei Hausärzten: Schutzausrüstung muss nun selber bezahlt werden

„Die meisten Arztpraxen haben sich bis zum 31. März mit Schutzausrüstung eingedeckt“, sagt Eckhardt Kampe. „Wir hatten für ein paar Wochen ein etwas ruhigeres Fahrwasser. Viele Patientinnen und Patienten haben sich in den Testzentren testen lassen und die Praxen nur wegen einer Krankschreibung angerufen. Die Praxen waren also nur bürokratisch belastet. Das hat sich nun geändert.“

Auch Hausärztin Sylvia Czaplinski-Tomczyk aus Querenburg hat derzeit wieder vermehrt mit vielen Corona-Patienten zu tun. Dass sie die Schutzausrüstung für sich und ihre Mitarbeiter nun selbst bezahlen muss, erfüllt sie mit Sorge. „Ich finde das nicht gut. Wir als Hausärzte haben die größte Belastung und werden jetzt allein gelassen.“

Täglich mehrere PCR-Tests – wie lange ist das noch finanzierbar?

Sie mache täglich PCR-Tests bei ihren Patientinnen und Patienten und wolle das auch weiter anbieten. Die Notwendigkeit sehe sie weiter. „Es sind fast alle Tests positiv, die Inzidenz in Bochum ist weiter hoch. Aber: „Eigentlich kann ich mir das so aber nicht mehr leisten. Es rechnet sich nicht mehr.“

Nach jedem Test müsse sich vollständig umgezogen werden. Kittel, Schutzbrille, FFP2-Maske und Handschuhe. Nun müsse sich jede Praxis selber um die Ausrüstung bemühen. Um welche Kosten es da geht, das sei derzeit noch gar nicht absehbar. „Wenn es hart auf hart kommt, die Kosten zu hoch werden, dann muss ich mir eventuell doch überlegen, auf PCR-Tests zu verzichten“, sagt Sylvia Czaplinski-Tomczyk.

Dr. Eckardt Kampe hofft darauf, dass die Krankenkassen den Ärzten entgegenkommen. „Durch die neue Regel können ganz klar in den Praxen Probleme entstehen.“ Die Schutzkleidung koste die Praxen etwa 10 bis 15 Euro täglich, so seine Einschätzung. Er schlägt einen „Hygienezuschlag“ für jeden abgestrichenen Patienten vor, der von den Krankenkassen bezahlt wird. „Wir müssen da Möglichkeiten finden. Sonst werden sich Hausärzte überlegen, keine PCR-Tests mehr anzubieten.“