Bochum. In Bochum wird über die „Zukunft der Kultur“ nachgedacht. Auf 122 Seiten steht, wo die Reise hingehen soll – auch mithilfe der Bürger.
Dass die Stadt Bochum über eine ungemein vielfältige Kulturlandschaft verfügt, mag niemand bestreiten, der schon länger hier lebt. Neben den großen Häusern wie dem Schauspielhaus, dem Musikforum und dem Kunstmuseum zählt dazu auch eine prächtig blühende freie Szene aus Musik, Theater, Kunst und Literatur.
Doch wohin steuert die Kultur in Bochum? Welche Ziele lassen sich perspektivisch angehen, wo liegen die Stärken, die Schwächen – und wie kann sich Bochums Kulturleben von den umliegenden Städten im Ruhrgebiet abheben? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich der sogenannte Kulturentwicklungsprozess (auch „KEP“ genannt), den das Kulturbüro gemeinsam mit dem Kulturdezernenten Dietmar Dieckmann (SPD) und der externen Kulturberatung „Take part“ auf den Weg gebracht hat.
Nächste Zukunftskonferenz im Jahr 2023
Die Zukunftskonferenzen, bei denen sich die Kreativen aus der Bochumer Kulturszenen zum großen gemeinsamen Brainstorming treffen, sollen künftig in zweijährigem Rhythmus stattfinden. Die nächste ist für das Jahr 2023 geplant.
Falls der Rat der Stadt zustimmt, kann der komplette Kulturentwicklungsprozess ab Mai im Kulturbüro abgeholt und auch digital im Internet gelesen werden. Alle Infos: bochum.de/kep
Kulturentwicklungsprozess soll Bochum langfristig begleiten
Auf insgesamt 122 Seiten werden darin 34 Handlungsempfehlungen ausgesprochen, nach denen sich das kulturelle Leben in Bochum in den nächsten Jahren entwickeln soll. „Das ist jetzt gewissermaßen der Baukasten, mit dem wir weiter arbeiten werden“, sagt Dieckmann.
Falls der Rat der Stadt bei seiner Sitzung am 5. Mai dem Kulturentwicklungsprozess grünes Licht gibt, stehe einer schrittweisen Umsetzung nichts mehr im Wege: „Dann kann die Arbeit beginnen“, so Dieckmann. Der Kulturausschuss hat bereits zugestimmt.
Zukunftskonferenz mit 160 Teilnehmern stellte die Weichen
Die Planungen begannen bereits Anfang 2019 und mussten wegen der Corona-Pandemie mehrmals für längere Zeit unterbrochen werden. Erstmals richtig ernst wurde es im November 2019, als etwa 160 Teilnehmer aus dem kompletten Kulturleben sowie interessierte Bürger bei einer gut besuchten Zukunftskonferenz in der Stadthalle Wattenscheid zusammenkamen, wo sie zwei Tage lang gemeinsam diskutierten, stritten und diverse Pläne schmiedeten.
„Dort wurde auch die Idee eines Bochumer Kulturrats geboren, der beratend zu den politischen Gremien fungieren soll und vielleicht sogar einen festen Sitz im Kulturausschuss bekommt“, erzählt Peter Landmann von der Kulturberatung „Take part“, die den gesamten Prozess begleitet hat.
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Viele Ideen und Anregungen fanden Einzug
Ebenfalls während dieser Zukunftskonferenz wurde der Plan einer künftigen Kulturplattform angestoßen. In diesem digitalen Portal soll es bald möglich sein, dass sich die vielen Künstler (fest und frei) untereinander besser vernetzen und sich gegenseitig bei ihrer Arbeit unterstützen können. „Auch für das normale Publikum soll die Plattform nützlich sein, etwa in Form eines tagesaktuellen Veranstaltungskalenders“, sagt Landmann. Diesen vermissen viele Bochumer in der Tat schon lange.
Eine ganze Reihe solcher Ideen und Anregungen fanden Einzug in den Kulturentwicklungsprozess. Darunter: Wie lassen sich die Fördersysteme für die freie Szene verbessern? Wie können neue, auch jüngere Publikumsschichten erreicht werden? Wie kann der Tourismus besser ins kulturelle Leben mit eingebunden werden? Wie lassen sich Leerstände besser nutzen?
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Der „KEP“ soll sich etablieren
Erörtert wurden auch manch schwierige Themen, wie Landmann sie nennt: „Da geht es etwa um die Infrastruktur der Räume. Viele Einrichtungen gerade in der freien Szene befinden sich schon lange nicht mehr auf dem Stand dieses Jahrhunderts. Diese schrittweise zu modernisieren und behindertengerecht auszubauen, dürfte eine der größten Aufgaben in den nächsten Jahren sein.“
Doch auch das ist klar: Der Kulturentwicklungsprozess soll zwar jetzt beginnen, aber langfristig angelegt sein. „Die Anfänge sind zwar wichtig und notwendig, doch man kann immer nur einen Schritt nach dem nächsten machen“, sagt Landmann. Dabei betonen alle Beteiligten: Der KEP soll keinesfalls als Papiertiger in der Schublade verschwinden. „Das wird ein permanenter, laufender Prozess, der strukturell so angelegt ist, dass er nicht mal in die Nähe einer Schublade kommt“, versichert Dieckmann. „Ich bin mir sicher: Das wird sich etablieren.“