Bochum-Langendreer. Die „Halle 205“ der Müser-Brauerei wird mit der Initiative Heimat Ruhr umgebaut. Die Aktiven im Freiraum für Kunst & Kultur starten ihr Programm.

Der denkmalgeschützte Pferdestall der ehemaligen Brauerei Müser, die heutige „Halle 205“, soll zu einem kulturellen Zentrum und einem Begegnungsort für Initiativen aus dem Stadtteil Langendreer gestaltet werden. Schwerpunkte sollen die künstlerische und erlebnispädagogische Arbeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sein.

Gerd Kellermann, eins der drei Gründungsmitglieder der Initiative hinter „Halle 205, Freiraum für Kunst & Kultur“, erklärt die Zielsetzung: „Es geht um den Erhalt der ursprünglichen architektonischen Stilelemente, die Entdeckung der Entwicklung der Räumlichkeit im Wandel der Zeit und dann vor allem um die Teilhabe von Interessierten, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.“

Die prächtigen gusseisernen Säulen des ehemaligen Pferdestalls der Brauerei an der Hauptstraße bleiben bei der Renovierung erhalten.
Die prächtigen gusseisernen Säulen des ehemaligen Pferdestalls der Brauerei an der Hauptstraße bleiben bei der Renovierung erhalten. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Im Rahmen des Programms „#heimatruhr“ des NRW-Ministeriums für Heimat und Bauen werden künstlerische Initiativen gefördert, die Orte schaffen, die als Heimat erlebt und erlebbar gemacht werden. Diese Orte sollen neue Formen der Identität schaffen, können innovative und kreative Stadtentwicklungskonzepte einschließen, müssen offen für alle sein und sollen zum Verweilen sowie zur Begegnung und gemeinsamen Auseinandersetzung einladen.

Das Projekt des Landes fördert die Bochumer Initiative

„Das will das Team von ,Halle 205’ schon lange“, unterstreicht Anja Andreae, ebenfalls eine der Initiatorinnen.

Die Räume der alten Halle sprechen für sich und werden in die Arbeiten und Ausstellungen einbezogen.
Die Räume der alten Halle sprechen für sich und werden in die Arbeiten und Ausstellungen einbezogen. © Archiv FUNKE Foto Services | Gero Helm

Ziel des Programms ist die kreative Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet, bei der neue Heimatorte geschaffen werden und alte wiederbelebt werden sollen, um die vielseitige Region zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten.

Gerd Kellermann blättert im Anforderungskatalog des Ministeriums: „Das geplante Vorhaben muss mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllen: Offen für die Allgemeinheit und im öffentlichen Raum. Das Projekt soll einen Beitrag für die Allgemeinheit darstellen und Bevölkerungsgruppen schon aktiv in den Entstehungsprozess einbinden.“ Und er hält fest: „,Halle 205’ erfüllt diese Kriterien und kann Fördermittel in Anspruch nehmen.“

Auf dem Programm: Brandschutz, Fenster und Fassade

Drei „Meilensteine“ werden dabei finanziert: Der neuzeitliche Brandschutz, neue Fenster und die Gestaltung der Fassade. Kellermann berichtet: „Wir konnten das vergangene Jahr ohne Veranstaltungen dazu nutzen, die rechtlichen und planerischen Bedingungen dafür zu schaffen, dass die Fördermittel für den Rückbau der Fenster zu ihrer ursprünglichen Ansicht und die Neugestaltung der Fassade eingesetzt werden können.“

Start mit Chaplins Klassiker „Modern Times“

Das Streichtrio „3Cordes“ lädt gemeinsam mit der bildenden Künstlerin Anja Andrea und dem „freiRaum für kunst & kultur Halle 205“ zu einer spannenden Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Modern Times – Die 20er Jahre gestern und heute“ ein. Am Sonntag, 1. Mai, um 17 Uhr flimmert der legendäre Film „Modern Times“ von Charlie Chaplin über die Leinwand, gefolgt von einem Stadtteilgespräch, bei dem Publikum, Veranstalter und Kulturschaffende aus Langendreer ins Gespräch kommen sollen. Mit der Filmmusik von „3Cordes“ bekommt das Ganze seinen musikalischen Rahmen.

Als vor zwei Jahren die Idee entstand, ein Projekt über diese Zeit zu machen, ahnte noch keiner aus der Gruppe, welche Herausforderungen die 2020er Jahre bereithalten würden. Die Veranstaltungsreihe spannt einen Bogen zwischen diesen beiden Zeiträumen, und zeigt, wie Künstler vor 100 Jahren ihre Zeit spie-gelten, welche Themen Eingang in ihre Werke fanden und geht auf die Suche nach Antworten in der Gegenwart.

Hierbei lag die größte Schwierigkeit in der Koordination von Brandschutz-Auflagen und Denkmalschutz. „Wir konnten erreichen, dass die wunderschönen gusseisernen Säulen erhalten bleiben. Alle Glasbausteinfenster im Erdgeschoss werden durch Sprossenfenster ersetzt. Im Obergeschoss bekommen die Fenster wieder ihre ursprüngliche Größe und Form.“

Die prächtigen Säulen bleiben erhalten

Einen Wermutstropfen allerdings müssen Freunde und Gönner in Kauf nehmen: Auf der Ostseite, zur Bonifatiusstraße hin, müssen in beiden Geschossen jeweils vier Fenster aus Brandschutzgründen zugemauert werden.

Das Gesamtpaket ist 120.000 Euro stark, zehn Prozent stemmen die Aktiven der „Halle 205“. Die Arbeiten an den unteren Fenstern haben die Helfer aus den Werkstätten schon vorangetrieben, im Obergeschoss sollen die Fenster noch im laufenden Jahr ausgewechselt werden. Außerdem wird die Fassade über dem Eingang bei der Überholung mit einem Balkon ausgestattet.

„Die Fassade soll bald richtig einladend sein“, blickt Kellermann nach vorn. Helfer sind willkommen; Kontakt unter