Bochum. Der Krieg in der Ukraine macht auch den Landwirten in Bochum zu schaffen. Die Kosten für Energie und Düngemittel sind kaum noch zu stemmen.

Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges belasten zunehmend auch die heimische Landwirtschaft. Dabei leiden die Bauern nicht nur unter den hohen Spritpreisen, auch die Kosten für Düngemittel sind seit Beginn des Konflikts enorm gestiegen. Kein Wunder. Russland gehört zu den größten Düngerproduzenten der Welt. Infolge des Krieges hat das Land den Export wichtiger Mineraldünger wie Stickstoff oder Kali jedoch vorerst gestoppt.

Hinzu kommt, dass für die Herstellung von Stickstoffdünger in großen Mengen Erdgas benötigt wird. Auch dieses stammt überwiegend aus Russland. Wegen der hohen Gaspreise sehen sich jetzt allerdings auch immer mehr europäische Düngemittelhersteller gezwungen, ihre Produktion drastisch zu reduzieren. Für die Landwirte ist das ein Problem. Denn ohne Dünger geht es nicht.

Bochumer Landwirte in Sorge: Dünger bis zu 350 Prozent teurer

„Die Situation ist absolut problematisch“, sagt Ernst-Wilhelm Westerhoff, Landwirtschaftsmeister aus Wattenscheid. „Wir haben bei manchen Stickstoffdüngern momentan einen Preisanstieg von 300 bis 350 Prozent. Aber auch bei Phosphor oder Kali sieht es ähnlich aus“. Westerhoff bewirtschaftet eine Fläche von 80 Hektar. Er benötigt den Dünger für den Anbau von Mais, Raps und Weizen. Sorgen um seine diesjährige Ernte macht er sich nicht. Noch kann er auf Dünger aus dem letzten Jahr zurückgreifen.

Allerdings bereitet ihm die derzeitige Entwicklung durchaus Kopfzerbrechen. „Wir wissen ja nicht, wie lange das alles noch dauert. Auch die Ukraine ist einer unserer Hauptlieferanten für Düngemittel. Und ob das Land nach dem Krieg in der Lage sein wird, seine Produktion direkt wieder hochzufahren, da habe ich meine Zweifel“. Auf den Dünger verzichten kann Westerhoff jedenfalls nicht. Dafür seien die Einbußen bei der Ernte zu groß. „Das möchte ich mir lieber nicht ausmalen, was dann wäre“, sagt er.

Herkömmliche Dünger sind keine Alternative

Westerhoffs Kollege Achim Heinrichs aus Höntrop sieht das ähnlich. Weniger Dünger heißt weniger Ertrag. „Wenn wir uns die ökologische Landwirtschaft anschauen, wo weitestgehend auf Mineraldünger verzichtet wird, dann sieht man, dass die Erträge dort um 50 Prozent geringer ausfallen als in der konventionellen Landwirtschaft“, sagt Heinrichs. Doch damit nicht genug. Wenn bestimmte Nährstoffe fehlen, dann leidet auch die Qualität des Getreides. Im schlimmsten Fall taugt es dann nicht mehr zum Backen, sondern nur noch als Viehfutter.

Zu den mineralischen Düngern sieht auch Heinrichs keine Alternative. Zumal natürliche Düngemittel wie Gülle ebenfalls immer teurer und knapper werden. Seinen Verbrauch von Stickstoff schätzt Heinrichs auf 150 Kilogramm pro Hektar. „Letztes Jahr haben wir für ein Kilo Stickstoff ungefähr einen Euro bezahlt. Jetzt liegen wir bei 3,50 Euro. Das ist schon eine Hausnummer“, sagt er. Heinrichs Betrieb ist 170 Hektar groß.

Getreidepreise decken die Kosten noch

Für die Ernte in diesem Jahr sieht aber auch Heinrichs noch keine Gefahr. Allerdings befürchtet er, dass sich die Versorgungssituation bei Stickstoffdünger noch weiter verschlechtern könnte. Wie es dann im nächsten Jahr auf den Feldern aussieht, sei schwer zu sagen.

Auch die gestiegenen Diesel-Preise belasten die Landwirte.
Auch die gestiegenen Diesel-Preise belasten die Landwirte. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Voll getroffen werden die Landwirte aber schon jetzt von den stark gestiegenen Kraftstoffpreisen. „Bei dem, was wir in diesem Jahr bisher auf dem Feld gemacht haben, würde ich den Verbrauch auf etwa 50 Liter Diesel pro Hektar schätzen“, sagt Westerhoff. „Das ist bei den aktuellen Preisen natürlich eine enorme Belastung“.

Russland einer der größten Exporteure

Russland gehört zu den größten Exporteuren von Düngemitteln weltweit. Durch den Krieg in der Ukraine befinden sich die Preise für Mineraldünger wie Stickstoff oder Kali derzeit auf Rekordhoch.

Stickstoff ist einer der wichtigsten Nährstoffe für Getreide und sorgt für einen hohen Eiweißgehalt des Ernteguts. Der Eiweißgehalt bestimmt am Ende, wie gut sich das Getreide zum Backen eignet.

Achim Heinrichs sieht die hohen Kosten für Energie und Dünger durch die Getreidepreise aktuell noch gedeckt. Ob das so bleibt, ist jedoch fraglich. „Das sieht natürlich anders aus, wenn in vier oder fünf Monaten nach der Ernte die Preise wieder fallen sollten. Das wäre sehr schlecht. Und bei den derzeitigen Verwerfungen am Markt ist das nicht auszuschließen“, so Heinrichs.