Bochum. Bochum: Wenige Sonnenstunden in NRW führten zu weniger Korn. Durch das Unwetter im Juli verschiebt sich die Ernte aus ganz bestimmten Gründen.
Die Ernte ist fast geschafft. Achim Heinrichs aus Höntrop zeigt einen Berg Weizenkörner. Nun holt der Landwirt nur noch letzte Kartoffeln und den Mais vom Feld. Doch er schaut skeptisch auf die Kolben, die an sich schön gelb und gut gewachsen aussehen. „Ich lasse mich nicht noch einmal blenden“, sagt er schmunzelnd. Und da spricht er wohl für viele Kollegen in Nordrhein-Westfalen, die nach drei Trockenjahren in diesem Jahr auf eine besonders gute Getreideernte gehofft hatten.
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Und ja, nach dem sehr warmen Juni versprach das Getreide optisch beste Erträge, informiert auch das NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Dann kam der Juli nass und kühl. „Wenn du mit 10 000 Kilo rechnest und am Ende nur 7500 nach Hause fährst, ist das enttäuschend“, sagt der 44-jährige Landwirt. Aber die Ernte sei keineswegs miserabel und die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte aktuell gestiegen, sodass er keine wirtschaftlichen Einbußen fürchten müsse, fügt er an.
Starkregen: Die Bochumer Gerste hat gelitten
Zu Beginn der Ernte, am Tag nach dem großen Unwetter, Mitte Juli, sah das Getreidefeld von Landwirt Achim Heinrichs mitgenommen aus. Ganze Flächen seiner Gerstenhalme neigten sich in die Waagerechte – niedergebogen oder gebrochen vom Starkregen. Ein Grauschleier überzog viele Ähren. „Schön ist anders. Bei Nässe siedeln sich Schwärzepilze an“, erläuterte der Landwirt. Die Gerste werde dadurch nicht untauglich, aber es mindere die Qualität, so Heinrichs.
Das NRW-Landwirtschaftsministerium teilt nun mit, der Starkregen im Sommer habe die Getreideernte im Land nicht maßgeblich gemindert. Grund seien eher die fehlenden Sonnenstunden. So schätzt es auch der Bochumer Landwirt Heinrichs ein. Durch das nasse Wetter verlängerte sich allerdings die Erntezeit: Das Stroh muss so trocken sein, damit es in den Mähdrescher geht, die Restfeuchtigkeit des Korns unter 15 Prozent liegen und der Boden befahrbar sein.
Hof Hinderfeld in Eiberg
Der Hof Hinderfeld liegt in der ehemaligen eigenständigen Gemeinde Eiberg. Eiberg gehört seit 1926 teilweise zu Essen und teilweise zu Bochum-Wattenscheid und Dahlhausen. Interessante Website über Eiberg: https://eiberg-heimatgeschichtskreis.de/
Der Hof Hinderfeld wurde erstmals 1492 urkundlich erwähnt. Er liegt inmitten des ehemaligen mittelalterlichen Siedlungskerns Eiberg (1844 bis 1919). Er wird heute von Achim Heinrichs, Familiennachfahre der Hinderfelds, vorwiegend durch Getreideanbau bewirtschaftet.
Ein Quäntchen Glück war dabei, als Achim Heinrichs die Erbsen vom Feld holte. Wenn sie nass werden und lange am Boden liegen, faulen sie. „Wir konnten sie noch vor der nächsten Regenphase ernten. Dennoch habe ich 25 bis 30 Prozent weniger eingeholt, die schlechteste Erbsenernte seit 15 Jahren“, so Heinrichs. Sehr zufrieden ist Achim Heinrichs mit seiner ersten Kartoffelernte überhaupt. „Die Erträge sind grandios. Ich habe etwa 20 Prozent mehr bekommen als erwartet, was vielleicht auch daran liegt, dass auf dem Boden 60 Jahre keine Kartoffeln mehr gestanden haben“, sagt er. Der erholte Boden hält wieder reichlich Nährstoffe für die stark zehrende Kartoffelpflanze bereit.
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Kartoffeln werden im Hofladen verkauft
Achim Heinrichs verkauft die Kartoffeln aktuell ausschließlich in seinem kleinen Hofladen. Während also die Erdäpfel schon auf den Tellern landen, muss der Mais noch warten. Ab der Aussaat bis zur Ernte braucht die Maispflanze eine bestimmte Temperatursumme. „Es kann sein, dass wir ihn erst im November ernten können“, schätzt Heinrichs. Schuld ist der diesjährige NRW-Sommer, mit dem sein Mais vorlieb nehmen musste. Laut Deutschem Wetterdienst schien hier seltener die Sonne als in allen anderen deutschen Regionen.