Bochum. Bochum sucht weiterhin Unterkünfte für Menschen aus der Ukraine. „Die Lage ist dramatischer als 2015/16“, sagt Sozialdezernentin Britta Anger.

Vor zehn Tagen sind die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine nach Bochum gekommen. Ihnen schlägt nicht nur eine Welle der Sympathie entgegen. Hunderte freiwilliger Helfer engagieren sich in unterschiedlicher Weise, um die Menschen willkommen zu heißen und zu unterstützen. Enorme Anstrengungen unternimmt auch die Stadt. Zur Lage.

Wie ist die Unterbringungssituation der ukrainischen Flüchtlinge?

Viele Menschen werden privat untergebracht – bei ehrenamtlichen Helfern, Vereinen und Organisationen und bei den etwa 1200 Bochumerinnen und Bochumern, die aus der Ukraine stammen. Für 120 Menschen hat die Stadt Unterkünfte in einem Hotel gemietet, weitere 60 Betten werden demnächst in einem Hotel in Wattenscheid zur Verfügung stehen. Etwa 200 Plätze gibt es an der Unterstraße in Langendreer. „Wir suchen aber weitere Unterbringungsmöglichkeiten“, sagt Sozialdezernentin Britta Anger; zumal etliche private Angebote nur für eine begrenzte Zeit bestehen und bereits einige Helfer signalisiert haben, die Stadt möge Plätze zur Verfügung stellen. In der Jugendherberge Bochum seien zahlreiche Zimmer geblockt für die Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger. Die Zahl der Menschen, die an der Zentralen Aufnahmestelle (ZAS) am Harpener Feld registriert werden, steigt stark. „Am Dienstag waren es 996 und heute werden es wohl mehr als 1100 werden“, so Anger am Mittwoch. Die ZAS sei Anlaufstelle für alle, „die einen Bochumer Bezug haben“.

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Was sagt die Dezernentin zur Kritik an der ZAS und an der Landeserstaufnahmestelle (LEA)?

Das Land habe versprochen, die Kapazitäten der LEA deutlich aufzustocken, so dass derzeit mehr Menschen schneller registriert werden können. Es habe zudem angekündigt, sogenannte Puffereinrichtungen in ländlichen Gebieten einzurichten, um die Großstädte, die die Menschen aus der Ukraine vor allem ansteuern, zu entlasten. Was die ZAS der Stadt betreffe, so verweist sie auf zahlreiche administrative Aufgaben, mit denen die Verwaltung beschäftigt sei. Und das nicht nur am Harpener Feld. So seien z.B. an der Diekampstraße bereits mehr als 200 Schecks ausgestellt worden.

Kritik gibt es auch daran, dass ausschließlich ehrenamtliche Helfer und nicht hauptamtliches Personal der Stadt den Infopoint am Hauptbahnhof betreiben.

Die Idee sei zunächst gewesen, dass Bahnhofsmission und Streetworker den Empfang von Ukrainern am Hauptbahnhof übernehmen können. Vom Initiativkreis Flüchtlingsarbeit sei das Angebot gekommen, diese Arbeit zu unterstützen. „Wir waren dankbar, dass das erst mal so möglich war angesichts der vielen Aufgaben, die wir zu erledigen haben“, so die Sozialdezernentin. Sie will sich am Donnerstag ein Bild von der Lage vor Ort machen. Sollte die Arbeit am Infopoint für Freiwillige allein nicht leistbar sein, „werden wir überprüfen, wie wir das anders organisieren können“.

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Lässt sich die aktuelle Situation mit der Flüchtlingskrise 2015/16 vergleichen?

„Ich denke, die Lage ist heute dramatischer als damals, weil die Menschen alle auf einmal und in so kurzer Zeit kommen“, so Anger. Die Städte müssten sich daher schnell darauf einstellen, noch mehr Menschen aufnehmen zu können. Die Erfahrungen von 2015/16 seien hilfreich, wie auch die damals aufgebauten Strukturen. Dazu gehöre etwa der kommunale Krisenstab.