Bochum. Bis in 820 Meter Tiefe reicht die nun beendete Bohrung auf Mark 51/7 in Bochum. Die Stadtwerke setzen auf Geothermie – als Teil einer Allianz.

Erfolgreich beendet haben die Stadtwerke Bochum die Geothermiebohrung auf dem Gelände von Mark 51/7, dem ehemaligen Opel-Werk in Laer. Bis in 820 Meter Tiefe reicht die Bohrung. Von dort unten soll warmes Wasser für die Wärmeversorgung von Unternehmen und Einrichtungen in dem Wissens- und Wirtschaftspark nach oben gepumpt werden.

Potenzial an Erdwärme in NRW ist immens

Damit nicht genug. Bochum setzt in Zukunft verstärkt auf die Erdwärme. Gemeinsam mit der Aachener Stawag, den Stadtwerken Duisburg, Düsseldorf und Münster sowie der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) haben die Stadtwerke Bochum die „Allianz für Geothermie“ gegründet. Die Partner wollen einen beträchtlichen Beitrag leisten, um die Klimaschutzziele in NRW zu erreichen. Das Fraunhofer IEG wurde gegründet, um in den Kohleregionen Deutschlands – Ruhrgebiet, Rheinland und Lausitz – die Dekarbonisierung der kommunalen Energiesysteme zu begleiten.

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Zwischen dem O-Werk, der früheren Verwaltung des Opel-Werks in Laer (l.) und der Produktionshalle des Eisenbahnzulieferers Wabtec (r.) steht der mehr als 40 Meter hohe Bohrturm des Unternehmens MND Drilling auf Mark 51/7. In den nächsten Tagen wird der Turm wieder abgebaut, nachdem die Bohrtiefe von 820 Metern erreicht ist.
Zwischen dem O-Werk, der früheren Verwaltung des Opel-Werks in Laer (l.) und der Produktionshalle des Eisenbahnzulieferers Wabtec (r.) steht der mehr als 40 Meter hohe Bohrturm des Unternehmens MND Drilling auf Mark 51/7. In den nächsten Tagen wird der Turm wieder abgebaut, nachdem die Bohrtiefe von 820 Metern erreicht ist. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Das Geothermie-Potenzial in Nordrhein-Westfalen ist nach Einschätzung von Experten immens, wird aber bislang kaum genutzt. Ob in den Gruben stillgelegter Steinkohlebergwerke des Ruhrgebiets, in den Karbonatgesteinen des Münsterlands oder in Gebieten mit tief liegenden Thermalwasservorkommen – im Untergrund von NRW „schlummert ein geothermischer Schatz, der die Wärmewende weit voranbringen kann“, so die Partner. Dieses Potenzial wollen sie heben. Zur Allianz gehört nach eigenen Angaben der Umgang mit der geologischen Prognoseunsicherheit bei der Suche nach Erdwärmevorkommen und die Absicherung von Investitionen in geothermische Anlagen.

Jährlich werden 3200 Tonnen CO2 eingespart

Auf Mark 51/7 wird in den nächsten Tagen der mehr als 40 Meter hohe Bohrturm der MND Drilling abgebaut, mit dem die beiden Bohrungen in erst 340 und dann in 820 Meter Tiefe vorgenommen wurden. „Wir werden nun die Planung der Anlagentechnik für die Grubenwasserauskopplung am Bohrplatz sowie für die neue Energiezentrale Ost beenden“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Dietmar Spohn. In der Energiezentrale wird die im Grubenwasser enthaltene Wärme- und Kälteenergie mit Wärmepumpen auf das Temperaturniveau gebracht, das für die Versorgung der Kunden erforderlich ist. Von dort sollen voraussichtlich 2024 zahlreiche Gebäude im früheren Opel-Werk mit Energie versorgt werden.

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Die Nutzung des Grubenwassers allein auf Mark 51/7 wird den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgasemissionen (CO2) voraussichtlich um 3200 Tonnen jährlich reduzieren. Für die Wärmeversorgung soll das rund 30 Grad Celsius warme Grubenwasser der ehemaligen Zeche Dannenbaum über Wärmepumpen auf 45 Grad Celsius erwärmt und ins Netz eingespeist werden. Für die Kälteversorgung der neuen Immobilien wird das lediglich 18 Grad „kalte“ Grubenwasser aus 340 Meter Tiefe genutzt.

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Grubenwasser deckt 75 Prozent des Bedarfs der Abnehmer

Das natürliche Energiepotenzial des Grubenwassers wird Prognosen zufolge durch diese optimale energetische Ausnutzung zu mehr als 75 Prozent den Wärme- und Kältebedarf der angeschlossenen Abnehmer decken. Der verbleibende Wärmebedarf wird aus dem Fernwärmenetz der Stadtwerke-Tochter FUW gedeckt. Kältemengen, die an sehr heißen Tagen zusätzlich erforderlich sind, werden über konventionelle Kälteanlagen geliefert.