Bochum. Allen Bürgerprotesten zum Trotz: Bochum verliert zwei Freibäder. SPD und Grüne halten am Bäderkonzept fest. Im Rat wurde heftig diskutiert.
Nicht nur der Ukraine-Krieg sorgte in der Sitzung des Rates der Stadt Bochum am Donnerstag für Emotionen. Auch bei dem – am Ende vergeblichen – Protest zweier Bürgerinitiativen gegen die geplante Schließung der Freibäder in Langendreer und Höntrop lagen die Nerven blank.
Bürgerinitiativen in Bochum sammeln fast 10.000 Unterschriften
„Das Freibad Langendreer darf nicht baden gehen.“ Mit diesem Motto sammelte die Bürgerinitiative im Bochumer Osten 5711 Unterschriften zum Erhalt des Bades. Christine Seidenstücker warb im Rat leidenschaftlich für ein Umdenken bei SPD und Grünen. Sie bezichtigte die Koalition gar der Lüge.
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Viele Bürger im Osten fühlten sich nicht oder falsch informiert und seien empört über das Vorgehen der Politik. „Wir fühlen uns in der Pandemie hintergangen. Dieses Durchregieren steht der Stadt nicht gut zu Gesicht.“ Jahrelang habe die Politik Zeit gehabt, ein vernünftiges Konzept im Sinne der Bürger auf den Weg zu bringen. „Warum jetzt diese Eile“, fragte sich Seidenstücker. „Dieses Bäderkonzept hat seinen Namen nicht verdient.“
Opposition kritisiert rot-grüne Ratsmehrheit
Stefan Wolf indes sprach für die Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop, die mittlerweile mehr als 4000 Unterstützer für ein Freibad im Südpark zusammen haben. Er las Stimmen von Bürgern vor, die sich für das Freibad aussprechen und nicht wie geplant nur mit einem Hallenbad zufrieden geben wollen.
Die Oppositionsparteien im Rat stellten sich auf die Seite der Bürgerinnen und Bürger. „Rot-Grün tritt den Bürgerwillen mit Füßen“, sagte Elke Janura (CDU). „Die Demonstration am vergangenen Samstag gibt uns Recht. Das Freibad in Langendreer ist ein beliebter Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Familien.“ 500 Menschen hatten in Langendreer protestiert.
SPD und Grüne kündigen Millionen-Investition in Bäder an
Sebastian Pewny (Grüne) verteidigte geradezu leidenschaftlich den Beschluss der Koalition. „Man kann uns nicht vorwerfen, nicht ausreichend informiert und diskutiert zu haben.“ Viel zu lange sei in Bochum geredet worden. Jetzt heiße es: machen, bauen, handeln. „Und dazu gehört: Entscheiden!“
Bebel-Platz wird autofrei
Der August-Bebel-Platz in Wattenscheid wird autofrei. Der Rat beschloss den geplanten Umbau mit Mehrheit.
Vergeblich versuchten die Fraktionen von UWG:Freie Bürger und CDU die Verwaltungsvorlage zu ändern beziehungsweise die Entscheidung in die Hände der Bezirksvertretung Wattenscheid zu legen.
Die CDU kündigte an, die Zuständigkeit des Rates in dieser Frage rechtlich prüfen zu lassen.
Pewny konterte geschickt den CDU-Hinweis auf die Unterschriftenlisten und den Bürgerwillen. „Ich werde Sie daran messen, Frau Janura, wenn es um die 17.000 Unterschriften zum Radentscheid geht.“
Peter Reinirkens (SPD) betonte, dass die Stadt über die Wasserwelten GmbH einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in die Bochumer Bäder investieren werde. Das geplante Hallenbad im Südpark sei durchaus auch als „Teilerfolg“ der Bürgerwünsche zu werten.
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Keine Chance hatten Anträge der Fraktion Partei & Stadtgestalter zu prüfen, ob die Freibäder als reine Bürgerbäder mit ehrenamtlichen Kräften von Trägervereinen zu retten seien. „Das wäre die einzige Möglichkeit etwas zu erhalten“, warb Volker Steude vergeblich für diese Idee.
Endgültige Entscheidung fällt am Dienstag
Am Dienstag, 8. März, wird der Aufsichtsrat der Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) über das Bäderkonzept Bochum entscheiden. Für Langendreer ist demnach statt eines Freibades nurmehr eine Wasseraktivitätsfläche (Urban Blue) geplant, für Höntrop immerhin der Neubau eines Hallenbades.