Bochum. Im kommenden Jahr werden die Weichen fürs Schwimmen in Bochum gestellt. Das betrifft die großen Bäder, vor allem aber die Lehrschwimmbecken.
Gibt es ausreichend Schwimmzeiten für Vereine und Schulen in Bochum? Darüber gehen die Meinungen bei den Verantwortlichen, aber auch in den Vereinen und Schulen auseinander. Fakt ist: Besser geht immer. Vor allem bei den Nutzern der Lehrschwimmbecken ist die Not mitunter groß. Im kommenden Jahr nun sollen die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt werden.
Schwimmen in Bochum: Wie ab 2022 alles besser werden soll
Der Bedarf an Schwimmzeiten für Vereins- und Schulsport in den großen Bädern der städtischen Betreibergesellschaft sei mehr als gedeckt, ließ Holger Rost, Chef der Wasserwelten GmbH, kürzlich verlauten. Sollte da etwas nicht klappen, liege es an der Organisation. Torsten Kelle, Bezirksleiter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), sieht das etwas anders. „Ja, es gibt durchaus Wasserfläche, die uns zur Verfügung gestellt wird. Aber auch schon ab 14 Uhr, also zu Zeiten, die wir nicht nutzen können, weil unsere Übungsleiter und zudem viele Eltern ja berufstätig sind.“
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Uwe Labudda, sportlicher Leiter beim Linden-Dahlhauser Schwimmverein (LDSV), findet die Zahlen, mit denen argumentiert wird, unrealistisch. Es stimme, dass es viel Wasserfläche gebe. „Aber die befindet sich zum Großteil draußen, in den Freibädern, die wir für unsere Schwimmkurse so gut wie nie nutzen können. Wir brauchen innen mehr Wasserfläche.“
DLRG Bochum kritisiert: Jahrelang nicht in Lehrschwimmbecken investiert
Deshalb setzt Labudda auf das Bäderkonzept der Wasserwelten, dass nach Modifizierung durch die Politik im kommenden Jahr beschlossen und umgesetzt wird. So sollen nicht nur Wasserflächen im Freien reduziert und die Hallenbäder saniert werden. Für das Südbad in Linden, dass der LDSV nutzt, ist sogar ein Neubau geplant. „Aus unserer Sicht lieber morgen als übermorgen“, sagt Labudda.
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Das Hauptproblem wird jedoch nicht in den Hallenbädern gesehen, sondern in den vielen maroden Lehrschwimmbecken. „Hier wurde jahrzehntelang nichts investiert“, kritisiert Torsten Kelle von der DLRG. „Hier geraten Vereine und Schulen immer wieder in Not, wenn kurzfristig eines der Bäder geschlossen werden muss.“
Stadt Bochum räumt ein: Bei den Schwimmzeiten für Grundschulen wird es eng
Dass es Probleme gibt, streitet die Stadt nicht ab. 15 Lehrschwimmbecken stehen den Grundschulen und Vereinen zur Verfügung, fünf von ihnen sind aber gesperrt, weiß Stephan Heimrath, Leiter des Schulverwaltungsamtes, zu berichten (siehe Info-Box). „Das sind alles baulich ältere Standorte, teils mit Hubboden, die eine sehr anfällige Technik haben“, erklärt er.
Fünf von 15 Becken geschlossen
Fünf von 15 Lehrschwimmbecken in Bochum können derzeit nicht genutzt werden. Besonders ärgerlich: Das Becken der Graf-Engelbert-Schule war im September gerade fertig saniert, als es zu einem Wasserrohrbruch kam. Laut Stadt soll der Schaden im April/Mai 2022 repariert sein. Die Sanierung des Lehrschwimmbeckens im Schulzentrum Querenburg soll Mitte 2022 abgeschlossen sein.
Schon nach den Winterferien sollen Grundschüler im Becken der Lina-Morgenstern-Schule wieder schwimmen lernen können. Derzeit läuft dort die wasserchemische Beprobung. Im Februar 2022 soll der Eingang zum Schwimmbad der Emil-von-Behring-Schule fertig sein. Noch offen ist der Zeitpunkt der Wiederöffnung des Bades an der Brenscheder Straße. Hier müssen die Duschen saniert und der Algenbefall im Becken entfernt werden.
Heimrath hofft auf die Wasserbedarfsplanung, die gerade ein externes Büro für die Stadt erstellt und nach Fertigstellung den politischen Gremien vorgestellt wird. „Dann wird hoffentlich die Frage beantwortet, ob es bei 15 Lehrschwimmbecken bleiben kann oder ob wir weitere benötigen, ob man die einzelnen Becken saniert oder vielleicht ein größeres zentrales baut.“ Für ihn ist wichtig, „einen ganzheitlichen Blick auf Bausubstanz und Reparaturbedürftigkeit der Lehrschwimmbecken zu werfen“.
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Durch die vielen Ausfälle werde es mit den Schwimmzeiten an einigen Standorten eng, gesteht Stephan Heimrath. Und ihm schwant mit Blick auf die Jahre 2025 und 2026 Übles. „Dann werden wir einen steilen Anstieg an Schülerzahlen in den Grundschulen haben und überlegen müssen, wie wir den zusätzlichen Bedarf an Schwimm- und Sportunterricht abdecken können.“
Schulen tauschen Schwimmzeiten untereinander
Vieles werden die Schulen auch dann wahrscheinlich unter sich ausmachen – wie jetzt schon. Davon berichtet auch Martina Hoppe. Sie ist Lehrerin an der Theodor-Körner-Schule in Dahlhausen und gibt dort auch Schwimmunterricht. Das klappe für die weiterführende Schule im Südbad sehr gut. Sie wisse aber um die Nöte mancher Grundschule und stehe auch im ständigen Austausch. „Die Absprachen untereinander, etwa zum Tausch von Schwimmzeiten, funktionieren sehr gut. „Man muss sich halt kümmern.“