Bochum. Der Ukraine-Krieg ist täglich neben Corona Thema im Krisenstab Bochum. Die Stadt erwartet viele Flüchtlinge. Die Rede ist von 200 Waisenkindern.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine drückte der Sitzung des Rates der Stadt Bochum am Donnerstag einen Stempel auf. Auf Antrag der Fraktionen von SPD, Grünen, CDU, FDP, Linken, UWG:Freie Bürger, Die Partei & Stadtgestalter verabschiedete der Rat gleich zu Beginn einstimmig eine Resolution. Zentrale Botschaft neben der Kritik am Bruch des Völkerrechts durch Wladimir Putins Überfall und der Solidarität mit der Ukraine: Bochum ist bereit, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen.
Ukraine-Krieg: Krisenstab Bochum tagt täglich
„Wir helfen unbürokratisch, zur Not auch ohne Rechtsgrundlage“, versprach Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Er kündigte zudem an, dass die Folgen des Ukraine-Kriegs ab sofort täglich im Krisenstab der Stadt Thema sein werden – zusätzlich zur Corona-Pandemie. Dabei gehe es aber nicht nur um die Aufnahme von Flüchtlingen, sondern auch um den Katastrophen- und Zivilschutz, „die notwendige Warnung der Bevölkerung vor Ereignissen, die Sicherung der Energieversorgung, mögliche Cyberangriffe“ und einen ständigen Kontakt mit der Bundeswehr.
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„Wir sind schockiert und fassungslos, was Putin in der Ukraine anrichtet“, sagte Eiskirch. Demokraten in Bochum, Deutschland und auf der ganzen Welt protestierten gegen den brutalen Überfall. „Das ist gut“, so Eiskirch, noch wichtiger aber seien die Proteste in Russland. „Meine Hochachtung gilt den mutigen Menschen, die in Russland auf die Straße gehen.“
Rat in Bochum verurteilt russischen Angriffskrieg
Einstimmig verabschiedete der Rat seine Resolution mit der Überschrift „Solidarität mit den Menschen in der Partnerstadt Donezk“. Darin heißt es: „Der Rat der Stadt Bochum verurteilt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aufs Schärfste. Insbesondere den Menschen in und aus unserer Partnerstadt Donezk gilt unsere Solidarität und unser Mitgefühl. Wir stehen an der Seite der demokratischen Kräfte in der Ukraine.“
Infos im Netz und an der Telefonhotline
Fragen und Antworten zur Ukraine-Krise hat die Stadt Bochum auf ihrer Homepage auf
bochum.de/ukraine gesammelt. Wer helfen oder spenden will, findet hier Informationen.
Um Hilfen zu bündeln und zu koordinieren, hat die Stadt zusammen mit der Ehrenamtsagentur eine Telefonhotline unter 0234 95 70 99 49 eingerichtet. Diese ist besetzt montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr.
Eine Kontaktaufnahme ist auch möglich per E-Mail an spontanhilfe@bochum.de.
Gleichzeitig fordert die Politik die Verwaltung auf, in Rücksprache mit dem Innenministerium und dem Auswärtigen Amt „schnellstmöglich in unserer Stadt Unterbringungskapazitäten aufzubauen, damit Bochum seiner Verpflichtung als Sicherer Hafen auch weiterhin gerecht werden kann“.
1271 Ukrainer leben bereits in Bochum
Sozialdezernentin Britta Anger (Grüne) lieferte erste Zahlen. Zurzeit lebten 1271 Menschen mit einer ersten oder zweiten ukrainischen Staatsbürgerschaft in Bochum, entsprechend groß könnte die Zahl der Verwandten ausfallen, die hier Schutz suchen werden.
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Aktuell seien 100 Plätze in bestehenden Unterkünften und 60 Wohnungen verfügbar. Weitere 150 Plätze sollen in einem Hotel geschaffen werden und auch in der ehemaligen Erstaufnahme des Landes an der Unterstraße in Langendreer könnten bei Bedarf Menschen aus der Ukraine untergebracht werden.
Eine Absage erteilte Anger einer Anfrage der Fraktion UWG:Freie Bürger, die die ehemalige Seniorenwohnanlage Haus am Glockengarten in Altenbochum zur Unterbringung von Flüchtlingen vorgeschlagen hatte. „Das Gebäude steht wegen großer Dachschäden nicht zur Verfügung.“
200 Waisenkinder könnten nach Bochum kommen
Anger berichtete von einer SMS, in der die Ankunft von 200 Waisenkindern aus der Ukraine angekündigt worden sei. Das Jugendamt, das für die Betreuung „unbegleiteter Minderjähriger“ zuständig sei, bereite sich auf die „Inobhutnahme“ der Kinder vor. Eine Bestätigung und einen Termin gebe es aber noch nicht. „Wir wissen aber, dass in Kiew ein Waisenhaus mit blinden Kindern bombardiert worden ist“, so Anger.
Besonders benötigt werden in der Ukraine derzeit Geld, Medikamente und Blutkonserven. „Lebensmittelspenden sind zurzeit nicht zielführend“, so Anger, „wir bereiten mit dem DRK eine Blutspendeaktion vor.“ Der Bochumer Partnerschaftsverein benötige zudem Hilfe beim Packen von Hilfspaketen.
Im Harpener Feld wird am Freitag um 12 Uhr eine zentrale Anlaufstelle für Menschen aus der Ukraine eingerichtet, teilte Anger mit. Mitarbeiter von Ausländer-, Sozialamt und Integrationszentrum sollen Fragen nach dem rechtlichen Status und der Krankenversicherung beantworten und den Impfstatus erfassen. Neuankömmlingen werde ein Starterpaket mit Infos und Hygieneartikeln zur Verfügung gestellt.