Bochum. Die Hilfsbereitschaft der Bochumer für die Kriegsopfer in der Ukraine ist groß. Es gibt weitere Spendenaktionen. Helfer sind zu Tränen gerührt.
Seit 35 Jahre besteht die Gesellschaft Bochum-Donezk. „Eine derartige Hilfsbereitschaft haben wir noch nie erlebt“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Monika Grawe. Weit über 1000 Pakete mit Hilfsgütern für die Opfer des Ukraine-Krieges wurden in den vergangenen Tagen in der Sammelstelle an der Herner Straße abgegeben. „Am späten Dienstagabend habe ich kurz innegehalten – und geweint“, erzählt die 71-Jährige. Ein Moment des Glücks inmitten schlimmsten Unglücks.
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Am Mittwoch ist Monika Grawe zu früher Stunde in das kleine Büro ihres Vereins zurückgekehrt. Vor ihr: Dutzende Formulare. Neben ihr: das Handy mit 349 verpassten Anrufen. Keine Zeit für Rückrufe. In den Lagerhallen und auf dem Hof sind mehr als 100 Helferinnen und Helfer angetreten. Ein mächtiger Lkw aus Polen steht vor der Rampe. Einmal mehr organisiert von Ivan Stukert von der freikirchlichen Christengemeinde an der Harpener Heide, der seit 2014 von Bochum aus humanitäre Hilfe in der Ukraine organisiert.
Bochum hilft der Ukraine: Vierjährige spendet ihren Teddy Bruno
Die Ehrenamtler haben eine Menschenkette gebildet. Mittendrin: Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, der kurzfristig mithilft. „Uuuund hopp!“: Ein Paket nach dem anderen wird von Hand zu Hand gereicht und auf den Truck verladen. Zu allererst die 300 gespendeten Care-Pakete u.a. mit Konserven, haltbarem Brot, Zahnbürsten und Taschenlampen („für den Bunker“, so Monika Grawe). Hinzu kommen medizinische Hilfsmittel, Schlafsäcke, Feldbetten, Rollstühle und Rollatoren sowie Kleidung aller Art.
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Während sich der Lastwagen zusehends füllt, fahren pausenlos weitere Bürgerinnen und Bürger mit Kartons und prall gefüllten Tüten und Beuteln vor. „Was die Russen den Ukrainern antun, berührt mich zutiefst. Ich habe schon Geld gespendet. Gestern habe ich spontan auch meinen Kleiderschrank aussortiert“, sagt Stefanie Büting (38). Ihre Tochter Maja (4) hat ihren Teddybär dazu gepackt. „Bruno“ heißt er.
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Sorge um Klinik für leukämiekranke Kinder in Donezk
Der Lkw müsse nicht bei den Flüchtlingen an der Grenze Halt machen, sondern dürfe in die Westukraine hineinfahren, betont Monika Grawe. Das habe die Generalkonsulin Iryna Shum bei ihrem Besuch bei OB Eiskirch Ende letzter Woche zugesichert. Kurz hinter der Grenze sollen die Hilfsgüter auf kleinere Fahrzeuge verteilt und ins Landesinnere gebracht werden.
Schauspielhaus startet Spendenaktion
Das Schauspielhaus und der Verein „Bochum Hilft!“ starten eine gemeinsame Hilfsaktion für Ukraine-Flüchtlinge.
Am Donnerstag, Freitag und Samstag (3. bis 5. März) jeweils von 10 bis 18 Uhr können haltbare Lebensmittel wie Konserven, Nudeln, Reis, Wasser, Kaffee und Säfte sowie Süßwaren, Hygieneartikel oder Supermarkt-Gutscheine im Kassenfoyer abgegeben werden.
„Die Spenden werden umgehend an die Bochumer Notunterkünfte weitergeleitet“, sagt Schauspielhaus-Techniker und Vereinsvorsitzender Michael Doering.
Weitere Sammelstellen sind die Sold Out Gallery (Königsallee 16), LBS Bochum-City (Massenbergstraße 17) und das Café Zwei Säulen (Hattinger Straße 796).
Die Bogestra teilt mit, dass Flüchtlinge aus der Ukraine ab sofort kostenlos alle Busse und Bahnen im ÖPNV nutzen können. Dafür reicht ein gültiges Ausweisdokument.
„Jede Form von Unterstützung wird dringend benötigt, hören wir von unseren ukrainischen Partnern“, sagt Monika Grawe, die engen Kontakt zu ihren Freunden in der Region Donezk hält. Unerträglich seien die Sorgen, aktuell um eine von den Bochumern seit vielen Jahren geförderte Klinik für leukämiekranke Kinder mit 20 kleinen Patienten: „Wir warten seit Tagen auf eine Nachricht.“ Bewundernswert seien der Mut und die Tapferkeit der Menschen im ganzen Land. Viele wollen bleiben. Gestern sagte mir eine Freundin: „Wir bauen hier gerade Molotow-Cocktails.“
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Neuer Transport soll nächste Woche auf die Reise gehen
Das Handy summt ohne Unterlass. Von einer bevorstehenden Solidaritätsaktion mit dem VfL Bochum berichtet Monika Grawe. Von einem Spendenaufruf der Mitarbeiter der Feuerwehr und der Wohnungsgesellschaft VBW. Und von einem weiteren Transport in die Ukraine, der für die nächste Woche geplant ist. Mehr als 1000 Pakete lagern noch an der Herner Straße. Die Kosten sind gedeckt: Binnen weniger Tage hat die Gesellschaft, mehr als 20.000 Euro Spenden erhalten.
Die Sammelstelle an der Herner Straße 146 ist täglich von 14 bis 18 Uhr (donnerstags ab 10 Uhr) geöffnet. Alle Infos u.a. zu den benötigten Hilfsgütern und das Spendenkonto gibt es auf www.bochum-donezk.de. Die Stadt sammelt Hilfsangebote unter der Hotline 0234 95 70 99 49; E-Mail: spontanhilfe@bochum.de