Bochum. Das gab’s noch nie: Das Bochumer Varieté et cetera hat kurz vor dem Start der neuen Staffel den Moderator ausgewechselt. Das sind die Gründe.

Kurz vor dem Start der Frühjahrsshow hat das Bochumer Varieté et cetera den Moderator ausgetauscht. Grund: fragwürdige Beiträge und Unterstützer im Internet. Der Titel der neuen Staffel erfährt damit eine ungeahnte Bedeutung: „Das kann doch nicht wahr sein!“

Am 11. März beginnt die neue Varieté-Reihe an der Herner Straße. Der Kabarettist Ludger K. sollte bis Juni durch das Programm führen: „frech, weitsichtig und irre witzig“, wie es in einer ersten Ankündigung hieß.

Der Kabarettist Ludger K. war als Moderator der Frühjahrsstaffel im Bochum Varieté et cetera vorgesehen. Jetzt wird er durch Matthias Rauch ersetzt.
Der Kabarettist Ludger K. war als Moderator der Frühjahrsstaffel im Bochum Varieté et cetera vorgesehen. Jetzt wird er durch Matthias Rauch ersetzt. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

WAZ machte Theaterleitung auf Corona-Videos aufmerksam

Durch die WAZ wurde die Theaterleitung auf Videos aufmerksam, die Ludger K. auf seiner Homepage veröffentlicht. Darin übt er scharfe Kritik an den Corona-Beschränkungen, spricht von „Unterdrückung“ und von der Lauterbach-„Visage“: Begriffe, wie sie auch in der „Querdenken“-Bewegung Verwendung finden. In einer „Stellungnahme zum Thema 2G in Theatern“ verkündet er, grundsätzlich nicht unter 2G-Bedingungen (geimpft und genesen) aufzutreten. Wer seine Arbeit und Einstellung unterstützen wolle, wird zu Spenden aufgerufen. Zu seinem eigenen Impfstatus erklärt er in Anspielung auf den jüngsten Skandal um den serbischen Tennisstar: „Mein Name ist Djokovic, Novak Djokovic.“

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Die Weigerung, unter 2G-Bedingungen zu spielen, hat den 49-Jährigen bereits zum Jahresbeginn ein Engagement gekostet. „Bei uns war am 21. Januar ein Gastspiel von Ludger K. geplant. Wir haben den Termin abgesagt“, sagt Angelika vom „Zauberkasten“ in Gerthe.

Max-Otte-Fonds als Sponsor – Interview mit der „Jungen Freiheit“

Zum Aus im et-cetera-Theater führten weitere Auffälligkeiten. So lässt Ludger K. seine „Lästermaul“-Videos in den sozialen Medien vom Max-Otte-Fonds sponsern: „aus Überzeugung“, wie er bekräftigt. Gegen den Ökonomen Max Otte, Ex-Vorsitzender der rechtsgerichteten „Werteunion“, hat die CDU ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet, weil er sich für die AfD als Kandidat für die Wahl des Bundespräsidenten aufstellen ließ. Und: Im März 2021 gab Ludger K. der „Jungen Freiheit“ ein Interview. Das Blatt gilt als Sprachrohr der „Neuen Rechten“ in Deutschland.

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Auf WAZ-Anfrage erklärt der Essener, mit seiner Unterstützung zwar den Fonds, nicht aber Max Otte als Politiker zu meinen. Die Zusammenarbeit in für Künstler finanziell bedrohlichen Zeiten sei im ersten Lockdown 2020 erfolgt, als die Entwicklung des damaligen CDU-Politikers nicht absehbar gewesen sei. Zur „Jungen Freiheit“ sagt Ludger K.: „Auch prominente SPD-Politiker und andere Kollegen haben hier schon Interviews gegeben. Ich finde die ,Junge Freiheit’ nicht schlimm.“

Magier Mattias Rauch übernimmt Moderation der Frühjahrsshow

Die Moderation von Ludger K. sei bereits vor der Pandemie verabredet worden, sagt et-cetera-Geschäftsführerin Sylvia Cabello. Die gravierenden Vorwürfe seien dem Theater bis vor Kurzem „weder bekannt noch bewusst gewesen“.

Nur knapp zwei Tage brauchte das Varieté, um eine Entscheidung zu treffen: Ludger K. wird aus dem Programm genommen. Matthias Rauch konnte als Ersatz gewonnen werden. Der Zauberer und Entertainer, der zuletzt die Herbststaffel 2020 moderierte, sagte binnen weniger Stunden zu. Der Titel muss nicht geändert werden. „Das kann doch nicht wahr sein!“ – das passt auch bei dem Magier aus Witten.

Der Magier Matthias Rauch übernimmt kurzfristig die Moderation der Frühjahrsshow im Varieté et cetera.
Der Magier Matthias Rauch übernimmt kurzfristig die Moderation der Frühjahrsshow im Varieté et cetera. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Varieté verspricht zum Start ins Jubiläumsjahr hochkarätige Artistik

Kurzfristig (und mit beträchtlichem finanziellen Aufwand) haben die Riemker ihre komplette Werbung erneuert. „Wir alle hoffen nun auf einen unbeschwerten Auftakt der Frühjahrsstaffel“, sagt Sylvia Cabello und verspricht hochkarätige internationale Artistik mit dem Duo Navas aus Ecuador auf dem „Todesrad“, der Schwedin Emelie Sandberg am Vertikaltuch und mit ihrem US-Partner Royer auf Rollschuhen, der russischen Handstand-Akrobatin Alona Zhuravel, dem Belgier Ra’Fou mit Visual Comedy, dem spanischen Duo Deibit Y Nymeria an den Strapaten sowie dem Tschechen Zdenek Polach mit einer Tempo-Jonglage.

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Bis auf Matthias Rauch sind sämtliche Künstlerinnen und Künstler zum ersten Mal in Bochum zu sehen. Nach den jüngsten Turbulenzen können sich die Besucher auf „einen fulminanten Start in unser 30. Jubiläumsjahr“ freuen, wirbt das et cetera.

Kabarettist deutet Abschied von der Bühne an

Derweil deutet Ludger K. seinen Abschied von der Bühne an. Er denke schon lange darüber nach, seine Karriere als Kabarettist zu beenden, sagt er im WAZ-Gespräch. Das könne bald soweit sein.

„Das kann doch nicht wahr sein!“, vom 11. März bis 19. Juni, freitags 20 Uhr, samstags 16.30 und 20 Uhr, sonntags Brunch und 19 Uhr; Karten: variete-et-cetera.de