Bochum. In Bochum beginnen die Impfungen mit Novavax. Erfüllen sich die Hoffnungen, die in den Wirkstoff gesetzt werden? Die Stadt nennt erste Zahlen.

Die Impfkampagne in Bochum schreitet weiter nur schleppend voran. Elf Erstimpfungen – sieben am Samstag, vier am Sonntag – weist die Corona-Statistik der Stadt am Wochenende auf. Ein Tiefststand. Bis auf die Booster-Spritzen gibt es kaum noch Zuwächse. Das Gesundheitsamt reagiert, hat das Impfzentrum im Ruhrcongress geschlossen – und hofft auf den neuen Wirkstoff Novavax. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Corona-Lage.

Wo steht Bochum bei den Corona-Schutzimpfungen?

Die Impfquote stagniert. Am 1. Februar lag sie bei 75,8 Prozent. Zum Monatsende sind es 76,7 Prozent. Während 55 Prozent der Bevölkerung geboostert sind, werden in den städtischen Impfstellen und Arztpraxen kaum noch „Neulinge“ vorstellig. Das Potenzial sei offenbar weitgehend ausgeschöpft, befürchtet Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung. Es gebe inzwischen Tage mit stadtweit 120 Impfungen, konstatiert Stadtdirektor Sebastian Kopietz. „Zu Spitzenzeiten waren es über 2000.“ Auch in den Apotheken herrscht Flaute. Nach wie vor wird laut Gesundheitsamt nur in drei der 90 Apotheken in Bochum geimpft.

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Was heißt das für den Impfschutz der Bevölkerung?

283.534 Bürgerinnen und Bürger sind vollständig, also mindestens zweimal geimpft. In Bochum leben ca. 15.000 Kinder unter fünf Jahren, für die noch kein Impfstoff zugelassen ist. Das bedeutet: Rund 70.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind trotz mannigfaltiger Angebote und Appelle ungeschützt. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist am Wochenende wieder gestiegen: auf 971,9.

Das Impfzentrum im Ruhrcongress ist Vergangenheit. (v.l.) Die medizinische Leiterin Dr. Anneliese Häring-Haj Kheder, Gesundheitsamtsleiterin Dr. Cordula Kloppe, Stadtdirektor Sebastian Kopietz und Regina Scheffels (BOVG) blickten im WAZ-Gespräch zurück und nach vorn.
Das Impfzentrum im Ruhrcongress ist Vergangenheit. (v.l.) Die medizinische Leiterin Dr. Anneliese Häring-Haj Kheder, Gesundheitsamtsleiterin Dr. Cordula Kloppe, Stadtdirektor Sebastian Kopietz und Regina Scheffels (BOVG) blickten im WAZ-Gespräch zurück und nach vorn. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Corona in Bochum: Impfzentrum im Ruhrcongress ist Vergangenheit

Was tut die Stadt?

Sie fährt die Zahl der Impfstellen zurück. Am Wochenende wurde das Impfzentrum im Ruhrcongress abgebaut. Zwischen Februar und September 2021 waren hier 250.000 Spritzen gesetzt worden. Ende November 2021 wurde das Zentrum reaktiviert, diesmal im Foyer. 38.600 Impfungen wurden seither vorgenommen. Zuletzt seien die Zahlen „spürbar zurückgegangen“, sagt Stadtdirektor Kopietz. Das Land halte die Kommunen zu wirtschaftlichem Handeln an. Deshalb habe die Stadt den bis 28. Februar bestehenden Mietvertrag mit der Hallengesellschaft BOVG nicht verlängert. Kopietz dankt dem BOVG-Team für die „hervorragende Zusammenarbeit“.

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Stadt will vier Impfstellen bis zum Jahresende weiter betreiben

Was passiert mit den verbleibenden Impfstellen?

Gesundheitsamtsleiterin Dr. Cordula Kloppe versichert gegenüber der WAZ, dass die Impfstellen im Gesundheitsamt, in den Bezirksverwaltungsstellen Süd und Wattenscheid sowie das Kinderimpfzentrum am Westring 24 bis Jahresende geöffnet bleiben. Die Zahl der Impfstraßen werde dabei dem Bedarf angepasst. Das Land müsse den Städten frühzeitig sagen, welche Impfstruktur ab 2023 als Ergänzung zu den Ärzten und Apotheken vorgehalten werden soll, fordert Kopietz. „Wir brauchen jetzt Klarheit, auch über die Finanzierung.“

50 Anmeldungen für Schüler-Impfungen

Deutlich hinter den Erwartungen zurück bleibt das Angebot der Stadt, Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren in ihren Schulen zu impfen.

Alle weiterführenden Schulen wurden angeschrieben. 50 Jungen und Mädchen meldeten sich online an.

Das Gesundheitsamt hat zwei Teams zusammengestellt, die die entsprechenden Schulen am Donnerstag (3.) anfahren und die Impfungen vornehmen werden.

„Man sieht:: Bochum tut alles, um die Impfquote zu erhöhen“, betont Stadtdirektor Sebastian Kopietz.

Sind noch Anmeldungen für die Impfungen erforderlich?

Nein. Zwar sind Terminbuchungen weiterhin online möglich. „Ab sofort kann man aber auch ohne Anmeldung in jede Impfstelle kommen“, betont Cordula Kloppe. Alle Infos und Öffnungszeiten auf bochum.de/corona.

Fast 300.000 Corona-Impfungen wurden seit 2021 im Ruhrcongress vorgenommen. Seit dem Wochenende ist das Impfzentrum am Stadionring Vergangenheit.
Fast 300.000 Corona-Impfungen wurden seit 2021 im Ruhrcongress vorgenommen. Seit dem Wochenende ist das Impfzentrum am Stadionring Vergangenheit. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Novavax: Terminbuchungen sind ab Dienstag möglich

Wann wird Novavax in Bochum verabreicht?

An diesem Wochenende erwartet die Stadt die erste Lieferung des Impfstoffs. 322 Injektionsfläschchen (Vials) habe das Land zugesichert, so Kloppe. Für Bochum stehen damit zum Auftakt 3220 Dosen zur Verfügung. Das Protein-Präparat soll zunächst vorrangig Beschäftigten im Gesundheitswesen angeboten werden. Zwei Dosen werden im Abstand von drei Wochen gespritzt.

Wie groß ist das Interesse an Novavax?

Der Wirkstoff („Totimpfstoff“) basiert auf einer anderen Technologie als die anderen zugelassenen Impfstoffe in Deutschland. Die Hoffnung auf neuen Schwung in der Impfkampagne hat sich bisher aber nicht erfüllt. Dem Gesundheitsamt liegen aktuell 160 Anfragen vor. Ab Dienstag (1.) können an allen Impfstellen Novavax-Termine gebucht werden.

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