Bochum. Das Gesundheitsamt in Bochum reagiert auf die Corona-Lage. Die Kontaktnachverfolgung wird massiv eingeschränkt. Was die Bürger jetzt tun sollen.

Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie bittet die Stadt alle Bochumerinnen und Bochumer um aktive Mithilfe. Weil die Zahl der Infektionen weiter rasant steigt, werden die Kontaktnachverfolgungen auf ein Minimum reduziert. „Eigenverantwortung ist mehr denn je gefragt und gefordert“, appelliert Dr. Cordula Kloppe (53), Leiterin des Gesundheitsamtes, im Gespräch mit der WAZ.

3817 bestätigte Corona-Fälle gibt es aktuell in Bochum. Allein am Dienstag meldet die Stadt 681 Neuinfektionen. „Die Omikron-Variante ist inzwischen dominierend. Waren die Inzidenzen anfangs nur bei den Jüngeren extrem hoch, nehmen sie jetzt auch bei den Älteren zu“, sagt Cordula Kloppe.

Corona in Bochum: Kontaktpersonen werden nur noch in Einzelfällen informiert

Das Gesundheitsamt sei mit 200 Mitarbeitern zwar ordentlich aufgestellt – auch dank Verstärkung aus anderen Ämtern und 18 Bundeswehrsoldaten, die seit November 2021 erneut im Corona-Einsatz in Bochum sind. Alle Kontaktpersonen zeitnah nachzuverfolgen und zu informieren, sei bei der Vielzahl täglich neuer Ansteckungen aber nicht mehr möglich, so Kloppe.

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Gemäß der jüngsten Bund-Länder-Konferenz beschränke sich das Gesundheitsamt auf „vulnerable (besonders verletzliche) Gruppen“: also Fälle, die mit Kliniken, Pflege- und Behinderteneinrichtungen in Verbindung stehen. Zumindest hier soll eine Ausbreitung eingedämmt werden. Kloppe: „Mehr können wir bei dieser Infektionslage kaum leisten.“

Seit November 2021 ist die Bundeswehr erneut im Corona-Einsatz für das Bochumer Gesundheitsamt (hier mit Stadtdirektor Sebastian Kopietz,rechts, vor dem Ruhrcongress.
Seit November 2021 ist die Bundeswehr erneut im Corona-Einsatz für das Bochumer Gesundheitsamt (hier mit Stadtdirektor Sebastian Kopietz,rechts, vor dem Ruhrcongress. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Stadt verweist auf Kontaktformular im Internet

Für alle anderen Bürger heißt das: Wer einen positiven PCR-Test hat, soll auf www.bochum.de/corona ein Kontaktformular ausfüllen, nicht die überlastete Hotline kontaktieren, sich freiwillig in Isolation begeben und eigenständig alle bekannten Kontaktpersonen alarmieren. Das Formular findet man hier.

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Wie viele Menschen in Bochum sind derzeit in Quarantäne? „Dazu gibt es keine belastbaren Angaben mehr“, sagt Kloppe. Der letzte Wert lag bei knapp unter 3000. Eine Überprüfung finde allenfalls noch stichprobenartig statt. Auch hier setze die Stadt auf die Eigenverantwortung der Bürger.

Impfkampagne bleibt hinter den Vorgaben zurück

Das gilt auch beim Impfen. Trotz aller Appelle und zusätzlichen Angebote habe die städtische Impfkampagne noch nicht die erhofften Ergebnisse gebracht, konstatiert die Gesundheitsamtsleiterin. Bei den Erst- und Zweitimpfungen (aktuelle Impfquote: 75,2 Prozent) hinke man den Vorgaben hinterher. Lediglich die Booster-Impfungen seien stark gefragt. Mit 184.893 Auffrischungen ist inzwischen jeder zweite Einwohner geboostert.

Cordula Kloppe befürwortet eine Impfpflicht. Auch wenn ihrer Behörde damit noch mehr Arbeit ins Haus steht. Schon jetzt werde man mit Anfragen von medizinischem Personal „überflutet“. Hier gilt die Impfpflicht ab März. Häufigstes Anliegen: Was braucht man für ein Attest? Auch die geplante Einführung einer allgemeinen Impflicht werde das Gesundheitsamt als mögliche Kontrollbehörde massiv belasten. Dennoch: „Es ist der richtige Weg. Allein das Impfen kann unser Gesundheitssystem schonen.“

Seit März 2021 leitet Dr. Cordula Kloppe das Bochumer Gesundheitsamt.
Seit März 2021 leitet Dr. Cordula Kloppe das Bochumer Gesundheitsamt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Technische Probleme sind seit Dienstag gelöst

Inzwischen gelöst wurden technische Probleme. Im Zuge eines landesweiten Computer-Updates war es der Stadt seit dem Wochenende nicht möglich, aktuelle Infektionszahlen an das Robert-Koch-Institut zu übermitteln. „Es war nicht unser Fehler. Etliche NRW-Kommunen waren und sind betroffen“, so Kloppe.

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Seit Dienstag funktioniere der Datenaustausch wieder; die Zahlen seien weitgehend auf dem neusten Stand. Sie fallen besorgniserregend aus: Die Inzidenz in Bochum ist laut RKI auf 754,8 gestiegen. Auch die Situation in den Kliniken spitzt sich wieder zu. 82 Covid-Patienten müssen stationär versorgt werden: sechs mehr als am Vortag. 17 Erkrankte liegen auf den Intensivstationen.