Bochum. Konzert der Bochumer Symphoniker im Musikforum wird überschattet vom Krieg in der Ukraine. Stargast Alexander Melnikov zeigt sich tief betroffen.

Überschattet vom plötzlichen Krieg in der Ukraine wurde das Konzert der Bochumer Symphoniker am Donnerstagabend im Musikforum. Denn auch wenn sich nicht wenige Besucher auf den Abend gefreut hatten: Es fällt schwer, so einfach umzuschalten und die Nachrichten des Tages zumindest für kurze 90 Minuten auszublenden.

Dabei wäre der Wunsch nach ein wenig Eskapismus ohnehin nicht zu erfüllen, denn dass dieses Konzert auch eine politische Botschaft trägt, daran gibt es keinen Zweifel. Stargast des Abends ist der gefeierte Pianist Alexander Melnikov, der 1973 in Moskau geboren wurde. Er werde nicht spielen, ohne zuvor etwas sagen zu dürfen, hatte Melnikov vor dem Konzert erklärt, und so nutzt der schon lange fernab seines Heimatlandes lebende Musiker das Forum für deutliche Worte.

Melnikov spielt am Sonntag im kleinen Saal

Wer den Pianist Alexander Melnikov noch einmal erleben will: Am Sonntag, 27. Februar, um 18 Uhr musiziert er gemeinsam mit dem Viktoria-Quartett der Symphoniker im kleinen Saal des Musikforums am Marienplatz.

Dabei werden Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann gespielt. Für das Konzert gibt es eventuell noch Restkarten an der Abendkasse.

Symphoniekonzert in Bochum wird vom Ukraine-Krieg überschattet

„Menschen sterben, während wir hier spielen, in einem verbrecherischen Krieg, der keine Gründe hat“, sagt er. „Ich kann nicht verstehen, warum Leute wie Putin und Trump unserer Zivilisation so etwas antun.“ Großer Beifall.

Begleitet von den stark aufspielenden Symphonikern setzt sich Melnikov daraufhin an den schwarzen Steinway und spielt das Konzertstück für Klavier und Orchester G-Dur von Robert Schumann. Wohl selten zuvor klang dieses relativ elegante Stück mit seinem militärisch anmutenden Auftakt so schwer, traurig und melancholisch. Besser hätte man es für diesen Abend nicht aussuchen können.

Interessanter Vergleich zwischen Schumann und Dvořák

Dabei besteht das Symphoniekonzert eigentlich aus einem interessanten Vergleich zwischen den Komponisten Robert Schumann und Antonín Dvořák. Nicht wie üblich streng voneinander getrennt, sondern pfiffig über Kreuz werden ihre Werke dargeboten: Drei slawische Rhapsodien von Dvořák wechseln sich ab mit zwei Klavierstücken aus Schumanns Feder, die Melnikov souverän intoniert. Statt auf Notenblätter schaut er dabei auf sein IPad.

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Nach 90 Minuten naht die graue Wirklichkeit

Spannend dabei: Obwohl sich beide Komponisten nicht kannten, verbindet sie eine Menge an Einfallsreichtum und Spielwitz. Sehr zur Freude des Publikums werden einige Teile des Orchesters, das der Dirigent Gabriel Bebeselea mit fast sportivem Elan anführt, immer wieder besonders gefordert. Besonderen Beifall gibt es etwa für die Bläserabteilung in der Slawischen Rhapsodie Nr. 2 oder für die Harfenistin Meret Eve Haug im dritten Teil, die ihrem imposanten goldenen Instrument zauberhafte Klänge entlockt.

Doch es nützt ja nichts: Nach rund 90 Minuten werden die Konzertbesucher zurück in die graue Wirklichkeit entlassen. Dass es draußen regnet, kann kein Zufall sein.