Essen. Bach und Mozart im Livestream: Ein erlesenes Konzertereignis mit Alexander Melnikov und der Akademie für Alte Musik in der Essener Philharmonie.
Johann Christian Bach, der jüngste unter den komponierenden Söhnen des Thomaskantors, traf in London das Wunderkind Mozart. Und hinterließ deutliche künstlerische Spuren, die Alexander Melnikov zusammen mit der Akademie für Alte Musik Berlin jetzt in einem live gestreamten Portraitkonzert aus der Philharmonie Essen eindrucksvoll dokumentierten.
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Historische Aufführungspraxis brachte dabei die musikalische Wesensverwandtschaft der beiden Meister nahe. Das Berliner Ensemble, stilecht im Stehen spielend, verströmte vor allem durch die Bläser wie die ventillosen Hörner oder hölzernen Traversflöten die klangliche Welt der Mozartzeit, Melnikov hatte den Hammerflügel gewählt, der im Vergleich stumpfer und leiser, dafür aber kammermusikalisch integrativer wirkt als sein moderner Nachfahre mit Gussrahmen.
Harmonisches Einvernehmen und mitreißende Spiellust
So trat der russische Pianist in Johann Christian Bachs Sinfonia concertante C 48 in der virtuos agierenden Sologruppe gemeinsam mit Violine, Cello und Oboe an in harmonischem Einvernehmen und mitreißender Spiellust – durchgeistigtes und natürliches Musizieren, das den Nährboden für den jungen Mozart sinnfällig machte.
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Dessen frühe Sinfonie KV 114 erhob die Akademie in innerer Ausgewogenheit gleichermaßen mit Anmut und Verve, Feinschliff und Inspiration zur Entdeckungsfahrt, um Alexander Melnikov dann mit dem G-Dur-Klavierkonzert KV 453 in seiner pianistischen Brillanz glänzen zu lassen. Zu rühmen ist seine ebenso schlichte wie spannende Durchformung des Soloparts ohne jede Selbstdarstellung, die erlesene Anschlagskultur, das schnelle Figurenwerk, das ihm nur so aus den Fingern perlte. Ein großer Künstler ganz im Dienste der Musik.