Hattingen. . Ein Meisterwerk der Spätromantik präsentierten Chor und Orchester der Uni Witten in der Gebläsehalle. Solisten und Chor vermitteln Spannung.
Mit einem selten gespielten Meisterwerk der Spätromantik, dem Requiem b-Moll op.89 von Antonín Dvořák, begeisterten Chor und Orchester der Universität Witten Herdecke unter Leitung von Ingo Ernst Reihl am Freitagabend zusammen mit den Solisten Myung-Hee Hyun, Anna Bineta Diouf, Johann Penner und Tadas Girininkas die zahlreichen Besucher in der Gebläsehalle.
Die düstere Klangfülle lässt bei den ersten Klängen des Introitus an ein unerbittliches Schicksal denken, doch auf die Bitten um Erbarmen folgt nur ein urgewaltiges Dies irae, das das Weltgericht in Aussicht stellt: Die dramatischen Entwicklungen dieses Requiems, das 1890 als Auftragsarbeit des Birmingham Triennal Music Festival entstand und ein Jahr später dort aufgeführt wurde, werden in der kraftvollen Interpretation der Gäste aus Witten lebendig, das zupackende Dirigat von Ingo Ernst Reihl formt Prozesse in markanten Konturen aus.
Plastisches Klangbild
Auf den König, der als Richter kommen wird, weist Myung-Hee Hyuns lyrischer Sopran mit ungeahnter Kraft hin, immer wieder kommen dunkle Gegenbewegungen auf. Es entsteht ein plastisches Klangbild, das sich zu einem tönend bewegten Relief zusammenfindet. Wie ein Lichtblick wirkt hier die Bitte an einen gütigen Gott, den Menschen nicht zu verstoßen, die Johann Penner mit seinem warmen lyrischen Tenor im „Pie Jesu“ vorbringt.
Die sich immer mehr steigernde Spannung unterstreichen Mezzosopranistin Anna Bineta Diouf und Bassist Tadas Girininkas mit dunklen, fast schon rauen Untertönen, die durch mahnend-beschwörende Rufe des Chores beschwichtigt werden.
Chor klingt wie eine einzige Stimme
Wie eine einzige Stimme klingt der Chor in der Anrufung „Domine Jesu Christe“, klangschön und bestechend klar leitet er zu einer ruhigen Hymne von Anna Bineta Diouf über, in dunklen, satten Mezzoklängen.
Erregte Chorpassagen, die sich in absolut sicheren Tempi gegenseitig ins Wort fallen, werden durch dunkle, flächige und doch klar gegeneinander abgesetzte Bläser- und Streicherpassagen im Orchester unterstützt. Flächige Klänge, die bis zuletzt vor latenter Spannung vibrieren, lösen sich schließlich im Agnus Dei in ein machtvolles Lux Aeterna, das Lob des ewigen Lichts, auf in dieser mitreißenden Interpretation, die die Zuhörer von der ersten bis zur letzten Minute mitnimmt.