Bochum. Ab der kommenden Saison spielt die G-Jugend grundlegend anders. Der Fußballkreisreis Bochum stellt das Konzept vor – mit Unterstützung des VfL.

Von einer „Revolution“ soll bitte nicht die Rede sein, das ist den Verantwortlichen ganz wichtig – es gehe immerhin um Kinderfußball. In jedem Fall wird sich einiges ändern auf den Bochumer Sportplätzen. Der Spielbetrieb von den Minikickern bis zur E-Jugend soll sich grundlegend ändern.

Wie das aussehen soll, das präsentierte der Fußballkreis Bochum jetzt mit Unterstützung des VfL-Talentwerks und der Sparkasse. Am Rand des Platzes stehen Trainerinnen und Trainer und Eltern, auf dem Platz zeigen Mannschaften von SC Weitmar 45, Blau-Weiß Weitmar 09, SV Langendreer 04 und Märkisch Hattingen, wie die Zukunft des Kinderfußballs aussehen soll. Nach Modellversuchen gilt das im Fußballkreis Bochum ab der Saison 2022/23, zunächst für die Minikicker.

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Hundertprozentig steht das neue Konzept noch nicht. Es stehen noch wissenschaftliche Studien aus, dazu müssen Verbände, Kreise und Vereine gemeinsam schauen, was wie umsetzbar ist. Die wichtigsten Neuerungen, die auf die Vereine zukommen, stehen aber fest: kleinere Mannschaften, kleinere Spielfelder, kleinere Tore. Was das den Kindern bringen soll: Mehr Ballkontakte, mehr Spielzeit, mehr Erfolgserlebnisse, vor allem mehr Spaß.

Kinderfußball: Die Mannschaften sind kleiner als bislang

Der Schlüssel zu dem neuen Kinderfußball ist die Mannschaftsgröße: 3-gegen-3 bei den Minis, 5-gegen-5 in der F-Jugend, und so weiter. – die Mannschaften wachsen mit. Etwas Spielraum gibt es dabei, auch ein 4-gegen-4 zum Beispiel ist möglich. In der F-Jugend kann einer der fünf auf dem Feld ein Torwart sein – optional. Die Zeiten, in denen schon bei den Allerkleinsten 7-gegen-7 gespielt wurde, sind jedenfalls bald vorbei.

So kommen die Kinder, die auf dem Feld stehen, öfter an den Ball; es soll unwahrscheinlicher werden, dass ein spielstärkeres Kind alles alleine macht. Verbandssportlehrer Carsten Busch erklärt: „Wir begleiten das durch wissenschaftliche Studien und man sieht klar: So steigt die Anzahl der Dribblings, der Torschüsse, der Tore.“

Das Spielfeld gibt es in unterschiedlichen Größen

Mehrere Spielfelder sind auf dem Kunstrasen an der Hiltroper Straße aufgebaut, insgesamt acht verschiedene. Einige mit zwei Toren, andere auch mit vier. Es zeigt sich: Die Kinder spielen meist einfach auf das nähere Tor, das andere wird vernachlässigt. Im Kreis Bochum soll deshalb auch in Zukunft immer nur auf zwei Tore gespielt werden.

Kleinere Tore, kleinere Mannschaften, kleinere Felder. So könnte der Jugendfußball in Zukunft aussehen.
Kleinere Tore, kleinere Mannschaften, kleinere Felder. So könnte der Jugendfußball in Zukunft aussehen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Spielfeldgrößen sind unterschiedlich und abhängig von der Zahl der Kinder darauf, meist aber etwa ein Viertel einer Platzhälfte groß. So können trotz der kleineren Mannschaften mehr Kinder gleichzeitig spielen – statt 7-gegen-7 mal 3-gegen-3 und 4-gegen-4, oder sogar auf drei Feldern parallel, je nachdem wie viele Kinder da sind. Das können die Trainer vorher absprechen.

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Wenn mehrere Felder parallel bespielt werden, können die Gegner tauschen – so, dass die Spielstärke möglichst ausgeglichen ist. Hoch zu gewinnen sei genau so frustrierend wie hoch zu verlieren, sagt Busch, und bringe keinem Kind etwas.

Auf einigen Feldern sind Schusszonen eingezeichnet – die Kleinsten achten gar nicht darauf, sie müssen erst einmal lernen, was das Seitenaus bedeutet. Aber für E-Jugendliche könne das ein weiterer Anreiz sein, meint Carsten Busch. Überall gilt dagegen: Geschossen wird erst ab der Mittellinie – es soll nicht „gebolzt“ werden.

Die Tore gibt es in verschiedenen Farben und Formen

(Mini-)Tore in verschiedenen Formen und Farben haben die Verantwortlichen bei der Demo-Einheit aufgebaut: Schwarz und Silber, Plastik und Alu, verschiedene Breiten und Höhen, unterschiedlich kombiniert. Manche liegen umgekippt auf den Pfosten, es wird auf die flache Seite gespielt. Alle sind kleiner als die üblichen 5-Meter-Tore, auf die aktuell gespielt wird.

Carsten Busch, Verbandssportlehrer, der das Konzept mit wissenschaftlichen Studien begleiten.
Carsten Busch, Verbandssportlehrer, der das Konzept mit wissenschaftlichen Studien begleiten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Aber auch die können weiter zum Einsatz kommen, wenn auch mit einer entscheidenden Änderung. Mit einer Art Banner, das oben zwischen die Pfosten und unter die Latte eingehängt wird, wird das Tor etwas verkleinert. Carsten Busch erklärt: „Dafür wurde ausgerechnet, wie groß ein durchschnittlicher Profi-Torwart ist im Verhältnis zur Größe seines Tores. Und das wird dann auf einen F- oder E-Jugend-Torwart umgerechnet.“ Obwohl das Tor kleiner ist, würden dadurch mehr Tore fallen.

Die Kinder zählen natürlich mit: „3:1“, ruft eins, als es vom Platz kommt. Es werden allerdings keine Ergebnislisten geführt, es gibt keine Spielwertung.

Änderungen im Kinderfußball: Und warum das alles?

„Begeisterung“ ist das Wort, das Carsten Busch am stärksten hervorhebt. Die Kinder sollen, wenn sie auf dem Platz stehen, möglichst viel Spaß haben, Erfolgserlebnisse sammeln. Denn: Vielen macht es offensichtlich nicht genug Spaß. „Vom Kinderfußball bis zur A-Jugend gehen uns 50 Prozent verloren“, sagt Busch, „diese Quote ist deutlich zu hoch. Es gibt weniger Talente in der Spitze, aber auch die Basis bricht weg, und es fehlen Ehrenamtliche.“

Klar ist aber: Es gibt Hürden und Vorbehalte bei der Umsetzung. Anschaffung und Aufbewahrung der Tore, Absprache der Mannschaftsgrößen, Organisation und Betreuung mehrerer Spielfelder: Auf die Vereine kommt einiges zu.

Der Aufwand ist es wert, sind die Verantwortlichen sicher – immerhin geht es um den Spaß der Kinder am Fußball. Überzeugt werden müssen aber nicht die, sondern die Vereine, Trainerinnen und Trainer und vor allem auch die Eltern. Auch deshalb plant der Fußballkreis weitere Demo-Einheiten.

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Die WAZ berichtet weiter über die Neuerungen im Kinderfußball. Wir freuen uns, wenn Eltern, Trainerinnen und Trainer, Betreuerinnen und Betreuer oder andere Beteiligte uns von ihren Erfahrungen berichten. Schreiben Sie uns gerne per Mail an: