Bochum-Linden. Die Bauarbeiten am Kesterkamp sind in vollem Gange. Die Beeinträchtigungen übersteigen die Befürchtungen der Anwohner. Es gibt jedoch auch Hoffnung.
Es ist noch nicht lange her, da zierten schwarze Schleifen den Kesterkamp in Bochum-Linden. Als Protest gegen Baumfällarbeiten hatten Anwohner im Januar 2021 eine Mahnwache veranstaltet, um die Allee aus Eschen, Birken, Ahorn, Eiben und Platanen zu retten.
Heute ein anderes Bild: Rot-weiße Zäune zur Absperrung prägen das Straßenbild. Der Vollausbau am Kesterkamp ist in vollem Gange, die Bäume sind verschwunden. "Wir sind natürlich sehr enttäuscht, dass die Bäume nicht erhalten wurden - wir hatten ja durchaus ein Fünkchen Hoffnung", geben die Anwohner Petra und Rüdiger Hossiep zu.
Geschützte Bäume in Bochum-Linden wurden gefällt
Eigentlich hatte es sich um eine geschützte Allee gehandelt: Trotzdem hatte der Naturschutzbeirat der Beseitigung der Allee Ende 2020 zugestimmt. Anders sei der dringende Straßenumbau nicht machbar, hatte es geheißen. Außerdem würden viele Bäume - insgesamt fast 50 mussten gefällt werden - Krankheitszeichen aufweisen, so die Argumentation.
Stadt und Stadtwerke erneuern am Kesterkamp die Gehwege, verlegen Strom- und Wasserleitungen neu und richten einseitig einen Radweg ein. Vom Tiefbauamt hatte es damals außerdem geheißen, die Arbeiten würden viele Baumwurzeln stark schädigen und die Standfestigkeit der Bäume beeinträchtigen.
Bauarbeiten sorgen für Unruhe
Nun aber sind Tatsachen geschaffen - viele Anwohner am Kesterkamp sind deshalb von der Politik enttäuscht. "Wenn die Stadt sagt, sie schütze Bäume, ist das nur leere Luft", meint eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte.
Weiter für Unruhe sorgt der Umbau am Kesterkamp aber weiterhin. "Die Beeinträchtigung durch die Baumaßnahmen ist erheblich und übersteigt unsere Befürchtungen", sagen die Hossieps. Aktuell ist die Straße einseitig vollgesperrt, es wurde mit Fahrtrichtung Ferdinand-Krüger-Straße
eine Einbahnstraßenregelung eingerichtet.
Parkbuchten werfen Fragen auf
Auch wenn erste fertiggestellte Bauabschnitte im Bereich des Bürgersteigs einen ansprechenden und modernen Eindruck auf die Hossieps machen, stören sie Lärm, Staub, Dreck, Schmutz und Schlamm auf der gesamten Straße. Das sagt auch die Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. "Die Luft ist viel schlechter, besonders die alten Anwohner haben Schwierigkeiten durch die Umwege und können nicht mehr Spazieren gehen", klagt sie.
Sorge bereiten den Hossieps derweil die neu erstellten Parkbuchten. Einige erfolglose Einparkbesuche haben die Lindener bereits beobachtet - Autos, die mit Vorder- und Hinterrad in den Baumbuchten feststeckten und herausgehievt werden mussten.
Hoffen auf große Bäume
"Wir haben deshalb die Befürchtung, dass die Bäume nicht gut genug vor parkenden Autos geschützt sind", sagen sie. Anfahrschäden könnten schließlich zu Pilzbefall führen. "Vielleicht bessert sich das, wenn Bäume als Orientierung stehen", hoffen die Hossieps.
Sie haben weitere Hoffnungen: Hinreichend große Bäume sollen als Ersatz kommen - und nicht nur Bäumchen, die aus Sicht der Hossieps eine ganz andere Relevanz für das Ökosystem haben. Die recht großen Baumbuchten sprechen aus Sicht der Anwohner aber dafür, auch ein Statement aus der Grünen Ratsfraktion stimmt sie optimistisch.
Alleecharakter wiederherstellen
Deren verkehrspolitische Sprecherin Sprecherin Martina Foltys-Banning hatte erklärt: "Um den Alleecharakter des Kesterkamps bestmöglich wiederherzustellen, haben wir beantragt, dass die anzupflanzenden Bäume statt den üblichen 25 cm einen doppelt so großen Umfang von 50 cm haben sollen." Als Baumarten solle die Verwaltung heimische Bäume verwenden.
"So wird es hoffentlich nicht ganz so lange dauern, bis wir die Allee wieder in neuer Blüte genießen können", so die Grüne. Ebenso hoffen die Anwohner, dass die Arbeiten schnell über die Bühne gebracht werden. Die Fertigstellung hat sich bereits vom Jahr 2021 auf August 2022 verschoben. "Viele wünschen deshalb eine konkrete und aktualisierte Kosten-Informationen, schließlich werden wir ja an den Kosten beteiligt", sagen die Hossieps.
Bauarbeiten seit Mai 2021
Die Bauarbeiten laufen seit Mai 2021. Vor den jetzigen Straßenbauarbeiten wurden Leitungen verlegt. Weitere Informationen gibt es auf der Seite des Tiefbauamts.
Seit dem 6. Februar ist das Teilstück zwischen Hattinger Straße und Ferdinand-Krüger-Straße zur Einbahnstraße mit Fahrtrichtung Ferdinand-Krüger-Straße gesperrt. Die Umleitung führt über die Ferdinand-Krüger Straße und die Lewackerstraße.