Bochum-Altenbochum. . Die Großbaustelle auf Wittener Straße bereitet Gewerbetreibenden Kummer. Ortskundige Autofahrer scheinen die Gegend mittlerweile zu meiden.

Nerven wie Draht-seile: Das müssen viele Autofahrer haben, die derzeit auf der Wittener Straße unterwegs sind, wo der Neubau der Brücke über den Sheffield-Ring viel Geduld und teils lange Umwege erfordert. Die Sperrung der Wittener Straße Richtung City ist soeben um vier Tage bis voraussichtlich zum 24. August verlängert worden, und auch auf der Gegenrichtung ist ein Durchkommen nur über eine umständliche Schleife über den Ring möglich.

Gerade zu den Stoßzeiten früh morgens und am Nachmittag droht hier akute Staugefahr. Doch viele scheinen sich mit den Widrigkeiten rund um Brückenneubau mittlerweile arrangiert zu haben und die Gegend weiträumig zu meiden. Am Dienstagmittag jedenfalls fahren nur wenige Pkw auf der Wittener Straße entlang.

Sperrungen und Umleitungen irreführend

„Mein Navi kennt den Weg“, meint Autofahrer Manfred Pfitzner. Nur eins wundert ihn: das scheinbar endlos gemütliche Treiben auf der Baustelle. „Manchmal sieht man hier tagelang nur einen, der gerade frühstückt“, meint er. „Doch der Neubau der Brücke muss wohl sein. Nicht dass am Ende noch etwas Schlimmes passiert.“

Das sieht auch Bernd Jeworreck so: Der 1. Vorsitzende des FC Altenbochum kennt im Viertel jeden Schleichweg. „Die Baustelle nervt mich nicht, weil ich als Einheimischer einfach weiß, wo ich herfahren muss“, sagt er. Doch dass sich gerade Ortsfremde in dem unübersichtlichen Gestrüpp aus Sperrungen und Umleitungen schnell verirren können, glaubt er schon.

Nichts geht mehr Richtung Innenstadt: Noch bis voraussichtlich 24. August bleibt den Autofahrern in Fahrtrichtung Zentrum nur der Weg über den Sheffield-Ring.
Nichts geht mehr Richtung Innenstadt: Noch bis voraussichtlich 24. August bleibt den Autofahrern in Fahrtrichtung Zentrum nur der Weg über den Sheffield-Ring. © Dietmar Wäsche

Hart trifft es die Gewerbetreibenden

Besonders hart trifft es die Gewerbetreibenden: Zwei Tankstellen und ein Autohaus können sich die Brückenarbeiten aus nächster Nähe ansehen. Die Oil-Tankstelle an der Wittener Straße 262, eigentlich ein stark frequentiertes Pflaster, ist an diesem Mittag wie ausgestorben. Rund 40 Prozent Umsatzeinbußen beklagt Pächter Ömer Atsan seit Beginn der Bauarbeiten. „Das ist der Wahnsinn“, meint er. „Wir sind auf unsere Stammkunden angewiesen.“

Seit 1999 betreibt Atsan seine Tankstelle, drei feste Mitarbeiter und zwei Azubi sind bei ihm angestellt. Gern erzählt er von erfolgreichen Zeiten: So wurde einer seiner Azubi 2004 von der IHK in Berlin zu „Deutschlands bestem Tankwart“ gekürt. Doch die Baustelle treibt ihm mächtige Sorgenfalten ins Gesicht.

Nur der Kfz-Service und die Waschanlage würden etwas Geld in die Kasse spülen. „Ich hoffe, dass ich die hohen Verluste mit der Betreibergesellschaft abrechnen kann, sonst wird es hier ganz finster.“ Besonders bitter: Auch vor Atsans zweiter Tankstelle in Mülheim wird gebaut. „Wenn’s kommt, dann knüppeldick.“

Beim Autohaus Fischer sehnt man das Ende der Großbaustelle herbei.s
Beim Autohaus Fischer sehnt man das Ende der Großbaustelle herbei.s © Dietmar Wäsche

Umständliche Probefahrten

In der SB-Tankstelle von Idris Alcan kurz vor Möbel Hardeck ist die Lage nicht besser. „Die Situation ist bedrückend“, meint Alcan, der die Tankstelle seit 2016 betreibt. Rund die Hälfte des Umsatzes sei eingebrochen, seit kein Auto mehr von seinem Hof direkt Richtung Innenstadt fahren kann. „Ich weiß nicht, wie lange das noch so weiter geht.“

Auch beim Autohaus Fischer wären sie über ein Ende der Arbeiten heilfroh. „Viele Kunden sind verärgert, weil sie vor lauter Umleitungen kaum noch zu uns finden“, sagt Serviceleiter Mathias Justen. Etwa 25-30 Probefahrten werden bei Fischer täglich durchgeführt: „Seitdem die Baustelle vor der Tür ist, dauern sie dreimal so lang.“

>>> Neue Brücke im Herbst 2019 befahrbar

  • Seit Herbst 2017 wird die im Jahr 1961 errichtete, brüchig gewordene Brücke auf der viel befahrenen Wittener Straße erneuert – zunächst in Fahrtrichtung Witten. Voraussichtlich im Januar 2019 soll die erste Hälfte der neuen Brücke fertiggestellt werden, danach folgt die zweite Hälfte in Richtung Innenstadt. Bei der Fertigstellung von fünf Stahlträgern (jeweils 35 Meter lang) durch eine sächsische Firma war es zu massiven Verzögerungen gekommen, die die Arbeiten um zweieinhalb Monate zurück warfen. Doch die Verspätung sei inzwischen fast aufgeholt worden, heißt es bei der Stadt.
  • Etwa im Herbst 2019 soll der Verkehr dann über die komplett erneuerte Brücke fließen. Kosten: etwa 8 Millionen Euro, Bund und Land beteiligen sich. Voraussichtlich bis 24. August ist die Wittener Straße wegen Leitungsarbeiten in Fahrtrichtung Zentrum hinter der Brücke gesperrt.