Bochum. Nur zwei Jahre nach „Hamlet“ ist wieder eine Inszenierung aus Bochum beim renommierten Festival dabei: „Das neue Leben“. Die Freude ist riesig.

Einen denkwürdigen Donnerstag erlebt das Schauspielhaus Bochum: Am Morgen wurde bekannt, dass sich die Schauspielerin Maja Beckmann mit dem Coronavirus infiziert hat. Somit musste die Bochumer Premiere von „Einfach das Ende der Welt“ abgesagt werden – nur wenige Stunden vor Beginn der Vorstellung.

Kaum eine halbe Stunde später gibt es riesigen Grund zur Freude: In Berlin werden die Einladungen zum diesjährigen Theatertreffen bekannt gegeben – und Bochum ist erneut dabei. Nur zwei Jahre nach „Hamlet“ von Intendant Johan Simons wird diesmal die Inszenierung von „Das neue Leben – Where do we go from here“ in der Regie von Christopher Rüping zum renommierten Treffen eingeladen. Eine größere Ehre gibt es in der Theaterszene kaum.

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Damit gehört „Das neue Leben“ zu den zehn bemerkenswertesten Inszenierungen auf deutschsprachigen Bühnen. Eine Jury wählte sie zuvor aus 400 Vorschlägen aus. Wenn die Pandemie nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht, fährt die Bochumer Truppe also im Mai zur feierlichen Aufführung nach Berlin.

Am Schauspielhaus wurde die frohe Botschaft begeistert aufgenommen: „Mein herzlicher Dank gilt Christopher Rüping und allen Beteiligten an dieser großartigen Aufführung“, sagt Intendant Johan Simons. „Mit seinem Bochum-Debüt ist ihm ein Abend von beeindruckender Klarheit und Tiefe und gleichzeitig mit Leichtigkeit und Humor gelungen.“ Schon jetzt gebe es Besucher, die die Aufführung wieder und wieder besuchen, „weil sie sie mitten in ihrem Leben und mitten ins Herz trifft“.

Regisseur Christopher Rüping (36) arbeitete zur Spielzeiteröffnung im vergangenen September zum ersten Mal am Schauspielhaus Bochum – und fährt direkt eine Einladung zum Theatertreffen ein.
Regisseur Christopher Rüping (36) arbeitete zur Spielzeiteröffnung im vergangenen September zum ersten Mal am Schauspielhaus Bochum – und fährt direkt eine Einladung zum Theatertreffen ein. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wuchtige Bilder und viel Musik

In der Tat ist „Das neue Leben“ eine Aufführung, die mit wuchtigen Bildern und viel Musik lange nachwirkt. Die Einrichtung basiert lose auf der weit über 700 Jahre alten „Vita Nova“ von Dante Alighieri, die der Autor als junger Mann in tiefer Zuneigung zur unerreichbaren Beatrice schrieb. Dabei hat man während der ersten Hälfte der etwa zweistündigen Aufführung das Gefühl, als wohne man einer Probe bei: Das Saallicht bleibt an, während sich die Schauspieler auf der Bühne den Text und die Figuren erst langsam erschließen.

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Dazu werden Popsongs angestimmt, die scheinbar gar nicht viel mit der „Vita Nova“ zu tun haben, das ausgeklügelte Spiel aber kongenial ergänzen. Wie sich das überragende Ensemble (bestehend aus Anna Drexler, William Cooper, Viviane De Muynck, Damian Rebgetz und Anne Rietmeijer) den berühmten Gassenhauern von Whitney Houston und Britney Spears stellt, ist ein Spaß für sich.

Schon die zweite Einladung nach Berlin innerhalb von zwei Jahren

„Das neue Leben“ ist bereits die zweite Einladung zum Berliner Theatertreffen während der Intendanz von Johan Simons. Zuvor war das Schauspielhaus über 20 Jahre lang nicht beim wichtigsten deutschsprachigen Bühnen-Festival vertreten.

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Kurios dabei: Sowohl „Das neue Leben“ als auch das kurzfristig abgesagte „Einfach das Ende der Welt“ sind Inszenierungen von Christopher Rüping. Freude und Leid lagen im Schauspielhaus wohl selten so nah beieinander wie an diesem denkwürdigen Donnerstag.

„Das neue Leben“ wieder am 13. und 20. Februar sowie 16. und 17. März. Karten: 0234 / 33 33 55 55 und schauspielhausbochum.de