Bochum. Das Schauspielhaus Bochum reist mit Johan Simons’ „Hamlet“ zum Berliner Theatertreffen. Es ist die erste Bochumer Nominierung seit 20 Jahren.

Johan Simons‘ „Hamlet“ am Schauspielhaus Bochum ist als eine von zehn nominierten Inszenierungen beim Berliner Theatertreffen dabei. Das gab die Jury des renommierten Theaterwettstreits gestern in der Hauptstadt bekannt.

Damit ist das Schauspielhaus Bochum erstmals seit 20 Jahren wieder beim wichtigsten deutschsprachigen Bühnen-Festival vertreten.

2000 gab es eine Doppel-Nennung für Bochum

Zuletzt war dies dem Intendanten und Regisseur Leander Haußmann mit seiner Ibsen-Inszenierung „John Gabriel Borkmann“ gelungen. Das Stück mit unter anderem Edzard Haußmann, Margit Carstensen und Traute Hoess feierte am 23. September 1999 Premiere im Schauspielhaus und wurde im Jahr 2000 zum Treffen eingeladen.

Info & Spieltermine

Das Berliner Theatertreffen findet seit 1964 statt und wählt jährlich durch eine Jury die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen des deutschsprachigen Raums aus.

Sie werden nach Berlin eingeladen, wo sie im Haus der Berliner Festspiele und an anderen Orten der Stadt gezeigt werden. Der Festivalzeitraum reicht in diesem Jahr vom 1. bis zum 17. Mai.

Am Schauspielhaus ist „Hamlet“ wieder am 29. Januar sowie am 14., 18. und 19. Februar zu sehen. Darüber hinaus steht das Stück am 12. und 13. März auf dem Spielplan. Info & Karten: 0234/3333-5555.

Damals kam es sogar zu einer Doppel-Nennung für Bochum. Denn ebenfalls 2000 war auch Matthias Hartmanns Inszenierung von Botho Strauß’ „Kuss des Vergessens“ für Berlin nominiert; allerdings handelte es dabei nicht um eine originäre Bochumer Produktion, sondern um eine Hartmann-Übernahme des Schauspiels Zürich. Im Sommer 2000 war der Wechsel der Intendanzen von Haußmann zu Hartmann erfolgt. „Kuss des Vergessens“ mit Otto Sander und Anne Tismer erlebte 34 Aufführungen im Großen Haus.

Bochum ist stolz auf sein Theater

Nun aber ist im Schauspielhaus und bei Bochums Theaterfreund/innen die Freude über den Erfolg für William Shakespeares unsterblichen „Hamlet“ groß. Stolz über das Theater mischt sich mit der Genugtuung über eine herausragende künstlerische Leistung, die in der ungewöhnlichen Shakespeare-Adaption zu Tage tritt.

Auch interessant

Johan Simons richtet den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit voll auf die Figur des Dänenprinzen, der in seiner Einsamkeit an einer ihm unverständlich bleibenden familiären der Umwelt erst verzweifelt und dann scheitert.

Auch interessant

Sandra Hüller in der Titelrolle hat für ihre einfühlsame, spielstarke und absolut einnehmende Darstellung des verlorenen Sohnes bereits diverse Schauspiel-Preise eingeheimst. Aber obschon die Aufführung sehr auf die blonde Hauptdarstellerin zugeschnitten ist, bietet sie doch auch eine feine Ensembleleistung.

Wert der Inszenierung wird erweitert

Stefan Hunstein als Claudius, Bernd Rademacher als Polonius, Gina Haller als Ophelia sowie Jing Xiang und Ann Göbel als Clowns und Totengräber in Personalunion erweitern den Wert der Inszenierung hin zu großem Schauspielertheater.

Probenfoto „Hamlet“ am Schauspielhaus Bochum mit Intendant und Regisseur Johan Simons (Mitte).
Probenfoto „Hamlet“ am Schauspielhaus Bochum mit Intendant und Regisseur Johan Simons (Mitte). © Schauspielhaus | Julian Röder

Für Johan Simons (73) ist seine erste Bochumer Einladung die bereits siebte zum Berliner Theaterfest in seiner langen Bühnenkarriere. „Jetzt ist eine gute Zeit für ‚Hamlet‘. Die Zeit ist aus den Fugen, mehr als je zuvor. Mir scheint es manchmal so, als ob der Mensch dazu geschaffen sei, sich mit offenen Augen in den Abgrund zu stürzen. Ich bin im Moment nicht sehr optimistisch“, kommentierte der Intendant die Nominierung.

Einladung setzt ein Ausrufezeichen

Bochum als führende Theaterstadt: das findet auch andernorts Gefallen. „Ein unglaublicher Erfolg für Johan Simons und sein Team. Die Einladung zum Theatertreffen ist ein echtes Ausrufezeichen, das die Kraft des Bochumer Schauspielhauses in der deutschsprachigen Theaterlandschaft verdeutlicht“, kommentierte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) die Entscheidung.

Mehr aus Bochum lesen Sie hier