Bochum-Gerthe / Grumme. Stattliche alte Bäume sollen im Bochumer Norden abgeholzt werden, weil sie Neubauten im Weg stehen. Jetzt wächst in der Politik der Widerstand.

Dass in Bochum-Gerthe und Grumme wieder groß gewachsene Bäume gefällt werden sollen, weil sie geplanten Neubauten im Weg stehen, hat nun bei den Grünen im Bochumer Norden zu heftigem Widerstand geführt. Auch die CDU findet: „Mit dem Kahlschlag muss jetzt Schluss sein.“

Wie berichtet, sind aktuell Abholzungen an der Rhön- und an der Lothringer Straße beantragt worden. Die betroffenen Bäume fallen unter die Baumschutzsatzung, stehen aber einer Tiefgarage oder geplanten Wohnhäusern im Weg. Die Bezirksvertretung Bochum-Nord hat sich in ihrer jüngsten Sitzung damit befasst.

Der Kahlschlag im Bochumer Flüsseviertel geht weiter

An der Rhönstraße 2-6 sollen zwei Mehrfamilienhäuser errichtet werden. Neun Bäume sind von dem Vorhaben betroffen, weil sie auf der Baufläche sowie auf der Feuerwehr- und Garagenzufahrt wachsen. Hier fordern die Grünen eine Neuplanung des Bauvorhabens. Hubert Wegener von der CDU-Fraktion ist ebenso erbost: „In der Flüssesiedlung sind schon genug Bäume abgemetzelt worden für neue Wohnbebauung. Da sollte der Kahlschlag nicht auch an der Rhönstraße weitergehen.“ Es sei schlimm, so etwas zu dulden, so Wegener. „Die Flüssesiedlung ist inzwischen ein Betonklotz.“

An der Lothringer Straße 40 geht es um sechs Bäume, alle Platanen. Dort werden Eigentumswohnungen gebaut. Die Bäume stehen der künftigen Tiefgarage im Weg. Die Platanen sind zwischen 85 und 100 Jahre alt mit Stammesumfängen von bis zu 4,45 Metern. Hier fordern die Grünen, das Verfahren zu stoppen.

100 Jahre alte Platanen sollen für Tiefgarage fallen

„Aus Sicht der Bezirks- und der Ratsfraktion sind die Baumfällungen auf dem Grundstück Lothringer Straße keineswegs tragbar. Bis zu 100 Jahre alte Platanen zu fällen und durch Bäume mit einem Stammumfang von 20 cm zu ersetzen, trägt nichts zum Klimaschutz bei“, kritisiert Christian Schnaubelt, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Nord, scharf. Tiefgaragen seien eine Planung aus den 1980er Jahren; dafür alte Platane zu fällen, sei nicht akzeptabel. „Wir erwarten, dass viele Bäume erhalten bleiben.“

Damit die Sicht auf das alte Verwaltungsgebäude nicht durch parkende Autos versperrt wird, soll für den dort entstehenden Neubau mit Eigentumswohnungen eine Tiefgarage gebaut werden, für die Bäume gefällt werden müssen. „Aber gerade diese alten Platanen sind stadtbildprägend und sollen nun für einen nicht-öffentlichen Parkplatz geopfert werden“, so Schnaubelt. „Wir glauben, dass die zukünftige Nutzung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes mit Wohneinheiten und Café – welche wir weiterhin unterstützen - auch ohne die Tiefgarage auf der Vorderseite realisiert werden kann.“

Tiefgarage für das Stadtbild

Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) hat zum Thema Tiefgaragenbau an der Lothringer Straße 40 eine andere Meinung. „Es geht um das Stadtbild von Gerthe“, sagt er.

Ursprünglich sei geplant gewesen, die Pkw-Stellplätze direkt vor dem Verwaltungsgebäude Lothringen auszuweisen, deshalb die Entscheidung für eine Tiefgarage. „Ich will dafür werben, sonst wird es eine unendlich Geschichte.“

Die Grüne-Bezirksfraktion nennt andere Lösungsmöglichkeiten: Alternativ könnten für die privaten Parkplätze der Eigentumswohnungen ein Teil des bereits vorhandenen Parkraums hinter dem Verwaltungsgebäude genutzt werden. „Falls doch eine Tiefgarage notwendig ist, könnte diese entweder unter das Café oder hinter das Verwaltungsgebäude verschoben werden“, so Schnaubelt.

Ratsvertreter tragen Protest auch in die Fachausschüsse

Der Protest der Grünen in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Nord soll durch die Grünen Vertreterinnen und Vertreter im Rat auch in den Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung (9. Februar) und in den Ausschuss für Planung und Grundstücke (1. Februar) getragen werden. Dabei soll insbesondere die Zustimmung zu den geplanten Baumfällungen als „laufendes Geschäft der Stadtverwaltung“ kritisiert werden.