Bochum-Weitmar. Bäume sollen fallen für mehr Wohnraum in Bochum: Das Thema bringt Anwohner und einige Politiker auf die Palme.
Es gibt dazu viele Fälle in Bochum, u.a. jetzt an der Weitmarer Straße 80: Dort plant Vonovia einen Neubaubaukomplex, über dessen Ausmaß und Folgen sich die Politik überrumpelt fühlt und deshalb protestiert.
Protest gegen Baupläne in Bochum-Weitmar
Für die Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgaragen und 19 Stellplätzen auf diesem Grundstück wurde ein Antrag auf Entfernung von acht Bäumen gestellt. Diese fallen aufgrund Art und Stammumfänge unter die Baumschutzsatzung. Im Zuge eines Workshops mit dem Planungsamt der Stadt Bochum wurde ein Konzept für eine „Verdichtung der Wohnbebauung“ erarbeitet.
Thema: die Gebäude selbst sowie die Lage und Ausrichtung gemeinsam. Der geplante Neubau an der Weitmarer Straße soll zudem noch eine Tiefgarage erhalten, laut Stadt „um die angespannte Parksituation im gesamten Quartier zu entlasten“. Diese Tiefgarage sei größer dimensioniert als das geplante Wohngebäude. Die Ausrichtung des Gebäudes entspreche dem Straßenverlauf, „dadurch wird der Grünbereich im Hinterland weniger beeinträchtigt“, heißt es lapidar.
Probleme in Bochum
Daran scheiden sich aber ganz offenbar die Geister. Denn auch die Bezirksvertretung Bochum-Südwest geht dagegen auf die Barrikaden. „Die Pläne wurden zwar vorgestellt, aber nicht in diesem Ausmaß und ihren Folgen. Das geht gar nicht in dem Gebiet. Es stößt massiv auf, dass wir so großen Wohnungskonzernen so viel Raum geben“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf mit Blick auf die Ersatzpflanzungspläne.
Ersatzpflanzungskonzept endlich vorlegen
Südwest-Bezirksbürgermeister Marc Gräf betont: „Das hier hat mit baulicher Nachverdichtung, wie es Anfang des Jahres vorgestellt worden ist, nichts mehr zu tun. Wir entfernen uns viel zu weit von der Natur. Es ist schon sehr kühn, wie hier vorgegangen wurde. Wir brauchen mehr Wohnraum, das ist klar, aber so geht es nicht.“Und er fordert für das Bauvorhaben ein entsprechendes Ersatzpflanzungskonzept. „Es kann nicht sein, das dies trotz erteilter Baugenehmigung noch in der Erarbeitung ist.“
Die beantragten Bäume befinden sich laut Stadt im geplanten Baubereich „und können nicht erhalten werden. Eine Ausnahme nach § 6 (1) b BaSa ist bei den beantragten, geschützten Bäumen gerechtfertigt, da ansonsten eine nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften zulässige Nutzung nicht möglich ist oder nur unter wesentlichen Beschränkungen verwirklicht werden kann“.
Debatte um Ersatzpflanzungen
Als Ersatzpflanzung seien 17 Laubbäume mit einem Mindeststamm-Umfang von 20 cm zu pflanzen, zu erhalten und zu pflegen. Für das gesamte Quartier Weitmar (zumindest die Bestände der Vonovia) werde ein Gesamtkonzept für den Umgang mit dem Baumbestand erarbeitet. Dieses befindet sich aber noch in der Erarbeitung und in der Abstimmung mit dem Planungsamt. Das Konzept sieht vor, durch einen bereits beauftragten Baumsachverständigen alle vorhandenen Bäume zu katalogisieren und für die zu fällenden Bäume einen entsprechenden Ersatz im Quartier zu verorten.
Kritik am Konzept in Bochum
„Das alles greift zu kurz, das Ersatzpflanzungskonzept muss vor dem Fällen erst vorliegen“, fordert Marc Gräf. „Wir müssen hier als Politik der Verwaltung eine Grenze ziehen - so geht es nicht“, sagt er zur Einlassung von Thomas Overkott vom Bauordnungsamt der Stadt Bochum, dass es einen „Zielkonflikt zwischen Bauen/Wohnen und Natur“ gebe; die Baugenehmigung sei schon im Sommer erteilt worden. Gräf dazu: „Das hier hat mit baulicher Nachverdichtung, wie es Anfang des Jahres vorgestellt worden ist, nichts mehr zu tun. Wir entfernen uns viel zu weit von der Natur.“ Und fordert ein entsprechendes Ersatzpflanzungskonzept.