Bochum. Die Coronazahlen erreichen immer neue Rekordwerte. Die Sorge in den Kliniken wächst. Daten, Entwicklungen, Einschätzungen: Was jetzt wichtig ist.

Die angekündigte Welle ist zur befürchteten Wand geworden: Die Covid-Zahlen in Bochum schnellen auf täglich neue Rekordhöhen. Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut eine Sieben-Tage-Inzidenz von 791,3. Am Vortag lag der Wert noch bei 632,2, zum Jahresbeginn bei 140,5. Daten, Entwicklungen, Einschätzungen: Die Corona-Lage in Bochum.

Wie sehen die aktuellen Daten aus?

Niemals zuvor seit März 2020 waren die Fallzahlen derart hoch wie derzeit. Allein am Donnerstag verzeichnete die Stadt 532 bestätigte Neuinfektionen. Schon bald wird sich jeder zehnte Einwohner mit Corona angesteckt haben. Bisher waren es 32.097 Bochumerinnen und Bochumer. Aktuell gibt es 3742 Infizierte. 28.029 Betroffene gelten als genesen.

Corona in Bochum: Omikron ist die dominierende Variante

Wie ist die Altersverteilung?

Allgemein gilt: Bei den Kindergartenkindern und Schülern sind die Inzidenzen besonders hoch. 1765,3 beträgt der aktuelle Wert bei den Kindern bis neun Jahre, 1765,3 bei den Zehn- bis 19-Jährigen. Deutlich geringer ist das Covid-Risiko bei den 60- bis 69-Jährigen (Inzidenz: 263,2) und 70-79-Jährigen mit 147,9. Erst bei den über 90-Jährigen steigt der Wert wieder auf 315,7 (Quelle: Landesamt für Gesundheit). Erfreulich: Todesfälle im Zusammenhang mit Corona sind nur noch selten zu beklagen. Bisher starben in Bochum 225 Menschen an und 101 mit Corona.

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Ist Omikron inzwischen die vorherrschende Variante?

Ja. „Bei nahezu allen Proben, bei denen eine Typisierung erfolgt ist, kann aktuell Omikron nachgewiesen werden“, berichtet die Stadt. Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung, schätzt den Anteil auf mehr als 70 Prozent. Der erste Omikron-Fall in Bochum war am 6. Dezember bekannt geworden. Vor allem auf die hochansteckende Virus-Variante ist zurückzuführen, dass sich allein in den vergangenen drei Wochen knapp 5400 Menschen mit Corona infiziert haben.

Bei den meisten Infizierten bleibt’s bei Husten und Schnupfen

Wie viele Bochumer sind in Quarantäne?

„Aufgrund der hohen Fallzahl kann dazu aktuell keine valide Aussage getroffen werden“, teilt die Stadt mit. Die Zahl vor einer Woche (2457) dürfte sich nochmals erhöht haben.

Wie ist die Lage in den Arztpraxen?

Überschaubar. „Die Krankheitsausprägung bei Omikron ist moderat“, sagt Eckhard Kampe. Heißt: Es gibt zwar deutlich mehr Infektionen, aber weniger Erkrankungen als bei der Delta-Variante. „Meist bleibt es bei Schnupfen, Husten und Unwohlsein. Nach drei Tagen geht’s den Betroffenen in der Regel wieder gut“, beobachtet Kampe.

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Auf den Intensivstationen der Bochumer Kliniken (hier Intensivkrankenpfleger Klaus Schmidt im St.-Elisabeth-Hospital) werden aktuell 16 Covid-Patienten versorgt.
Auf den Intensivstationen der Bochumer Kliniken (hier Intensivkrankenpfleger Klaus Schmidt im St.-Elisabeth-Hospital) werden aktuell 16 Covid-Patienten versorgt. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Hoffnung bei Erstimpfungen erfüllt sich nicht

Was sagen die Kliniken?

Die Sorge wächst. Binnen einer Woche stieg die Zahl der Covid-Patienten von 54 auf 63. 16 Erkrankte (drei mehr als am Vortag) müssen auf den Intensivstationen behandelt werden, acht mit Beatmung, vielfach Ungeimpfte. Prof. Christoph Hanefeld, Chef des Katholischen Klinikums Bochum, hält die Situation „aktuell für beherrschbar“. Es bleibe jedoch abzuwarten, welche Folgen der massive Anstieg der Infektionen insbesondere für die große Zahl der bislang nicht vollständig geimpften älteren Menschen haben werde. Hinzu komme: Immer mehr Mitarbeiter infizieren sich, überwiegend im privaten Bereich. Hanefeld: „Wir stehen weiterhin vor großen Herausforderungen.“

Wo steht Bochum bei den Impfungen?

Im Dezember hatten sich Dr. Kampe und seine Kollegen gefreut: Die Zahl der Erstimpfungen in den 230 teilnehmenden Praxen hatte nach langer Zeit wieder zugenommen. „Doch das war leider nur ein Strohfeuer“, konstatiert der KV-Chef heute und befürchtet: „Offenbar sind wir bei den Erwachsenen zum Kern der Impf-Unwilligen vorgestoßen.“ Die Statistik unterstreicht das. Seit Jahresbeginn wurden 29.766 Booster-Spritzen gesetzt, während es nur 3568 Erstimpfungen gab. Davon entfiel ein Großteil auf die Kinderimpfungen, die jetzt auch im Ruhrcongress vorgenommen werden.

Fast jeder zweite Bochumer ist geboostert

Wo liegt die Impfquote?

Sie kommt mit jetzt 276.117 vollständig Geimpften nur schleppend voran: von 73,3 Prozent Anfang Januar auf nun 74,7 Prozent. Derweil sind 47,2 Prozent der Bevölkerung geboostert: insgesamt 175.466 Bochumerinnen und Bochumer.

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