Bochum. Als Intensivpfleger versorgt Klaus Schmidt täglich Covid-19-Patienten, die ungeimpft sind. Der WAZ hat er erzählt, was er allen „Querdenkern“ rät.

52 Covid-19-Patienten werden derzeit in den Bochumer Krankenhäuser behandelt. Bis zu 90 Prozent, so heißt es in den Kliniken, sind nicht geimpft. Klaus Schmidt hat aufgehört, das zu hinterfragen, ist es leid, sich darüber zu ärgern. „Für uns spielt der Impfstatus keine Rolle“, sagt der 56-Jährige, der die Intensivstation im St.-Elisabeth-Hospital leitet.

Der Kampf ums Überleben ist Alltag in einem Krankenhaus, erst recht auf einer Intensivstation. Doch in der Corona-Pandemie haben sich die Vorzeichen geändert. Die meisten der Patienten, die mit Covid-19 aufwendig versorgt, häufig künstlich beatmet werden (in Bochum aktuell elf), müssten nicht hier liegen und mit dem Tod ringen, hätten sie sich zuvor impfen lassen.

Stress ist in der Corona-Pandemie nochmals gewachsen

Klaus Schmidt weiß, welche verheerenden Folgen das Virus hat. Im St.-Elisabeth-Hospital war zuletzt vor zwei Wochen ein Corona-Toter zu beklagen. Längst muss neben dem St.-Josef-Hospital auch die Intensivstation im „Eli“ mit ihren acht Betten für Infizierte vorgehalten werden – was die Versorgung anderer schwer erkrankter Menschen mit bangem Blick auf Omikron bald wieder komplizierter machen könnte.

Auch interessant

Doch der Krankenpfleger, seit sieben Jahren Leiter der Intensivstation, fokussiert sich auf seine Arbeit. Die ist härter denn je. Bis zu sechs Ärzte und Pflegekräfte sind notwendig, um Covid-19-Patienten mit Bauchlagerung regelmäßig zu drehen. Die Apparate-Medizin erfordert höchste Konzentration. Die strengen Hygienevorschriften mit dem ständigen Wechseln der Schutzkleidung sorgt ebenso für Dauerstress wie die psychische Belastung.

Intensiv-Stationsleiter ist stolz auf sein Team

„Glücklicherweise ist unser Team weitgehend vollzählig“, sagt Schmidt. 25 Pflegerinnen und Pfleger arbeiten „auf Intensiv“, vielfach in Teilzeit. Der Krankenstand bewege sich auf normalem Niveau, ebenso wie die Fluktuation. „Wegen Corona gab es bei uns noch keine Kündigungen. Und wenn jemand seine Arbeitszeit reduziert, dann aus privaten Gründen.“ Klinikum-Sprecher Jürgen Frech ergänzt: „Bei den frisch Examinierten wächst sogar das Interesse an der Intensivstation.“

„Ernste Herausforderung“ im Januar und Februar

„Der Januar und Februar werden für das Gesundheitssystem zu einer ernsten Herausforderung“, warnt Christoph Hanefeld, Chef des Katholischen Klinikums Bochum.

Durch die Ausbreitung des Omikron-Virus und die vorgeschriebene 14-tägige Quarantäne könnte das Personal in den Kliniken trotz 95-prozentiger Impfquote deutlich dezimiert werden.

Dann könnte es notwendig sein, Pflegekräfte von normalen Stationen abzuziehen, damit sie auf den Intensivstationen aushelfen.

Stolz ist Schmidt auf seine Kolleginnen und Kollegen. „Wir alle empfinden unsere Arbeit als wichtig und lieben, was wir tun.“ Dass die Pflege inzwischen auch eine breite gesellschaftliche Wertschätzung erfährt, gebe zusätzlich Kraft zum Weitermachen – allen Impfverweigerern und Corona-Leugnern zum Trotz.

Auch interessant

Auf der Intensivstation des St.-Elisabeth-Hospitals ist Klaus Schmidt mit 25 Pflegekräften im Einsatz.
Auf der Intensivstation des St.-Elisabeth-Hospitals ist Klaus Schmidt mit 25 Pflegekräften im Einsatz. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

„Querdenker“ sollen über ihre Forderungen nachdenken

Auch sie werden „bei uns zu 100 Prozent versorgt; da machen wir keinen Unterschied, da wird auf niemanden mit dem Finger gezeigt. Unsere Aufgabe ist allein, dass die Menschen durchkommen“, betont Klaus Schmidt. Was er empfindet, wenn wie zuletzt 2300 „Querdenker“ in Bochum aufmarschieren? „Ich versuche, erst gar keine Wut aufkommen zu lassen, wünsche mir aber sehr, dass der eine oder andere darüber nachdenkt, was da gefordert wird.“

Auch interessant

Lutz Brautmeier, Assistenzarzt in Bochum: Ich spreche mit allen, Zahlen und Fakten erreichen aber nicht mehr alle...
Von Stephanie Weltmann und Ute Schwarzwald

Für ihn und sein Intensiv-Team stehe bedingungslos fest: „Wir leisten weiterhin unseren Beitrag, diese Pandemie zu überwinden. Wenn ich eines Tages in Rente bin und mein Enkelkind auf dem Schoß habe, will ich rückblickend sagen können: Wir haben es gemeinsam geschafft!“

IN EINER ERSTEN FASSUNG DIESES BERICHTS HIESS ES, DASS 52 CORONA-PATIENTEN AUF DEN BOCHUMER INTENSIVSTATIONEN VERSORGT WERDEN. RICHTIG IST: 52 PATIENTEN WERDEN STATIONÄR BEHANDELT, 17 LIEGEN AUF DEN INTENSIVSTATIONEN. WIR BEDAUERN DEN FEHLER.