Bochum-Weitmar. Waren es zu Beginn nur eine Handvoll Testungen, hat sich der Andrang im Blau-Weiß verzehnfacht. Damit macht das Bad aus der Not eine Tugend.

Karina Kronberger öffnet in voller Schutzmontur das Fenster, in wenigen Sekunden sind Nasen- und Rachenabstrich entnommen. Im provisorischen Labor – üblicherweise ein Jugendraum des Schwimmvereins – führt die Bochumerin dann den Antigen-Schnelltest durch. „Ich mache das ehrenamtlich, ich will meinen Beitrag leisten“, sagt das Vereinsmitglied. Seit 15.30 Uhr ist Kronberger am Mittwochabend im Schnelltestzentrum des Schwimmvereins Blau-Weiß damit beschäftigt, zu testen, zu testen – und weiter zu testen.

Corona-Testungen sind nötig

Auch Marc Dietrich ist es an Rachen und Nase gegangen: „Es ist praktisch, dass man sich hier testen lassen kann, damit entfällt eine Hürde“, sagt der 22-Jährige, der eine Kindermannschaft trainiert. „Ich komme aus Dortmund, bei mir ist kein Testzentrum um die Ecke. Könnte ich mich hier nicht testen lassen, wäre der Aufwand viel größer“, sagt er. Bei den Mitgliedern kommt der in den Schwimmbad-Betrieb integrierte Test-Service bestens an: „Ich möchte morgen schon um 6.15 Uhr schwimmen gehen, vorher ein anderes Testzentrum zu finden, wäre schwierig“, sagt Vereinsmitglied Reinhard Gierse.

Karina Kronberger testet Frank Lautner im Testzentrum des Schwimmvereins Blau-Weiß in Bochum.
Karina Kronberger testet Frank Lautner im Testzentrum des Schwimmvereins Blau-Weiß in Bochum. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Service in Bochum

In seinem Fitnessstudio werde ein solcher Service nicht angeboten. „Das ist zu viel Aufwand“, weiß er. Den hohen Aufwand kann der Vorstandsvorsitzende Christian Müller-Mai bestätigen. „Wir sind mit dem Testzentrum eingestiegen, als es eigentlich schon wieder out war“, erinnert er sich. Das war im Sommer 2021. Da sei gerade die Welle derjenigen, die auf den lukrativen Zug des Testgeschäfts aufgesprungen seien, wieder abgeebbt und man habe über Schließungen der Testzentren diskutiert.

Kontrollen wichtig bei Blau-Weiß

„Zu diesem Zeitpunkt mussten Tests teilweise selbst gezahlt werden, die Nachfrage sank erheblich“, so Müller-Mai. Als Schwimmbad habe man aber zu diesem Zeitpunkt gesagt: Schließungen der Testzentren können wir nicht befürworten. „Es sind bereits zwei Jahrgänge in Sachen Schwimmausbildung durchs Raster gefallen, weil das Schwimmbad lange nur für Leistungssportler offen war“, sagt der Vorsitzende. Ein Wegfall an Sportangeboten aber sei gesundheitlich und sozial schädlich für Kinder und Jugendliche.

„Gleichzeitig war uns eine disziplinierte Kontrolle so wichtig, weil eine Infektionskette in unserem Schwimmbad einen zusätzlichen wirtschaftlichen Schaden mit sich gebracht hätte“, erklärt Müller-Mai. Durch die Testungen – für das reine Testen gibt es aktuell eine Marge von acht Euro – werde der wirtschaftliche Ausfall wenigstens ein bisschen abgefedert.

Schwimmer trainieren im Becken in der Traglufthalle des Schwimmvereins Blau-Weiß in Bochum. Das Testzentrum im Schwimmbad hat sich von einer reinen Mitglieder-Aktion zu einem beliebten Testzentrum gemausert.
Schwimmer trainieren im Becken in der Traglufthalle des Schwimmvereins Blau-Weiß in Bochum. Das Testzentrum im Schwimmbad hat sich von einer reinen Mitglieder-Aktion zu einem beliebten Testzentrum gemausert. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Davon müssen aber noch zum Beispiel Personalkosten und Steuern abgezogen werden“, betont Kassenwart Frank Lautner. Auch aus seiner Sicht ist der Aufwand für das Testzentrum enorm. „Die Abrechnungswege sind zum Beispiel sehr kompliziert“, so Lautner. Als ein Modell für andere Sportbetriebe, etwa größere Fitnessstudios, sehen die Verantwortlichen ihr Testzentrum dennoch. „Für uns ist auch ein sozialer Auftrag damit verknüpft“, sagt Müller-Mai. Schon längst kommen ins Testzentrum nicht mehr nur Mitglieder. „Etwa ein Viertel der Getesteten hat eigentlich nichts mit dem Schwimmbad zu tun“, schätzt Badleiter Jörg Hassdenteufel. Anfangs wurden täglich nur etwa zehn Tests durchgeführt, inzwischen kommen 100 bis 150 am Tag.

Niedrige Positiv-Rate

Neben den Schwimmern zählen auch solche dazu, die einen Abend im Kino verbringen möchten oder direkt am Wiesental wohnen. „Wir haben 40 zertifizierte Tester ausbilden lassen. Wenn der Bedarf steigt, sind wir auch bereit, sie heranzuziehen“, so Müller-Mai. Auch positive Corona-Tests waren schon dabei. „Unsere Rate liegt deutlich unter dem Durchschnitt“, sagt Müller-Mai. Das erklärt er so: „Der Großteil, der hier getestet wird, besteht aus disziplinierten Sportlern.“ Der Abstrich werde natürlich professionell durchgeführt. Heidi Bösel, die soeben getestet wurde, kann das bestätigen: „Ich habe schon erlebt, dass das Stäbchen nur ganz vorne kurz in die Nase gesteckt wurde. Hier war es sehr gründlich.“