Bochum. Der Naturschutzbund rief zur Zählaktion „Stunde der Wintervögel auf“; erste Ergebnisse liegen nun vor. Was Bochumer Familien motivierte.

Die schwarzen Schwingen am Himmel bleiben nicht unentdeckt. „Krah, krah!“ klingt es von weit oben – ein Beweis dafür, dass es eine Rabenkrähe ist. In ihrem Gemeinschaftsgarten an der Alsenstraße in Bochum trafen sich am Sonntag zwei Familien, um genauer hinzuschauen. Denn zum zwölften Mal rief der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zur „Stunde der Wintervögel“ auf.

Ziel der Zählaktion ist es, den Bestand der auch im Winter hier lebenden Vögel fortlaufend zu beobachten. Insgesamt meldeten bis Montagmorgen in Bochum etwa 400 Vogelfreunde aus rund 280 Gärten knapp 7000 Vögel. Nach derzeitigem Stand ist der Spitzenreiter in der Stadt wie im Jahr zuvor die Kohlmeise, wohingegen der Haussperling bundesweit die Rangliste anführt. Den zweiten Platz belegt in Bochum die Blaumeise mit deutlichem Zuwachs von zwölf Prozent.

400 Vogelfreunde aus Bochum melden mehr als 7000 Vögel

Luisa und Maximilian (beide 37) beteiligten sich unter Zuhilfenahme eines Vogel-Bestimmungsbuches zusammen mit den Kindern (von links) Frederick (1), Anna (2) und Charlotte (3) an der Nabu-Aktion.
Luisa und Maximilian (beide 37) beteiligten sich unter Zuhilfenahme eines Vogel-Bestimmungsbuches zusammen mit den Kindern (von links) Frederick (1), Anna (2) und Charlotte (3) an der Nabu-Aktion. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„In den Vorjahren hatten wir einen vergleichsweise milden Winter und wenn es kälter wird, zieht es die Meisen eher zur Futtersuche in die Gärten, dann sehen wir sie öfter. Das kann einer der Gründe sein“, erklärt Thorsten Wiegers von der NRW-Landesgeschäftsstelle des Naturschutzbundes. Weiter nimmt der Nabu an, dass sich die Meisen von dem in 2020 grassierenden Suttonella-Bakterium erholt haben könnten.

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Platz drei in Bochum belegt die Amsel, Platz vier die Elster, fünf die Ringeltaube und Platz sechs das Rotkehlchen. Viele Meldungen seien online bereits eingegangen, teilt der Nabu mit. Allerdings würden die per Post geschickten Ergebnisse später dazukommen und bis zum 17. Januar nimmt der Nabu auch Online-Nachmeldungen an, sodass die Ergebnisse noch etwas schwanken könnten.

Biologe legt Augenmerk verstärkt auf heimische Vogelwelt

Anne van der Lugt hat die Rabenkrähe über der Alsenstraße schon aus dem Augenwinkel heraus wahrgenommen. Gemeinsam mit Tochter Juli (2) beobachtet die 34-jährige Biologin die Vogelwelt ganz bewusst auch vom eigenen Balkon aus: „Ich finde es schön, ihr das mitzugeben und wenn sie dann beim Frühstück zu mir sagt: Mami, da ist ein Rotkehlchen!“

Kinder zählen mit

Für die „Schulstunde der Wintervögel“ vom 10. bis 14. Januar bietet die Naturschutzjugend (Naju) auf www.naju.de/sdw Zählkarten, eine neue Broschüre mit Aktionsideen für Lehrende und einen Wettbewerb zu „Spuren im Schnee“ für Kindergruppen und Schulklassen an. Die Zählergebnisse der Kinder fließen in die Nabu-Auswertung ein.

Auf seiner Internetseite (www.nabu.de) dokumentiert der Naturschutzbund Deutschland die Ergebnisse der „Stunde der Wintervögel“ sehr ausführlich. Es gibt unter anderem eine Rangliste der am häufigsten gesehenen Vögel in Gärten, Parks oder auf Balkons.

Ebenso Familie Schweinsberg schaut sich seit einigen Jahren die gefiederten Freunde bewusster an. Maximilian Schweinsberg, der bis vor kurzem beruflich als Biologe eher tropische Tiere ins Visier nahm, legt nun seit Augenmerk verstärkt auf die heimische Vogelwelt.

„Erstens finde ich es wichtig, mitzubekommen, ob in der Stadt Tierarten verschwinden oder dazu kommen. Zweitens möchte ich die Kinder für das Thema sensibilisieren“, so der 37-Jährige. Seine Tochter Charlotte (3) denkt bereits über verschiedene Vogelarten nach und berichtet von einem „Rotkehlchen in Recklinghausen“ und einem „Einhorn-Vogel in Düsseldorf“, was doch in jedem Fall ein Anfang ist.

Fernglas hilft bei der Bestimmung der Arten

Für die Vogelbeobachtung empfehlen Schweinsberg und van der Lugt ein Fernglas, damit es richtig Spaß macht. Außer der Optik gelten ja die Stimmen als Erkennungszeichen vieler Vögel. Maximilian Schweinsberg winkt ab: „Das ist so schwierig. Ich habe das aufgegeben“, lacht er.

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„Da habe ich eine gute App für dich: BirdNET“, rät Anne van der Lugt. Die kostenlose App nimmt die Vogelstimmen auf und liefert mit hoher Trefferquote die Antwort, welcher Piepmatz es sein könnte.

Durch genaues Hinsehen und Hinhören erkannten die Familien an der Alsenstraße am Sonntag jede Menge Vögel. Maximilian Schweinsberg meldete am Abend: acht Kohlmeisen, neun Ringeltauben, fünf Rabenkrähen, drei Amseln, zwei Elstern und ein Sperling.