Bochum. Wer in Bochum ein Taxi bestellt, kann bislang nicht ausdrücklich einen Fahrer mit 2G-Nachweis rufen. So stellen sich die Taxi-Unternehmer auf.
Seit Montag können Fahrgäste in Dortmund ausdrücklich ein „2G-Taxi“ bestellen – also eines, dessen Fahrerin oder Fahrer entweder geimpft oder genesen ist. Ein solches Angebot macht die Bochumer Taxizentrale bislang nicht – einzelne Taxi-Unternehmer mit durchgeimpftem Personal könnten mit diesem Vorteil nun werben.
„Einmal kam eine Anfrage, ob ein geimpfter Fahrer kommen kann“, erinnert sich Ramazan Ünal, Inhaber von „Taxi Ünal“, „Die Antwort war: ,Alle unsere Fahrer sind geimpft.“ In den Monaten zuvor hätte es viele Nachfragen nach den Trennscheiben im Taxi gegeben. „Außerdem haben viele Ungeimpfte angerufen und gefragt, ob wir sie mitnehmen“, berichtet Ünal, „Unsere Antwort lautet da: ,Wenn möglich, bitte mit Test kommen.’“ Ablehnen könne er ungeimpfte Fahrgäste aber nicht. „Aktuell brauchen wir jede Fahrt!“
Bochumer Taxifahrer antwortet Kundschaft: „Ich selbst bin geimpft.“
Bei „Taxi Kappel“ hätten schon öfter Fahrgäste nach dem Impfstatus der Fahrerinnen und Fahrer gefragt. „Bei uns sind alle zweimal oder schon dreimal geimpft“, berichtet Geschäftsführer Keser. Wie in vielen Taxen sind bei „Taxi Kappel“ nun keine Trennscheiben zwischen Fahrer und Fahrgästen (mehr).
Entsprechende Rückfragen kennt auch Ugur Kaya, der als „Taxibetrieb Kaya“ mit seinem einzelnen Taxi in Bochum unterwegs ist und seine Fahrten von Bochums Taxizentrale zugeteilt bekommt. Seine Antwort lautet: „Ich selbst bin geimpft.“
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Bei der Zentrale der Taxi Bochum eG sind Nachfragen nach dem Impfstatus der Fahrerinnen und Fahrer „absolut selten“, sagt Christian Weidmann, hauptamtlicher Vorstand. Die meisten Nachfragen der Fahrgäste würden lauten: „Ich bin nicht geimpft – darf ich mit dem Taxi fahren?“ Weidmanns Antwort auf solche Fragen sei stets: „Unsere Fahrer tragen eine Maske, sie müssen eine Maske tragen – das war’s!“
2G-Abfrage sei für Taxizentrale „ein Riesenaufwand“
Die Taxizentrale stelle Fahrerinnen und Fahrer so zur Verfügung, „wie es gesetzlich vorgegeben ist: 3G“ – also geimpft, genesen oder negativ-getestet. Für die Kontrolle der 3G-Nachweise der Taxi-Fahrerinnen und -Fahrer seien die jeweiligen Taxiunternehmen selbst verantwortlich.
Auf WAZ-Nachfrage versichert Weidmann, den Status aller Fahrerinnen und Fahrer abfragen und in das Taxifahrten-Verteilsystem der Zentrale einspeisen lassen zu wollen. „Aber wir müssen von Hunderten Fahrern die Nachweise einholen – das ist sehr umfangreich!,“ so Weidmann. „Die Düsseldorfer und die Dortmunder Taxizentralen machen das jetzt, dann müssen wir das auch anbieten als Fahrten-Vermittler.“
Taxi-Branche in der Pandemie
Laut Christian Weidmann von der Taxi Bochum eG ist es den Taxi-Unternehmen selbst überlassen, wie viele Fahrgäste sie mitnehmen: „Manche sind vorsichtig – aber die meisten Unternehmen lasten ihre Autos voll aus.“Zwar hätte sich die Auftragslage etwas erholt, „aber wir sind immer noch weit von 2019 entfernt“, so Weidmann, „Das erste Halbjahr 2021 war am schlimmsten.“Home-Office führe zu weniger Geschäftsreisen, Messen und Veranstaltungen. Auch Hotels seien weniger ausgelastet und verschobene OPs führten zu weniger Krankenfahrten.
Der hauptamtliche Vorstand der Taxi Bochum eG befürchtet: „Das wird ein Riesenaufwand für wahrscheinlich wenig Nachfrage.“ Solange er nicht einen gewissen Stamm an nachweislich geimpften Fahrern habe, könne er den Wünschen von Kunden nach einem 2G-Fahrer nicht nachkommen. „Wenn ein verfügbarer geimpfter Fahrer gerade in Gerthe ist, kann ich den nicht zum Kunden nach Linden schicken – das ist unwirtschaftlich!“
„Es ist in diesen Tagen sehr riskant, als Taxifahrer unterwegs zu sein.“
Die Frage nach geimpften oder genesenen Taxifahrern hält Weidmann für einen aktuellen „Trend“: „Aber die Hauptsache ist, dass unsere Fahrgäste eine Maske tragen.“ Insbesondere am Wochenende würden sich viele Kunden weigern, im Taxi eine Maske zu tragen und teilweise dabei aggressiv werden. „Man will ja auch keine körperliche Auseinandersetzung mit jemandem eingehen, der keine Maske trägt“, sagt er. „Es ist in diesen Tagen sehr riskant, als Taxifahrer unterwegs zu sein.“
Manchmal würden die Fahrerinnen oder Fahrer dann nachgeben, andere verweigerten die Mitnahme der Maskenverweigerer, berichtet Weidmann. Wenn der Fahrer das glaubhaft der Taxizentrale erklärt, hätten die dortigen „Funker“ auch den Handlungsspielraum, ihm eine „Anschlussfahrt“ als Ausgleich zu geben.
„Wir kontrollieren nicht den Status der Fahrgäste, müssen wir auch nicht“, so Weidmann, „Wir transportieren jeden, der nicht gerade Corona-positiv ist – ansonsten fahren wir alle.“ Wer infiziert sei, müsse sich privat um eine Fahrt oder einen Krankentransport bemühen.
WAZ-Informationen zu Folge schickte die Zentrale von Taxi Bochum im Anschluss an das Interview mit unserer Redaktion eine Nachricht an alle Taxi-Fahrer der Zentrale heraus: Die 3G-Nachweise der Fahrerinnen und Fahrer sollten nun erfasst werden. Möglicherweise können Bochumer Fahrgäste künftig doch ausdrücklich eine „2G-Fahrt“ buchen.