Bochum. Nach dem Feiern im Bermuda3Eck sollen drei Gelsenkirchener Polizisten einen Bochumer Taxifahrer verletzt haben. Das Verfahren wird eingestellt.
Nervös fummelt der 71-jährige an den Trägern seines Stoffbeutels herum, als er am Freitag im Zeugenstand seine Aussage machen soll. Der verrentete Fernmeldetechniker holt nachts Betrunkene mit seinem Taxi vom Bermuda3Eck ab. In der Nacht im April 2019 sei es eigentlich nur um 5.30 Euro gegangen. Doch als die Polizei eintrifft, liegt der 71-jährige Taxifahrer am Boden und wird von seinen Fahrgästen am Boden fixiert.
Vor dem Bochumer Amtsgericht wird am Freitag das Verfahren gegen drei Beamte der Gelsenkirchener Polizeiwegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung eingestellt. Den Angeklagten (23 bis 28) wurde zu Last gelegt, nach dem privaten Feiern im Bermuda3Eck den Taxifahrer körperlich misshandelt zu haben.
Bochumer Taxifahrer und Polizeibeamte streiten sich um fünf Euro
Die Angeklagten, ein 26-jähriger Mann aus Münster sowie ein 28-jähriger Mann und eine 23-jährige Frau aus Gelsenkirchen, hatten in der Tatnacht gegen 3.45 Uhr ein Taxi für ihre Rückfahrt nach Gelsenkirchen gesucht. Der Taxifahrer ließ sie einsteigen, war jedoch nicht mit einem Festpreis für die Fahrt einverstanden. Als die drei angetrunkenen Polizeibeamten ohne Uniform dann nach wenigen hundert Metern an der Ecke Westring/ Viktoriastraße wieder aussteigen wollten, verlangte der Fahrer die Zahlung laut Taxameter von 5.30 Euro.
„Wir haben die fünf Euro nicht eingesehen“, sagt der 28-Jährige vor dem Bochumer Amtsgericht. Daraufhin rief der Taxifahrer die Polizei, wobei der 28-Jährige dessen Handy nahm und den Beamten der Leitstelle erklärte, er sei selbst Polizist. Wie sich die anschließenden Minuten abspielten, wird von den drei Tatverdächtigen, dem 71-jährigen Zeugen und weiteren Passanten unterschiedlich beschrieben.
Während sie auf die Polizei warteten, aßen die drei Polizisten im Taxi Pizza. Als der 28-jährige Mann auf die Aufforderung des Taxifahrers hin nicht damit aufhörte, versuchte dieser ihn aus dem Taxi zu ziehen. Laut dem Fahrer habe der 28-Jährige ihm daraufhin mehrfach in die Brust geboxt. Der Angeklagte selbst sagt aus, er habe den Taxifahrer nach einer Ohrfeige lediglich von sich weggestoßen.
Zeuge will Schläge gegen den am Boden liegenden Mann gesehen haben
Laut dem Fahrer brachten der 28-Jährige und seine 23-jährige Kollegin ihn dann bäuchlings zu Boden, fixierten ihn, schlugen und traten mehrmals auf ihn ein. Die Angeklagten bestreiten die Tritte und Schläge. Der 28-Jährige gibt an, er hätte den Taxifahrer mit einem „Einsatzgriff“, den er aus seinem Dienst kenne, zu Boden gebracht. Auch ein Passant sagte aus, er habe gesehen, wie schemenhaft Fäuste auf den am Boden liegenden Mann eingingen. Ob und wenn ja wer den Fahrer am Boden verletzt hat, klärte das Amtsgericht am Freitag nicht.
Auch weil der 71-jährige Zeuge widersprüchliche Aussagen machte, einigte sich die Staatsanwaltschaft mit den Verteidigern auf die Einstellung des Verfahrens unter Auflagen. Der 28-Jährige und die 23-Jährige müssen 1500 beziehungsweise 600 Euro für einen guten Zweck zahlen. Ohne Auflagen wurde das Verfahren gegen den 26-Jährigen eingestellt, der laut dem Fahrer nicht an der Tat beteiligt war und lediglich seinen Kopf am Boden fixiert habe.
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