Bochum. Die Bochumer Feuerwehr hat ihre neue Leitstelle in Betrieb genommen. Sie kostet 7,3 Millionen Euro. Sie ist kompatibel mit der Feuerwehr Herne.
Einer der wichtigsten Arbeitsplätze der ganzen Stadt Bochum ist am Dienstag komplett neu in Betrieb gegangen. Die Bochumer Feuerwehr arbeitet jetzt mit einer hochmodernen Leitstelle, die zahlreiche Besonderheiten aufweist. Gegen 14.25 Uhr kam dort der erste Notruf rein.
Feuerwehrchef Simon Heußen: „Für uns ist es ein sehr bedeutsamer Tag.“
Thomas Lindemann, Leiter der Abteilung operative Dienste bei der Feuerwehr, spricht angesichts der Komplexität der Technik und der hohen Verantwortung für die Bochumer Bevölkerung von einem „Mammutprojekt“. 7,3 Millionen Euro hat die Stadt in die neue Leitstelle investiert, deren Software „Cobra 4“ heißt. Sie sei auf dem neuesten Stand, sagt Feuerwehr-Dezernent Sebastian Kopietz.
Leitstellentechnik in Bochum und Herne passt genau zusammen
Mit dem Start der High-Tech-Anlage im vierten Stock der Hauptwache in Werne beginnt jetzt eine deutschlandweit einzigartige Zusammenarbeit zwischen zwei Städten: Die Feuerwehren Bochum und Herne haben jetzt exakt die gleiche Leitstellentechnik und können sich im Notfall gegenseitig unterstützen, weil alles bis ins Detail zusammenpasst und kombinierbar ist.
Sollte eine der beiden Leitstellen komplett ausfallen (Brand, Stromausfall, Anschlag etc.), kann rund um die Uhr sofort die jeweils andere Leitstelle einspringen und den Kolleginnen und Kollegen der jeweils anderen Stadt einen komplett ausgestatteten Arbeitsplatz anbieten. „Wenn Herne ausfällt, übernimmt Bochum. Wenn Bochum ausfällt, übernimmt Herne“, sagt Kopietz.
Auch bei extrem hohen Notruf-Aufkommen unterstützen sich Bochum und Herne
Außerdem können sich die beiden Feuerwehren auch dann gegenseitig unterstützen, wenn wegen Unwetterlagen extrem viele Menschen gleichzeitig die 112 wählen. In so einem Fall können die Feuerwehrkräfte von ihrer eigenen Leitstelle aus die Anrufe aus der Nachbarschaft annehmen und bearbeiten.
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Möglich wurde dies nicht nur durch die kompatible Technik, sondern auch einen An- und Umbau in der Hauptwache. Bisher hatte die Bochumer Leitstelle (sie war in einem Rondell-Aufbau für jedermann gut vom Werner Hellweg aus zu sehen) auf 100 Quadratmetern vier Arbeitsplätze für die Disponenten; das sind die Feuerwehrkräfte, die die Notrufe entgegennehmen und gegebenenfalls blitzschnell Kolleginnen und Kollegen rausschicken. Auf derselben Etage, im ehemaligen „großen Führungsraum“, wurde Platz geschaffen für neun „Einsatzleitplätze“ auf 280 Quadratmetern.
Täglich rufen 220 bis 230 Menschen den 112-Notruf in Bochum an
An jedem Schreibtisch stehen fünf Bildschirme
Leiter der Leitstelle ist Feuerwehrmann Lars Schwede.
Jeder einzelne Leitstellenplatz hat fünf Bildschirme nebeneinander.
Die neue Technik weist auch ein paar Spezialitäten auf: etwa einen „Routing-Server“, der aktuelle Sperrungen und Baustellen erkennt und die Einsatzwagen rechtzeitig umleitet.
Die Hauptwache in Werne wurde 1996 eingeweiht. Baukosten damals: 55 Millionen Mark.
Im Normalfall arbeiten dort aber nur drei bis vier Disponenten gleichzeitig. Täglich bedienen sie zwischen 220 und 230 Notrufe, wobei nicht jeder 112-Anruf auch zu einem Einsatz führt.
Die Inbetriebnahme der Anlage ist für die Feuerwehr „eine große Herausforderung“, sagt Lindemann. „Kein Notruf darf verloren gehen.“ Die Umstellung ist ein fließender Prozess, die Nachjustierung wird noch einige Wochen oder Monate dauern.
Die Planung für die neue Leitstelle begann bereits 2017, Baustart war Ende 2019. „Für ein Projekt dieser Komplexität ist dies eine gute, sehr konsequente Umsetzung“, so Feuerwehr-Dezernent Kopietz.