Bochum-Werne. Die Tage der Rüsingschule in Bochum sind gezählt. Bald wird sie abgerissen. An ihrer Stelle werden mehrere Häuser gebaut – und ein Kindergarten.

Seit fast zehn Jahren steht sie leer: die Rüsingschule in Bochum-Werne. Auch auf dem Schulhof herrscht seither kein Leben mehr. Dieser trostlose Zustand soll sich bald ändern. Denn für das frühere Schulgelände gibt es Pläne. Neue Häuser sollen hier gebaut werden – und eine Kita.

Bochum: Alte Grundschule wird abgerissen – für neue Häuser und eine Kita

Den Verkauf des Grundstücks an Rüsingstraße und Anemonenweg in Werne hatte der Haupt- und Finanzausschuss bereits Ende Oktober 2019 beschlossen. Über ein Interessenbekundungsverfahren hatte die Stadt Bochum das 6627 Quadratmeter große Grundstück an den Markt gebracht. Mindestgebot: 660.000 Euro.

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Für welchen Betrag das Areal schließlich den Besitzer wechselte, ist Verschlusssache. Bekannt ist nur, dass die Bollmann-Gruppe aus Querenburg den Zuschlag bekam. Sie plant am Standort drei große Geschossbauten mit Mietwohnungen. 40 bis 50 sollen es am Ende sein, sagt Projektleiter Thomas Janicki auf WAZ-Anfrage.

Der Bauantrag sei bereits eingereicht. „Wenn mit der Baugenehmigung alles gut läuft, wollen wir im Sommer, spätestens im Herbst 2022 anfangen zu bauen“, stellt Janicki den Zeitplan vor. Bis dahin muss die alte Grundschule abgerissen sein. Und nicht nur die. Auch ein alter Luftschutzstollen der früheren Vollmondschule muss zurückgebaut werden; er wurde 1975 vollständig verfüllt. Dies alles soll „vermutlich Anfang 2022 passieren“.

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Vorsicht ist bei den Bodenarbeiten geboten, weil sich das Grundstück in einem bekannten Bombenabwurfgebiet befindet. Laut Stadt ist es daher „zwingend erforderlich, die zu bebauenden Flächen und Baugruben auf darunter befindliche Kampfmittel abzusuchen.

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Die Bauzeit wird laut Janicki rund zwei Jahre dauern. Geplant seien „sehr moderne Wohnungen zu marktkonformen, aber fairen Mietpreisen“. Sie sollen „klein bis familiengerecht und für Jung bis Alt sein“. Auch öffentlich-geförderter Wohnraum werde entstehen, „wahrscheinlich zu 50 Prozent“, also mehr als die Vorgabe (mindestens 30 Prozent).

Rüsingschule wurde 1879 gebaut

Mit der Inbetriebnahme der Werner Zechen hatte die Bevölkerung im 19. Jahrhundert stark zugenommen, so dass viele Schulen fehlten. Eine der neuen Schulen, die gebaut wurden, war die Vollmondschule an der Rüsingstraße 15. 1879 zog die erste Klasse ein. 1929, im Jahr des 50-jährigen Bestehens der Vollmondschule, wurde Werne in die Stadt Bochum eingemeindet. Dadurch mussten Straßen und Schulen umbenannt werden. Aus der Kampstraße wurde die Rüsingstraße und die Vollmondschule wurde in Rüsingschule umbenannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rüsingschule, die nicht zerstört worden war, als Gemeinschaftsschule eröffnet und zählte laut Internetseite der Von-Waldthausen-Grundschule 457 Schülerinnen und Schüler. Mit der Schulreform 1968 wurde aus der Volksschule Rüsingstraße eine Grundschule. Die Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 siedelten in die Hauptschule Wittekindstraße über. Die Grundschule Rüsingstraße wurde durch eine Elternabstimmung wieder zu einer Gemeinschaftsschule.

Mit Beginn des Schuljahres 2008/2009 wurden die GGS Von-Waldthausen-Straße und die Rüsingschule zur Von-Waldthausen-Schule zusammengelegt. Zum Ende des Schuljahres 2010/2011 wurde der Teilstandort Rüsingstraße geschlossen. Die beiden noch verbleibenden Klassen zogen zur Von-Waldthausen-Schule.

Vorgegeben ist auch, dass die Gebäude der Wohnanlage in Werne ein Satteldach haben, damit sie sich optisch in die Siedlungsstruktur einfügen. Parkraum ist in einer Tiefgarage vorgesehen.

Die Mehrfamilienhäuser werden zur Straße hin gebaut. Der Kindergarten wird hinten, im inneren Bereich, also geschützt, errichtet. Vorgesehen ist eine viergruppige Kita mit U- und Ü-3-Betreuung. Das Grundstück wird circa 1500 Quadratmeter groß sein, von denen das Gebäude knapp die Hälfte einnimmt. Da die Stadt nicht als Träger der Kita infrage kommt, muss sich der Investor kümmern. „Wir sind da in sehr aussichtsreichen Gesprächen“, sagt Thomas Janicki.

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Für den Bau der Wohnanlage müssen auch Bäume weichen; es wurde ein Antrag auf Entfernung von 24 Bäumen gestellt. Als Ersatzpflanzung sind 58 Laubbäume mit einem Mindeststammumfang von 20 Zentimetern zu pflanzen, zu erhalten und zu pflegen.

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Eine vollständige Umsetzung dieser Ersatzpflanzungen wird auf dem Baugrundstück durch die Neubebauung mit Tiefgarage nicht möglich sein. Laut Stadt werden lediglich sechs Ersatzbäume gepflanzt. Die restlichen 52 Bäume werden demnach mit je 1200 Euro pro Baum ausgeglichen. Die Stadt Bochum will an anderer Stelle im Stadtgebiet die erforderlichen Bäume pflanzen und die weitere Pflege und Erhaltung durchführen.

Auch die städtischen Bäume am Anemonenweg – zwei Eichen, eine Buche und drei Ahornbäume – müssen dem Vorhaben weichen.